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Interview25.03.2025

Von der digitalen Kluft in der Weiterbildung

Welche Chancen und Herausforderungen auch neue Formate bringen

Dr. Anne Strauch - Stellvertretende Leiterin der Abteilung „Lehren, Lernen, Beraten“, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Quelle: DIE/Marco Rothbrust Dr. Anne Strauch Stellvertretende Leiterin der Abteilung „Lehren, Lernen, Beraten“ Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
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"In den letzten Jahren haben digitale Lernformate wie E-Learning-Kurse, Webinare oder Blended Learning verstärkt in die Weiterbildung Einzug erhalten und sind mittlerweile weit verbreitet", konstatiert Dr. Anne Strauch vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung. Sie sieht allerdings bei der digitalen Weiterbildung aber auch Herausforderungen und Nachholbedarf.





Digitale Lernformate prägen die Weiterbildung zunehmend. Welche Bedeutung haben solche Formate aus Ihrer Sicht?
In den letzten Jahren haben digitale Lernformate wie E-Learning-Kurse, Webinare oder Blended Learning verstärkt in die Weiterbildung Einzug erhalten und sind mittlerweile weit verbreitet. Hierdurch ermöglichen sich für die Weiterbildung neue Möglichkeiten. Das umfasst flexiblere Lernprozesse sowie eine breitere Zugänglichkeit zu Bildungsangeboten für ganz unterschiedliche Teilnehmendengruppen bis hin zu innovativen didaktischen Konzepten, über die ein flexibleres und adaptives Lernen ermöglicht werden kann, das auf die spezifischen Bedürfnisse und Lernstile der Teilnehmenden eingeht. Eine Chance liegt vor allem auch in orts- und zeitunabhängigen Angeboten auf Lernplattformen, die selbstgesteuertes Lernen möglich machen. Im Zusammenhang mit digitalen Lernformaten ist auch die Bedeutung von Microcredentials in der Weiterbildung gestiegen. Damit gemeint sind kleine, modular aufgebaute Lernbausteine, die es ermöglichen, spezifische Kompetenzen gezielt zu erwerben und nachzuweisen, ohne an traditionelle, langfristige Weiterbildungs- und Qualifizierungsformate gebunden zu sein.

Insgesamt hängt die Bedeutung und Wirksamkeit von digitalen Lernformaten jedoch entscheidend davon ab, wie stark Aspekte der Inklusivität, Partizipation und der didaktischen Qualität berücksichtigt werden.

Nach einer aktuellen Untersuchung halten etwa drei Viertel der Beschäftigten digitale Weiterbildung für wichtig. Welchen Nachhol-Bedarf sehen Sie in diesem Bereich?
Strukturelle und personelle Herausforderungen:
Bei allen Chancen, die sich durch die Einführung digitaler Lernformate ergeben, sind die Herausforderungen und der Nachholbedarf in der digitalen Weiterbildung noch als groß einzuschätzen. Es gibt erhebliche Herausforderungen sowohl auf Einrichtungs- und Personal-, aber auch auf Strukturebene. Besonders problematisch ist die wachsende digitale Kluft, die bestehende Bildungsungleichheiten verschärfen könnte. Digitale Teilhabe ist gesellschaftlich ungleich verteilt, sodass bildungsbenachteiligte Erwachsene oft nur eingeschränkten Zugang zu digitalen Lernressourcen haben.

Ein weiteres zentrales Defizit betrifft vor allem auch die Professionalität des Lehrpersonals. Viele Lehrende sind nicht ausreichend befähigt, digitale Formate didaktisch wirksam einzusetzen, insbesondere auch im Umgang mit KI besteht erheblicher Nachholbedarf. Ohne gezielte Qualifizierung besteht die Gefahr, dass digitale Formate nicht inklusiv genutzt werden bzw. ihr Potenzial nicht ausgeschöpft wird.

Rund zwei Drittel haben Interesse an KI-gestützten Trainingsformaten - welche Potenziale sehen Sie hier?
Grundsätzlich bieten KI-gestützte Trainingsformate gute Potenziale für die Weiterbildung. Zu nennen sind hier z.B. personalisierte Lernpfade, automatisiertes Feedback und Kompetenzdiagnostik bzw. Lernfortschrittsanalysen. Aber auch, wenn der KI-Einsatz weitreichende Adaptions- und Personalisierungsmöglichkeiten für Weiterbildung bietet, indem z.B. Lernpfade individuell an den Wissensstand und das Lernverhalten der Nutzer:innen angepasst werden können und so eine effizientere und gezieltere Kompetenzentwicklung schaffen könnten, zeigt sich, dass ein Großteil der Weiterbildungsanbieter noch weit davon entfernt ist, solche Potenziale auszuschöpfen. Dies belegt auch eine 2024 durchgeführte Online-Befragung zum Thema „KI in der Weiterbildung“. Zudem bringt KI-gestütztes Lernen große Herausforderungen in Bezug auf ethische Fragestellungen und Datenschutz mit sich.

Eine Taskforce KI im Bildungsbereich in NRW hob kürzlich hervor, dass Bias in Algorithmen, ethische Fragestellungen und Datenschutzprobleme dringend berücksichtigt werden müssen. Ohne kritische Reflexion könnten KI-gestützte Formate sonst bestehende Bildungsungleichheiten noch verstärken. Daher ist es unerlässlich, dass Lehrende für den KI-Einsatz qualifiziert werden und KI-gestützte Formate als ergänzende, aber nicht ersetzende Werkzeuge in der Weiterbildung verstanden werden.

60 % glauben allerdings auch, dass KI bewährte Formate nicht ersetzen wird. Wie sehen Sie das?
In gewisser Weise stellen digitale, KI-gestützte Weiterbildungsangebote eine Konkurrenz für klassische Weiterbildungsformate dar aufgrund ihrer breiten orts- und zeitunabhängigen Zugänglichkeit. Aber gerade in der Weiterbildung ist der Faktor Mensch von besonderer Bedeutung. Studien zeigen, dass soziale Interaktion entscheidend für nachhaltiges Weiterbildungslernen ist. Reflexion und Diskurs sind für effiziente Kompetenzentwicklung essenziell und somit sind bewährte Formate, in denen Trainer:innen direkt greifbar und in Persona existieren nur schwer ersetzlich. Trotz aller Potenziale von KI-Einsatz in der Weiterbildung ist also davon auszugehen und bleibt aus meiner Sicht auch zu hoffen, dass der Faktor Mensch und auch bewährte (digital gestützte) Formate weiterhin zentral bleiben und durch KI-Tools ergänzt, aber nicht durch die ersetzt werden.

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