Als eine Herausforderung beim Fachkräftemangel gilt die Diskrepanz zwischen vorhandenen Qualifikationen und dem Profil-Bedarf der Unternehmen – welche Anreize sollte die Politik setzen, um das zu lösen?
Tatsächlich erreicht der Fachkräftemangel, aber mittlerweile auch der Mangel an weniger qualifizierten Kräften, in der weit größten Zahl der Branchen Rekordhöhen. So klingt es nach einem vermeintlichen Paradoxon, dass immer noch viele Menschen arbeitslos sind. Abgesehen davon, dass oft die Kompatibilität der Qualifikationsprofile zwischen Angebot und Nachfrage fehlt, bestehen auch die regionalen Diskrepanzen in der Bedarfsdeckung. Die Ansatzpunkte für eine Verbesserung durch ein staatliches Anreizsystem sind vielfältig. Angefangen bei einer mobilitätsfreundlichen Steuerpolitik über die Verbesserung der Verkehrslogistik, einer transparenteren Darstellung der Details auf den Arbeitsmärkten bis hin zu einer Sonderförderung der Qualifikation in den Betrieben lassen sich Möglichkeiten finden. Im Übrigen kann der Mangel an Fachkräften zu einem nicht unerheblichen Teil durch eine Verschlankung der Bürokratie erreicht werden, denn wer sich um das Ausfüllen von Formularen und Einreichen von Statistiken und Reports kümmern muss, hat die Hände für fachliche Arbeit nun mal nicht mehr frei.
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Wie können auch Menschen ohne Berufsausbildung für die Anforderungen der Arbeitswelt von morgen fit gemacht werden?
Menschen ohne Berufsausbildung, von denen es in Deutschland ebenso zu viele gibt wie Schulabgänger ohne Schulabschluss – letzteres bedingt ja häufig ersteres – stellen eine große Gruppe der Arbeitslosen. Hier gilt es, sie mit motivierenden modularen Qualifikationsmaßnahmen, die betrieblich durchgeführt und staatlich gesondert gefördert werden könnten, so fit zu machen, dass sie mit technologischer Hilfe einen produktiven Beitrag für den Arbeitgebenden leisten können.
Manche ausländische Abschlüsse müssen in hiesigen Standards überführt werden – welche Instrumente sollte die Politik dafür schaffen?
Hier wäre eine gezielte systematische synoptische Erfassung der jeweiligen Qualifikationsinhalte der betreffenden Länder hilfreich. Soweit Übereinstimmungen zur inländischen Qualifikation vorliegen, müssen diese anerkannt werden. Wo Lücken bestehen, müssen diese durch modulare Qualifizierungsangebote gezielt und vor allem zeitnah geschlossen werden. Den Institutionen, die jeweils die akademischen oder fachberuflichen Abschlüsse verantworten, müssen mit den entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen dazu ausgestattet werden.
Wie können digitale Lösungen bei der beruflichen Qualifikation und Weiterbildung gegen den Fachkräftemangel leisten?
Digitale Lösungen können in der beruflichen Qualifizierung den entscheidenden Fortschritt bieten, wenn es um fachliche Inhalte geht. Online-Kurse ersparen Anfahrtswege und -zeiten sowie erhebliche Kosten. Je nach Qualifizierungsziel kommen sowohl zeitechte Webinare in Betracht als auch digitale Konserven. Letztere haben den Vorteil, dass sie sich in der Regel zeitlich besser in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Ebenso wichtig ist es, das kollektive Lernen zu fördern, welches bei Präsenz-Veranstaltungen im Bereich der Persönlichkeitsbildung ansetzt. Entscheidend hierbei ist gerade der Vernetzungscharakter, weil Menschen sich bei solchen Veranstaltungen persönlich begegnen und über den Tag hinaus voneinander und miteinander freiwillig im Austausch lernen.