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Summary12.08.2025

Wie KI das Radio verändert

Und wo die Grenzen der Technologie sind

Thomas Barthel - Founder & Herausgeber - Meinungsbarometer.info Quelle: Meinungsbarometer.info Dipl.- Journ. Thomas Barthel Founder & Herausgeber Meinungsbarometer.info

Das Radio steht vor einen Umbruch. In den Reichweiten ist das oft totgesagte Medium erstaunlich konstant, auch die Umsätze sind relativ stabil. Ein echte Revolution könnte mit Künstlicher Intelligenz ins Haus stehen, schon werden erste Stationen von künstlichen Moderatoren moderiert. Und im Hintergrund verändert KI die Prozesse bei Sendern und Unternehmen. 

„Die größten Potentiale für die Radiobranche liegen darin, KI-Anwendungen für die Verbesserung des eigenen Angebots zu nutzen, den digitalen Transformationsprozess zu beschleunigen, Kosten zu senken und die Vielfalt und Qualität des eigenen Angebots zu steigern“, erklärt Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP) in unserer Fachdebatte. KI-Systeme eignen aus ihrer sich für Privatsender vor allem für die Automatisierung von routinemäßigen oder repetitiven Arbeitsprozessen. Auch die Steuerung und Personalisierung der Angebote könne verbessert werden -etwa bei der Individualisierung von Angeboten und/oder Empfehlungen, um verstärkte Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzer, Verbesserungen in der Programmsteuerung auf Basis von Nutzungsdaten, oder um text- bzw. sprachgesteuerte Suchfunktionen. Verbesserungen seien auch in der Qualitätssicherung möglich, etwa durch eine KI-unterstützte Qualitätsüberwachung.

„KI wird das Radio durch neue kreative und technische Prozesse prägen, die neue Formen der Hörererfahrung schaffen“, sagt auch Grit Leithäuser Geschäftsführerin RADIOZENTRALE GmbH. Die Herausforderung werde darin bestehen, ein Gleichgewicht zwischen technischer Perfektion, Authentizität und der Weitergabe und vor allem Prüfung von fundierter journalistischer Arbeit zu finden, damit der emotionale Kern von Radio bewahrt werden kann. Die gelte insbesondere bei den aktuellen Debatten über Fake News in einer fragmentierten Medienlandschaft.

Für Ruth Meyer, Direktorin der Landesmedienanstalt Saarland und bei den Medienanstalten verantwortlich für die Audio-Trends sowie das Thema KI, vereinfachen KI-Anwendungen die Produktion von Beiträgen enorm und sind unter ökonomischen Aspekten hochinteressant. „Besonders spannend finde ich, dass manche Qualitätsmedien KI gezielt einsetzen, um `gegen den Trend´ zu recherchieren und zu berichten.“ Targeting und Personalisierung seien zudem durch KI noch deutlich zielgenauer geworden. Eine Grenze ist für dort erreicht, wo menschliche Identität und Interaktion durch KI vorgetäuscht wird und mit Cheap oder Deep Fakes Personen oder Wahlen manipuliert werden.

Prof. Dr. Thomas Liesen vom Studiengang Ressortjournalismus Hochschule Ansbach, verweist daneben darauf, dass Befragte immer wieder äußern, dass sie Arbeitsplätze in Gefahr sehen durch Nutzung von KI. „Was die journalistische Arbeit angeht, teile ich diese Befürchtung im Moment.“ Redaktionen verschiedener Medienhäusern neigen unter dem allseits herrschenden Sparzwang Leitungsebenen, Ressourcen für journalistische Arbeit zu kürzen und durch KI zu ersetzen. „Für mich wäre das ein Schritt in genau die falsche Richtung, insbesondere wenn es um Recherchen geht.“ Die wichtigste Basis für einen Journalismus, der seine demokratischen Funktionen erfüllt und gleichzeitig Akzeptanz in der Bevölkerung erfährt, seien profunde und faktenbasierte Recherchen, die für Mediennutzer relevante Sachverhalte beleuchten. Hier könnten KI-Tools sehr gut unterstützen, so bei Datenauswertungen oder beim Fact-Checking. Dennoch entbinde dieser KI-Einsatz keinesfalls von der ständigen fachkundigen Überprüfung seines Outputs.

Auch Timo Naumann, Geschäftsführer Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen, sieht zwar erhebliches Potenzial für die Vorbereitung und Produktion von Inhalten und die Erleichterung immer wiederkehrender (administrativer) Aufgaben, dagegen bewertet er geklonte Stimmen, KI-Personalities oder KI gestützte Moderation aktuell noch als Hype. „Auch wenn es nicht mehr lange dauert, bis die ersten Voice-Anwendungen ein Niveau erreicht haben werden, das nicht mehr von echten Stimmen zu unterscheiden ist, werden diese im Live-Betrieb oder in kritischen und ungeplanten Situationen sowie bei emotionalen Themen hinter dem echten Menschen und echter Stimme zurückbleiben“, prognostiziert er. Radiosender seien weiterhin gut damit beraten, in nachgefragten Sendestrecken auf echte Menschen am Mikrofon zu setzen. Der transparente Einsatz von KI gestützten Stimmen und Inhalten in Randzeiten, bei Servicemeldungen oder Online, werde perspektivisch schnell und flächendeckend zum Einsatz kommen und auch akzeptiert werden – sofern dies transparent erfolge. Vollständig KI gestaltete Programm haben seiner Meinung nach hingegen keine Chance, Nutzer langfristig an ein Produkt zu binden - denn Radio sei auch im Jahr 2025 ein sehr emotionales Produkt.

Thomas Nagel, Studienleiter Akademie für Neue Medien in Kulmbach. Hat in diesem Zusammenhang klare Forderungen an die Politik. So brauche bereits in der Schule ein Fach: Mediennutzung. „Wie gehe ich mit Medien um, wie nutze ich die Medien richtig, welche Wirkung und Reichweite haben Hass-Kommentare  und Fake-News und wie kann ich KI generierte Inhalte nachprüfen. Stichwort Faktencheck“, konkretisiert er dessen nötigen Inhalt. Er zitiert eine internationale Umfrage, nach der nur 27 Prozent der Deutschen die Ergebnisse von KI-Tools wie ChatGPT überprüfen. Darüber hinaus brauche es eine Kennzeichnungspflicht bei rein KI generiertem Inhalt.

Nach der Beobachtung von Prof. Dr. Michael Graßl, Professor für Journalismus und Medienmanagement Hochschule Macromedia, ist der Audio-Bereich jener, der sich im Medienkosmos seit Einführung von ChatGPT am schnellsten entwickelt hat. Man habe ja schon seit längerer Zeit KI-Radios. Nach wie vor herrsche im Publikum dazu aber Skepsis, auch das zeigten Befragungen. Deshalb nimmt er in Redaktionen Tendenzen wahr, noch mehr und gezielt auf den Faktor Mensch zu setzen. „Insgesamt glaube ich also an mehr KI hinter den Kulissen, aber einer Stärkung des Menschlichen am Mikrofon.“

 

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