Das „Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz“ (DEMIS) soll bis Ende 2022 allen Gesundheitsbehörden in Bund und Ländern zur Verfügung stehen. Wie sind die Gesundheitsbehörden in Ihrem Bundesland in der digitalen Transformation heute aufgestellt?
Nach unserem aktuellen Informationsstand werden die Anforderungen von DEMIS an die IT-Ausstattung und Befähigung der Gesundheitsbehörden durch die Zentralisierung der Datenbankstrukturen geringer sein, als beim aktuellen System. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass es bei der Ausrollung von DEMIS – abgesehen von den üblicherweise mit einer grundlegenden Systemumstellung einhergehenden Herausforderungen – zu keinen substanziellen Problemen kommen wird. Diese sind somit gut aufgestellt für diese digitale Transformation.
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Welche Herausforderungen gibt es bei der digitalen Vernetzung der Gesundheitsbehörden untereinander?
Aktuell besteht eine wichtige Herausforderung bei der digitalen Vernetzung der Gesundheitsämter in der datenschutzkonformen Übertragung von Informationen und Dokumenten zwischen verschiedenen Gesundheitsämtern. Ich denke z.B. an Laborbefunde oder Angaben zur Nachverfolgung von Infektionsketten. Da bei der Übertragung von Gesundheitsdaten hohe Anforderungen an den Datenschutz gestellt werden, darf die Übermittlung solcher Informationen beispielsweise nicht per E-Mail erfolgen. Das RKI hat eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut, die den sicheren Datenaustausch zwischen dem RKI und den Landesstellen oder dem RKI und den Gesundheitsämtern in beide Richtungen ermöglicht (SurvNet). Um einen solchen, sicheren Datenaustausch auch zwischen den Gesundheitsämtern zu ermöglichen, wird derzeit z.B. das Programm SORMAS entsprechend weiterentwickelt.
Der Bund unterstützt die Digitalisierung der Gesundheitsbehörden mit verschiedenen Programmen – sind diese hinreichend?
Das aktuell am meisten im Infektionsmeldesystem eingesetzte Programm des Bundes ist SurvNet@RKI. Es handelt sich dabei um ein auf die Bedürfnisse des Infektionsschutzes zugeschnittenes Datenbanksystem, das durch das RKI kontinuierlich weiterentwickelt wird. SurvNet@RKI ermöglicht neben komplexen Datenbankabfragen auch die standardisierte Übertragung von Fall- und Ausbruchsdatensätzen entlang der gesetzlich vorgegebenen Meldewege. Zudem kann in das System eingetragen werden, ob der Fall durch die Corona-Warn-App erkannt worden ist. Im Herbst 2020 wurde darüber hinaus die Funktionalität von SurvNet@RKI für die Verwaltung und Nachverfolgung von Kontaktpersonen deutlich verbessert. Das Programm wird damit mit seinen Funktionalitäten den Anforderungen der Gesundheitsbehörden auf landes- und kommunaler Ebene gerecht.
Aktuell wird SORMAS um Schnittstellen zu SurvNet@RKI und DEMIS erweitert, damit die Gesundheitsämter SORMAS für das Fall- und Kontaktpersonenmanagement, zur besseren Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten sowie zur Vernetzung untereinander nutzen können. Darüber hinaus steht ein digitales Symptomtagebuch zur Betreuung von Kontaktpersonen zur Verfügung. Auch hier ist die Integration in SORMAS/SurvNet zeitnah geplant.
Insgesamt wurden seitens des Bundes somit zahlreiche Schritte zur digitalen Weiterentwicklung der Gesundheitsämter unternommen. Vor dem Hintergrund. dass wir ein möglichst bundeseinheitliches Vorgehen anstreben, begrüße ich das sehr.
Digitale Gesundheitsdaten sind besonders sensibel. Wie kann ein effizienter Datenschutz gewährleistet werden?
Die im Infektionsmeldesystem enthaltenen Meldedaten, die an das RKI übermittelt werden, wurden zuvor pseudonymisiert. Besonders sensible Daten werden gar nicht erst übertragen und liegen nur in den kommunalen Gesundheitsämtern vor. Die personenbezogenen Daten in den Gesundheitsämtern sicher zu speichern und vor unbefugten Zugriffen zu schützen, ist somit Aufgabe der kommunalen Gesundheitsämter.
Nach der Einführung von DEMIS soll der physische Transport von Daten von den Laboren, Arztpraxen und anderen meldepflichtigen Einrichtungen über die gesamte Meldekette vollständig entfallen. Die derzeit noch dezentrale Datenbankstruktur soll zentralisiert werden. So können dann alle Landesstellen und Gesundheitsämter zusammen mit dem RKI auf dieselbe Datenbank zugreifen. Verwaltet werden diese Datenbank und die Server, auf denen sie betrieben wird, durch das IT-Zentrum des Bundes.