Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Vorschriften müssen administrierbar sein

Wie die Privatsender in Österreich die geplanten Vorschriften für politische Werbung sehen

 Corinna Drumm, Geschäftsführung Verband Österreichischer Privatsender Quelle: VÖP Gruber Corinna Drumm Geschäftsführerin Verband Österreichischer Privatsender 01.03.2022
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Für die klassischen Medien (Rundfunk und Print) besteht schon lange die Pflicht, Werbung als solche kenntlich zu machen", betont  Corinna Drumm vom Verband Österreichischer Privatsender mit Blick auf den Vorschlag der EU-Kommission für Vorschriften für politische Werbung. Sie warnt aber vor doppelten Vorgaben.







Die EU-Kommission hat einen Vorschlag für Vorschriften für politische Werbung, Wahlrecht und Parteienfinanzierung vorgelegt. Wie dringend ist der Handlungsbedarf aus Ihrer Sicht in diesem Bereich?
Aus österreichischer Sicht würde ich sagen, der Vorschlag kommt zur richtigen Zeit. Wir haben in Österreich seit vielen Jahren ein Gesetz, das unter anderem auch auf die Regulierung politischer Werbung in Medien abzielt und für Transparenz sorgen soll  - das sog. "Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetz". Im Kern sagt das Gesetz, dass die Verwendung öffentlicher Mittel für politische Eigenwerbung nicht erlaubt ist, sondern konkreten Informationszwecken im öffentlichen Interesse dienen muss. Das hat in der Vergangenheit nicht immer funktioniert. Aktuell befindet sich dieses Gesetz daher auf dem Prüfstand unserer neuen Medienministerin, Bundesministerin Susanne Raab.

In Österreich geht es allerdings (anders als im EU-Vorschlag) um das Ziel, die Verwendung öffentlicher Mittel für Kommunikationszwecke zielgerecht, transparent und missbrauchssicher zu gestalten. Der EU-Vorschlag hat aus meiner Sicht v.a. das Ziel, die Gefahr unsauberer Wahlbeeinflussung durch gezieltes Social-Media-Targeting mit Geld politischer Parteien oder Privater (hinter denen politische Interessen stehen) in den Griff zu kriegen.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Der Vorschlag sieht einen ausdrücklichen Transparenzvermerk für politische Werbung vor. Wie finden Sie die vorgeschlagenen Regeln dafür?
Ich sehe das positiv. Für die klassischen Medien (Rundfunk und Print) besteht schon lange die Pflicht, Werbung als solche kenntlich zu machen. Weshalb sollte für soziale Medien udgl. dieses Gebot nicht gelten? Soweit politische Werbung (also bezahlte Schaltungen) erlaubt ist bzw. sein soll, sollte sie auch in der Online-Welt als solche kenntlich sein. In Österreich fordern wir als klassische Medien in unserer aktuellen Diskussion allerdings mehr als das: Wenn öffentliches Geld für Kommunikation verwendet wird, sollte das nur in einem gesicherten Qualitätsumfeld erfolgen, also bei Medien mit redaktioneller Verantwortung und Kontrolle.

Es soll Auflagen für Targeting und Amplifikation geben. Wie bewerten Sie das?
Keine sensiblen Daten (wie zB Religionsbekenntnis, sexuelle Orientierung usw.) in politisch motiviertem Online-Targeting verwenden zu dürfen, beurteile ich positiv. Man muss aber darauf achten, dass da nicht „doppelt gemoppelt" wird, also dass nicht Vorgaben der DSGVO noch einmal, womöglich missverständlich, gespiegelt werden.

Was sollte noch in den endgültigen Vorschriften stehen - und was keinesfalls?
Wie immer, wenn es um die Regulierung der großen Online-Player durch EU-Vorschriften geht: Es muss darauf geachtet werden, dass die Vorschriften administrierbar sind, d.h. in dem Mitgliedsstaat, in dem es in der Praxis zu Problemen kommt, müssen diese auch verfolgt werden können. In der EU stehen wir uns gerade bei der Regulierung grenzüberschreitend tätiger Online-Riesen sehr oft selbst im Weg. EU-Vorgaben zu politischer Werbung sollten in den Mitgliedstaaten aufgreifbar und judizierbar sein, in denen (behauptete) Verstöße gegen die Regeln ihre Auswirkungen zeigen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Daniela Beaujean
Geschäftsleitung
VAUNET Verband Privater Medien

Daniela Beaujean - Geschäftsführerin des VAUNET - Verband Privater Medien
Politische Werbung | EU

Entwurf wird den Besonderheiten der ■ ■ ■

Wie politische Werbung in welchem Medium ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Daniela Beaujean
Geschäftsleitung
VAUNET Verband Privater Medien

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Peter Filzmaier
Professur für Demokratiestudien und Politikforschung
Universität für Weiterbildung Krems

Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier - Professur für Demokratiestudien und Politikforschung - Research Lab Democracy and Society in Transition, Universität für Weiterbildung Krems
politische Werbung | EU

Normverstöße dürfen sich nicht lohnen

Was bei der Regulierung politischer Werbung ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Peter Filzmaier
Professur für Demokratiestudien und Politikforschung
Universität für Weiterbildung Krems

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Paul Schmidt
Generalsekretär
Österreichische Gesellschaft für Europapolitik

Paul Schmidt - Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik
Politische Werbung | EU

Vorschläge zu Transparenz bei ■ ■ ■

Welche Regeln die EU braucht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Paul Schmidt
Generalsekretär
Österreichische Gesellschaft für Europapolitik

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.