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Trend geht in Richtung digitale und autonome Sicherheitstechnik

Wovon der Fortschritt bei der digitalen Transformation abhängt

Christopher Jörg, Geschäftsführer der Sicherheitsfabrik Quelle: Privat Christopher Jörg Geschäftsführer Sicherheitsfabrik 10.03.2022
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Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info
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Größere Unternehmen der Sicherheitswirtschaft sind bereits digitaler als kleine und mittelständische, weiß Christopher Jörg von der Sicherheitsfabrik. Aus seiner Perspektive betrachtet, sind Unternehmen allerdings gezwungen, sich lieber früher als später digital zu transformieren, weil sie sonst Probleme bei der Erfüllung von Kundenwünschen erhalten und dem harten Wettbewerb nicht standhalten können.







Wie ist der Status quo der Digitalisierung in der Sicherheitsbranche?
Der Status quo in der Branche ist sehr durchwachsen. Während große Unternehmen schon digital aufgestellt sind, gibt es weiterhin viele kleine Dienstleister, die noch analog arbeiten. Unternehmen müssen vor allem aufgrund neuer Kundenbedürfnisse und Wettbewerber entsprechende Maßnahmen ergreifen. Eines der größten Hindernisse ist die Akzeptanz der digitalen Transformation des Unternehmens auf der Führungsebene. Gerade bei kleinen, mittelständischen Unternehmen ist es ein häufig aufkommendes Problem, dass intern ein Mangel an Digitalkompetenz herrscht. Auf der anderen Seite kommt es aber auch darauf an, wie viel Geld der/die UnternehmerIn in die Digitalisierung investieren will und kann. Auf den ersten Blick ist es vielleicht auch nicht direkt ersichtlich, dass sich die Investition rentiert. Doch denken wir mal einen Schritt weiter: Da durch die Digitalisierung Prozesse vereinfacht und schneller umgesetzt werden können, sind an dieser Stelle tatsächlich Kosteneinsparungen möglich.

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Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Unternehmen der Branche und wie gehen Sie damit um?
Die größten Herausforderungen der Branche sind meiner Meinung nach aktuell der Personalmangel, die Weiterqualifizierung über die gewerberechtliche Grundqualifikation hinaus und eine leistungsgerechte Bezahlung der MitarbeiterInnen. Das Ganze ist aber als Gesamtprozess zu betrachten. Als weitere große Herausforderung sehe ich das kommende Sicherheitsdienstleistungsgesetz. Nach Vorstellungen des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) sollte ein Gesetz verbindliche Anforderungen an Qualifikation, Schulungen und Weiterbildung aller Sicherheitsmitarbeiter und Führungskräfte für besondere Einsatzbereiche, insbesondere zum Schutz kritischer Infrastrukturen, beinhalten. Dies könnte gerade für kleine und mittelständische Sicherheitsunternehmen zu einer besonders schweren Herausforderung werden.

In welchem Bereich von Sicherheitsdienstleistungen wird es in Zukunft am meisten digital zugehen?
Ich bin überzeugt, dass gerade bei der Personalgewinnung und bei der Technik die Digitalisierung eine größere Rolle spielen wird. Die Personalgewinnung durch Stellenanzeigen in der Tageszeitung ist längst antiquiert. Heute informieren sich potenzielle Mitarbeiter im Internet über das Unternehmen und Geben dort meist digital ihre Bewerbung ab. Auch die Technik wird in der Branche einen höheren Beitrag zur Digitalisierung haben. Personal ist teuer geworden. Allein die jüngst von der Bundesregierung beschlossene Mindestlohnerhöhung wird hier einen Einfluss haben. Hier werden wir in den nächsten Jahren einen Trend in Richtung digitaler und autonomer Sicherheitstechnik erleben. Schon jetzt setzten Dienstleister wie das Berliner Unternehmen Ciborius einen Laufroboter Namens „Spot“ des US-Herstellers Boston Dynamics ein. Der Einsatz von Robotern mit Big-Data Analyse und KI-Algorithmen in der Sicherheit kann die Qualität und Zuverlässigkeit im Objektschutz noch einmal deutlich erhöhen.

Welchen Einfluss hat der Personalmangel (nach Auskunft des BDSW sind rund 11.400 unbesetzte Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet) auf Unternehmen im Sicherheitssektor was Auftragsvolumen und Wachstum betrifft?
Der Personalmangel ist schon lange eine Begleiterscheinung der Branche, mit der viele Unternehmen nicht wachsen könnten. Qualifizierung steht daher bei vielen auf der Agenda. Qualifikation ist meiner Meinung nach aber nicht das einzige Hindernis bei der Personalgewinnung. Aktuell ist die gewerberechtliche Mindestqualifikation die Unterrichtung nach §34a GewO, die allein von den Industrie- und Handelskammern (IHK) durchgeführt werden darf. Die IHK´s selbst haben aber (teils pandemiebedingt) nur begrenzte Kapazitäten für diese Grundqualifikation frei. Eine weitere Bremse bei der Personalgewinnung ist die Eintragung der MitarbeiterInnen in das seit Juni 2019 aktive Bewachungsregister beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Hier warten UnternehmerInnen teilweise noch immer bis zu 6 Monate auf die nötige behördliche Freigabe der Wachpersonen, ohne die sie nicht in der Bewachung eingesetzt werden dürfen. Hier gilt es also ebenfalls die Digitalisierung voranzutreiben, um einen reibungsloseren Ablauf bei der Personalgewinnung zu schaffen. Als eine wichtige positive Entwicklung nehmen die Dienstleister und deren MitarbeiterInnen aber die gestiegene Wertschätzung durch die Kunden wahr. Dies könnte langfristig dem Personalmangel entgegenwirken.

Welche Anstrengungen müssen Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen unternehmen, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben?
Es gilt das Gewerbe wieder attraktiver für ArbeitnehmerInnen zu machen, um so langfristig und nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein. Hier hilft es natürlich, dass aktuell eine positive Entwicklung im Bereich Wertschätzung von SicherheitsmitarbeiternInnen zu vermerken ist. Als UnternehmerIn oder MitarbeiterIn hat man aber leider oft den Eindruck, dass die Branche ein Auffangbecken für viele geworden ist, die bei der Bundesagentur für Arbeit oder in den Jobcentern vorstellig werden. Ein Schüler sagte mal zu mir: „Wenn es zum Gabelstaplerfahrer nicht reicht, dann werde ich Wachmann!“. Gerade bei der Weiterqualifizierung über die gewerberechtliche Grundqualifikation hinaus muss man aber auch die MitarbeiterInnen mehr in die Verantwortung nehmen. An diesem Punkt fehlt es leider an Motivation und an Einsatzbereitschaft der MitarbeiterInnen, um für Arbeitgeber/innen attraktiver zu werden und ggf. sogar ihre Einkommenssituation zu verbessern.

Wird es zukünftig sogar so sein, dass Sicherheitstechnik immer mehr Menschen ersetzen wird?
Jein! Ich habe selbst Jahrelang als Sicherheitsmitarbeiter in Tag- und Nachtschichten Objekte besetzt. Obwohl die Sicherheitstechnik immer präziser und verlässlicher wird, kann sie niemals das „Bauchgefühl“ eines SicherheitsmitarbeiterIn ersetzten. Die Sicherheitstechnik wir dafür mehr die SicherheitsmitarbeiterInnen bei Ihrer Arbeit unterstützen und frühzeitig auf Gefahren hinweisen. Als gutes Beispiel kann man hier die Drohnentechnik bei der Freilandüberwachung anführen. Eine Drohne kann vor dem SicherheitsmitarbeiterIn am Ereignisort ankommen und bereits Gefahren erkennen. Die genauere Analyse und Lageeinschätzung liegt aber beim Drohnenoperator/Bildauswerter.

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