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Fachkräftemangel als Herausforderung für Gesundheitsbehörden

Wie die Ämter und die Mitarbeiter für die Digitalisierung fit werden können

Annett Müller - Vorsitzende, DVMD - Der Fachverband für Dokumentation und Informationsmanagement in der Medizin Quelle: DVMD Annett Müller Vorsitzende DVMD - Der Fachverband für Dokumentation und Informationsmanagement in der Medizin 24.02.2021
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Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
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"Die deutschen Gesundheitsbehörden zeigen an vielen Stellen deutlichen Nachholbedarf in der Digitalisierung", konstatiert die DVMD-Vorsitzende Annett Müller. Dafür brauche es Finanzmittel für Hard- und Software - aber nicht zuletzt müsse auch das entsprechende Fachpersonal vorhanden sein. Ihr Verband sieht einen Schlüssel dafür in der Aus- und Weiterbildung.







Das „Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz" (DEMIS) soll bis Ende 2022 allen Gesundheitsbehörden in Bund und Ländern zur Verfügung stehen. Wie sind die deutschen Gesundheitsbehörden nach Ihrer Einschätzung in der digitalen Transformation heute aufgestellt?
Die deutschen Gesundheitsbehörden zeigen an vielen Stellen deutlichen Nachholbedarf in der Digitalisierung. Dies hat die aktuelle Covid-Pandemie gezeigt. Organisatorische Defizite und Schnittstellenprobleme traten hier deutlich zu tage. Das Corona-Fall-Management in den Gesundheitsämtern wurde zu Beginn der Pandemie weitestgehend per Papier und Fax durchgeführt. Informationen zum Testergebnis trafen mit deutlichen zeitlichen Verzögerungen bei den Getesteten ein. Dies lag neben Schnittstellendefiziten auch daran, dass postalische Konversation digitaler Konversation vorgezogen wurde. Somit wurde es verpasst alle technischen Möglichkeiten auszunutzen, die zur Unterbrechung von Infektionsketten hätten beitragen können. Bei der Vernetzung der Gesundheitsbehörden darf jedoch nicht nur der Meldeweg in den Gesundheitsämtern berücksichtigt werden. Vielmehr sollten Meldungen aller Erkrankungen, die unter das Infektionsschutzgesetz fallen, sofort von Laborinstituten zentral registriert werden. Gleiches gilt für Daten von Kostenträgern. Die elektronische Patientenakte (ePA) der Kostenträger ist sicher ein geeignetes Medium, um die digitale Transformation der deutschen Gesundheitsbehörden zu unterstützen.

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Welche Herausforderungen sehen Sie bei der digitalen Vernetzung der Gesundheitsbehörden untereinander?
Der DVMD e.V. beobachtet, dass bei der digitalen Vernetzung der Gesundheitsbehörden uneinheitliche Systeme, vermutlich auch verschiedene Datenstandards genutzt werden. Die daraus resultierende Schnittstellenproblematik muss zwingend durch gesteigerte Interoperabilität behoben werden.

Es bedarf einer kritischen Bewertung des Digitalisierungsgrades jedes einzelnen Amtes, um geeignete Maßnahmen einleiten und die digitale Transformation weiter vorantreiben zu können. Dies führt unweigerlich dazu, dass Arbeitsprozesse in den Ämtern und Behörden angepasst und modernisiert werden. Neben technischen Anpassungen sind der Knotenpunkt alle Mitarbeiter/innen der Ämter, die anpassungsfähig und flexibel die neuen Herausforderungen bewältigen müssen. Dies kann nur durch eine stringente Weiterqualifizierung erfolgen. Der bestehende Fachkräftemangel und die Aus- und Weiterbildung der vorhandenen Mitarbeiter/innen im Bereich der digitalen Möglichkeiten und Lösungen ist daher eine weitere Herausforderung.

Die digitale Vernetzung der Gesundheitsbehörden muss an bereits etablierten Werkzeugen ansetzen. Zentrales Medium ist die ePA der Kostenträger, die durch alle Leistungserbringer seit 1. Januar 2021 digital befüllt werden muss. Hier werden internationale Standards, wie bspw. IHE-XDS Profile verwendet. Die Herausforderung dabei ist, die Fachkompetenz aller Mitarbeiter/innen in den Gesundheitsbehörden herzustellen. Nicht nur in der Anwendung, sondern auch für eine qualitative Datenbasis. Eine weitere Herausforderung ist die Schaffung der notwendigen technischen Voraussetzungen in den Gesundheitsbehörden. Hier müssen Finanzmittel in Hard- und Software, aber auch Fachpersonal bereitgestellt werden. Die Gesundheitsbehörden müssen sich zudem öffnen und weitere Ausbildungsgänge nutzen und Fachpersonal selbst ausbilden. Die Ausbildungs- und Studiengänge des Medizinischen Informationsmanagements sind hier ideal.

Der Bund unterstützt die Digitalisierung der Gesundheitsbehörden mit verschiedenen Programmen – sind diese hinreichend?
Die Vorteile der Digitalisierung können nur ausgeschöpft werden, wenn Gesundheitsbehörden im Sinne der Interoperabilität gemeinsame Programme nutzen. Jegliche Nutzung unterschiedlicher Programme ist erschweren einheitliche Lösungen und Implementierungen und wirken kontraproduktiv.

Digitale Gesundheitsdaten sind besonders sensibel. Wie kann ein effizienter Datenschutz gewährleistet werden?
Effizienter Datenschutz kann bei digitalen Gesundheitsdaten problemlos sichergestellt werden, in dem der Zugriff auf diese Daten mit entsprechender sicherer Authentifizierung erfolgt, geeignete Benutzerrollenkonzepte genutzt werden und Dritte nur Zugriff auf relevante, unsensible Informationen erhalten.

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