Ein Ziel der geplanten Wasserstrategie ist es, Nutzungskonflikten vorzubeugen. Wer sollte aus Ihrer Sicht bei den aufzustellenden Nutzungshierarchien ganz oben stehen?
Die Nutzungskonflikte sind nicht nur ein Zukunftsthema, sie bestehen bereits jetzt. Wir stellen fest, dass sich Nutzungskonflikte nicht nur zwischen Trinkwasserversorgern, Mineralwasserproduzenten, Landwirten, Naturschützern, Industrie und Gewerbe und weiteren ergeben, sondern dass sogar schon öffentlich-rechtliche Aufgabenträger untereinander in Nutzungskonflikte geraten. In Deutschland gibt es dazu mehrere Beispiele.
Wir gehen davon aus, dass die öffentliche Wasserversorgung in jedem Fall Vorrang haben muss, dass aber auch die anderen Akteure mit ausreichend (sofern es denn vorhanden ist) Wasser versorgt werden müssen. Denn es nützt wenig, die Trinkwasserversorgung vorrangig zu behandeln, wenn gleichzeitig die Landwirtschaft nicht ausreichend Wasser hat, um für die Versorgung der Bevölkerung zu wirtschaften.
Alle Beteiligten werden sich aber darauf einstellen müssen, dass der sparsame (rationelle) Umgang mit Wasser höchste Priorität hat.
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Verbundnetze und Fernleitungen sollen die ortsnahe Wasserversorgung ergänzen. Wie bewerten Sie das?
Verbundnetze und Fernleitungen können durchaus sinnvoll sein, gleichwohl gehen wir davon aus, dass das Primat der ortsnahen Wasserversorgung Vorrang haben sollte. Wasser sollte dort gebraucht (nicht verbraucht) werden, wo es anfällt bzw. zur Verfügung steht. Dass darüber hinaus Talsperrensysteme, wie etwa das Harzer Hochregal oder die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz ihre Berechtigung haben, bleibt außer Frage. Es kann jedoch nicht sein, dass bei Industrie- und Gewerbeansiedlungen Wasser gebraucht wird, das dann den örtlichen Akteuren, insbesondere auch den Trinkwasserversorgern (öffentliche Wasserversorgung) entzogen wird und diese auf Fernwasserversorgungssysteme verwiesen werden.
Im Rahmen der Strategie soll auch der Datenaustausch zwischen den zuständigen Stellen in Bund, Ländern, Kreisen und Kommunen verbessert werden. Welchen Beitrag kann das zu einer sicheren Wasserversorgung leisten?
Wir stellen fest, dass die Wasserversorgung als kritische Infrastruktur nur recht unzureichend vernetzt ist. Es gibt zwar viele Interessensvertretungen, man kennt sich und man hilft sich. Allerdings ist für den Krisenfall unseres Erachtens nicht ausreichend vorgesorgt. Hier muss eine deutliche Vernetzung erfolgen.
In einem Sofortprogramm sollen in den kommenden 10 Jahren jeweils 100 Millionen Euro für einen besseren Zustand der Gewässer eingesetzt werden. Was sagen Sie zu dieser Summe?
Die Summe ist hoch, reicht jedoch bei weitem nicht aus. Natürlich ist es einfach, zu sagen, diese Summe reiche nicht aus und man benötige mehr. Der Gewässerschutz ist jedoch über Jahre nicht so vorgenommen worden, wie es jetzt erforderlich ist. Wir müssen deshalb auch Versäumnisse der Vergangenheit aufholen. Im Übrigen lässt sich Wasser nicht einfach reparieren, dies ist vielmehr ein sehr umfangreicher Prozess, der viele viele Jahre in Anspruch nimmt. Natürlich hilft der genannte Betrag, er sollte aber aufgestockt werden.