Digitale Lernformate prägen die Weiterbildung zunehmend. Welche Bedeutung haben solche Formate aus Ihrer Sicht?
Dass angesichts einer fortschreitenden Digitalisierung von Gesellschaft und Arbeitswelt digitale Formate auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung eine zunehmende Bedeutung haben, ist nur folgerichtig. Digitale Formate haben den großen Vorteil, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer flexibel sind. Weiterbildung lässt sich dadurch oft besser in den bei vielen Menschen ohnehin schon vollen Alltag integrieren. Passend dazu lässt sich auch ein Trend zu kurzen, kompakten Weiterbildungsbausteinen beobachten.
Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass digitale Formate den direkten, persönlichen Kontakt nie zu einhundert Prozent ersetzen können. Ein beliebtes Format ist daher das sogenannte „blended learning“, also eine Mischform aus Präsenz- und Onlinelernen. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass Menschen unterschiedliche Lerntypen sind. Eine gelungene Weiterbildungslandschaft sollte daher verschiedene Angebote vorhalten.
Nach einer aktuellen Untersuchung halten etwa drei Viertel der Beschäftigten digitale Weiterbildung für wichtig. Wie unterstützen Sie Unternehmen und Beschäftigte in diesem Bereich?
Wir haben in den vergangenen Jahren im Rahmen mehrere Förderaufrufe zahlreiche Projekte im Bereich der beruflichen Weiterbildung gefördert. Ziel war es, neue und innovative Weiterbildungsangebote zu entwickeln und zu erproben. Viele der geförderten Projekte standen im Zusammenhang mit der zunehmenden Digitalisierung. Dazu gehörte auch die Schaffung neuer digitaler Formate. So wird von uns aktuell das Projekt „Digitale Meisterkurse im Gastgewerbe@skills.BW“ des DEHOGA Baden-Württemberg gefördert. Mit der Entwicklung attraktiver und digitaler Weiterbildungsangebote soll ein Beitrag zur Fachkräftesicherung im Gastgewerbe geleistet werden.
Andere von uns geförderte Projekte zielen auf die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten zur Verbesserung digitaler Fähigkeiten und Kenntnisse. Man darf nicht vergessen, dass es weiterhin eine Gruppe von Beschäftigten gibt, die nur wenige bis keine digitalen Grundkompetenzen hat. Gerade weil sich auch die Weiterbildung immer mehr ins Digitale verlagert, müssen wir diese Menschen mitnehmen.
Auf der anderen Seite haben wir Beschäftigte, die sich in KI oder Virtual Reality weiterbilden wollen. Auch in diesem Bereich haben wir entsprechende Projekte gefördert. Zum Beispiel wurde im Rahmen des Projekts „VAR4BAU@skills.BW“ der Berufsförderungsgesellschaft des baden-württembergischen Stuckateurhandwerks ein bestehendes Virtual/Augmented-Reality-System technisch und methodisch für die berufliche Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Ausbau und Fassade weiterentwickelt. Dazu zählten auch die Entwicklung und Erprobung von didaktisch optimierten Lehrkonzepten, um das System in das vorhandene Bildungsangebot zu integrieren. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die von meinem Haus organisierte Veranstaltung „Virtuelle Welten – Chancen im Metaverse erleben“ am 8. Mai 2025 in Stuttgart hinweisen. Dort wird erlebbar gemacht werden, welche Potenziale das Metaverse branchenübergreifend hat.
Rund zwei Drittel haben Interesse an KI-gestützten Trainingsformaten - welche Potenziale sehen Sie hier?
Künstliche Intelligenz kann im Bereich der beruflichen Weiterbildung zweifellos eine Bereicherung sein. Dies fängt an bei der Ermittlung von dringend benötigten Kompetenzen, geht weiter beim Matching von individuellen Kompetenzprofilen und den passenden Weiterbildungsangeboten und spielt natürlich auch eine Rolle bei der Gestaltung der Weiterbildungsformate. Gerade was die Anpassung von Weiterbildungsinhalten an die individuellen Bedarfe und vorhandenen Kenntnisse sowie das Aufzeigen geeigneter Lernwege angeht, kann KI eine große Hilfe sein. Dies gilt sowohl für den einzelnen Beschäftigten, der sich zielgerichtet weiterqualifizieren möchte, als auch für die Unternehmen, die die Effizienz ihrer Personalentwicklung weiter verbessern wollen.
60 % glauben allerdings auch, dass KI bewährte Formate nicht ersetzen wird. Wie sehen Sie das?
Das sehe ich ebenfalls so. KI hat das Potenzial, die berufliche Weiterbildung zu verbessern und stellenweise effizienter und gezielter auszurichten. Der direkte, persönliche Kontakt kann dadurch aber nicht ersetzt werden. Ich sehe KI daher als ein weiteres Tool. Es wird mit Sicherheit vermehrt Formate geben, die sich zu einem großen Teil auf KI stützen. Genauso wird es jedoch weiterhin Formate in klassischer Form geben. Auch in diesen bewährten Formaten wird KI zweifellos eingesetzt werden, wenn es die Arbeit der Lehrpersonen erleichtert. Denken Sie nur daran, wie schnell etwa ChatGPT und andere leicht zugängliche KIs von vielen Menschen ganz selbstverständlich genutzt wurden. Auch wir als Landesregierung nutzen mit F13 eine KI als Unterstützung unserer Arbeit. Dies gilt natürlich entsprechend auch für die Anbieter beruflicher Weiterbildung.