Voice-Cloning, automatisierte Spot-Produktion, optimierte Programm-Planung - wie wird KI das Radio in den nächsten fünf Jahren ganz grundsätzlich verändern?
KI wird sicher in der automatisierten Spot-Produktion unterstützen. Wichtig wird es sein, inhaltlich sauber zu prompten. Aus meiner Sicht bietet die KI noch wenig Kreativität. Im Grunde ist prompten die Art und Weise, wie wir mit KI-Systemen interagieren, indem wir ihnen Befehle in Form von Text, Bildern oder anderen Daten geben. Wird diese Information beliebig, werden auch die Spot-Produktionen austauschbar. Früher fand sich der Musikgeschmack des Musikredakteurs im Programm wider, der Moderator musste im Studio vor Ort sein. Heute können Moderatorinnen und Moderatoren ihre Breaks vom Schreibtisch zuhause in die Programm-Planung integrieren. Das bietet große Chancen, aber auch die Gefahr, dass das Timing nicht eingehalten und Sendemoderationen austauschbar sind. Der programmliche Unterschied besteht dann nur noch in der Station ID.
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Welche Potenziale sehen Sie in KI generierten personalisierten Radioprogrammen?
Die Lokalrundfunktage Nürnberg haben gezeigt: Die Zukunft des Regionalradios ist lokal, lokal, lokal. Auch wenn einzelne Radiostationen bereits eine KI generierte Moderatorin oder einen Moderator einsetzen. Die Schlagfertigkeit, Spontaneität, das Reagieren auf Ereignisse in Sekundenschnelle kann nur der gut ausgebildete Nachwuchsjournalist oder die geschulte Moderatorin. Interaktion lernt die KI zugegeben schnell. Ich denke in das Lokalradio besetzt die Nische Lokal perfekt und hat hier auch noch trotz Streaming-Diensten Potenzial. Auch wenn wir 24/7 informiert werden, die KI im Wirtschafts- und Sportjournalismus Artikel selbst schreibt, es braucht Journalistinnen und Journalisten, die Hintergrund bieten, einordnen, Orientierung geben.
In einer aktuellen Studie stehen viele Befragte KI namentlich im journalistischen Bereich kritisch gegenüber - wie bewerten Sie das?
Viele Menschen informieren sich aus der Social Media Blase. Redaktionen haben Stellen abgebaut, die Papierkosten für gedruckte Zeitungen sind hoch, einzelne Ausgaben zum Beispiel montags in Thüringen erscheinen meines Wissens nur noch online, der Mindestlohn macht das Austrage der Zeitung teuer. Dazu kommen Artikel, die mit KI ungefiltert und ungeprüft veröffentlicht werden. Die Frage wird sein: Sind Menschen bereit für guten Content zu bezahlen und was ist es den Hörern, Lesern, Usern der Qualitätsjournalismus wert. Inhalte wurden in den letzten Jahren verramscht, ähnlich wie Serviceleistungen der Banken. Wir brauche wir ein Bewusstsein, dass gute Information etwas kosten muss.
Welchen Regulierungsbedarf aus der Politik sehen Sie in diesem Bereich?
Es braucht bereits in der Schule ein Fach: Mediennutzung. Wie gehe ich mit Medien um, wie nutze ich die Medien richtig, welche Wirkung und Reichweite haben Hass-Kommentare und Fake-News und wie kann ich KI generierte Inhalte nachprüfen. Stichwort Faktencheck. Laut einer internationalen Umfrage überprüfen nur 27 Prozent der Deutschen die Ergebnisse von KI-Tools wie ChatGPT. Experten warnen vor zu viel Vertrauen. Darüber hinaus braucht es eine Kennzeichnungspflicht bei rein KI generiertem Inhalt.