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Starke Kombination der physischen und digitalen Sicherheit

Wie digitale Technik hilft - und wo die Grenzen sind

CEO Dr. Franz Wulz, CAMPUS Security & Training Group GmbH Quelle: WB-Wien Dr. Franz Wulz CEO CAMPUS Security & Training Group GmbH 20.06.2022
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Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info
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"Auch die Sicherheitsbranche kann sich einer digitalen Transformation nicht entziehen", erklärt Dr. Franz Wulz, CEO der CAMPUS Security & Training Group GmbH. Digitale Prozesse stellen allerdings keine „garantierten“ Sicherheitslösungen dar und können aus seiner Sicht keinesfalls die physische Sicherheit zur Gänze ersetzen.







Wie ist der Status quo der Digitalisierung in der Sicherheitsbranche?
Auch die Sicherheitsbranche kann sich einer digitalen Transformation nicht entziehen. Derzeit werden auf verschiedensten Ebenen Modifikationen zwischen der physischen und digitalen Sicherheit, meist projektbezogenen, vollzogen. Dies trifft vorrangig anspruchsvolle Klienten:innen (Personenschutz, Familienschutz, Industrie) sowie Bereiche von kritischen Infrastrukturen. Klar erkennbare Fortschritte und standardisierte Prozessketten, die einen gesamten Wandel der Branche auslösen würden, bleiben derzeit noch aus. Blickt man auf die Ergebnisse im Jahresvergleich, zeigen sich durchschnittlich höhere Sicherheitsbudgets und eine positive Einstellung für eine digitale Transformation ab, aber auch anhaltende Ineffizienz und niedrigere Gewinnraten für die Systemintegratoren.

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Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Unternehmen der Branche und wie gehen Sie damit um?
Generell kann festgehalten werden, dass dieser Wandel mit einer Reihe von großen Herausforderungen verbunden ist. Vorrangig gegen die Meinungsbildung, dass physisches Personal vor Ort hundertprozentig durch Technik ersetzbar wäre. Auf diese Einstellung treffen wir aktuell häufig bei Auftraggeber:innen. Dies führt zu kontroversen Diskussionen, speziell bei Ausschreibungsprozessen, in Verbindung mit Vergleichbarkeiten bei den Marktmitbegleitern.Wir als Unternehmen haben dbzgl. eine Lückenanalyse durchgeführt und sind zum Schluss gekommen, dass die größten Herausforderungen in eine Kategorienbildung eingegliedert werden können. Diese Kategorien umfassen Menschen, Prozesse und eben den dahinterstehenden Technologieeinsatz. Damit schließen unsere Empfehlungen für Auftraggeber:innen Handlungsempfehlungen zu jeder Kategorie mit ein. Gerade hier muss auf die digitale Revolution Bedacht genommen werden und wie diese die Sicherheitswirtschaft weltweit verändert hat und noch verändern wird.

Kurzum: Eine der größten Herausforderungen besteht darin, auf die Auftraggeber:innen Einfluss zu nehmen, damit der digitale Prozess als ein probates und notwendiges Einsatzmittel wahrgenommen werden kann. Es bedarf der Klärung, dass digitale Prozesse keine „garantierten“ Sicherheitslösungen darstellen und keinesfalls die physische Sicherheit zur Gänze ersetzbar erscheinen lässt.

In welchem Bereich von Sicherheitsdienstleistungen wird es in Zukunft am meisten digital zugehen?
Seit Anfang der 1990er Jahre fördert die OECD die internationale Zusammenarbeit und entwickelt politische Analysen und Empfehlungen in diesem Bereich. Dies trifft die Sicherheitsbranche vorrangig im Bereich von public-private partnership (PPP). Sicherheitsdienstleister:innen vertreten damit den öffentlichen Partner auf lokaler, staatlicher und/oder nationaler Ebene.

Wir als Unternehmen sehen daher eine starke Kombination der physischen und digitalen Sicherheit (sowie den Ausbau der Digitalisierung) in Schwerpunktbereichen, wie bspw. bei der Bewachung von kritischen Infrastrukturen und dem Personenschutz. Damit werden die Sicherheitsdienstleister als behördliche Ergänzung in PPP-Systeme eingebunden und beauftragt. Kernaufgabengebiet liegt somit im Schutz von Wasser, Strom, Lebensmittel, dem öffentlichen Nahverkehr u.ä. alltägliche Dinge, die wir als lebensnotwendig erachten und auch so behördlich eingestuft wurden.

Wir alle bemerken erst die Bedeutung von kritischen Infrastrukturen, wenn es zu massiven Störungen in unserem Alltag kommt. Damit bildet dieser Bereich die Grundlage für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Somit gewährleisten die beauftragen Sicherheitsdienstleister:innen den Schutz kritischer Infrastrukturen und somit die Versorgung der Bevölkerung.

Welchen Einfluss hat der Personalmangel (nach Auskunft des BDSW sind rund 11.400 unbesetzte Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet) auf Unternehmen im Sicherheitssektor was Auftragsvolumen und Wachstum betrifft?
Hier muss in der Region D-A-CH tiefer in die Geltungsbereiche der Gewerbeberechtigungen verwiesen werden. Während in Österreich das Sicherheitsgewerbe zu einem der am strengsten reglementiertesten Gewerbesparten zählt, ist das Sicherheitsgewerbe in Deutschland ein „freies“ Gewerbe. Demzufolge kann in Deutschland jeder, der die Grundvorraussetzung erfüllt, Sicherheitsdienstleister:in werden. Es bedarf einem starken Umdenken nach dem österreichischen Modell. Eine Prüfungskommission der Meisterprüfungsstelle der Wirtschaftskammer Österreich (vgl. IHK-Deutschland) stellt VOR der Gewerbeerlaubnis die Befähigung in einer Prüfungskommission durch eine schriftliche Arbeit und in einem Fachgespräch fest. Beispielsweise, ob als Grundvoraussetzung alle fachlichen und kaufmännisch-rechtlichen Kenntnisse erfüllt werden, die Fähigkeiten und Erfahrungen im Sicherheitsbereich als Führungskraft aufliegen, damit dieses reglementierte Sicherheitsgewerbe selbstständig langfristig und nachhaltig auch ausgeübt werden kann.

Unser Unternehmen ist TÜV-Zertifizierungspartner und eine der ganz wenigen staatlich geprüften Bildungsträger für Sicherheitsdienstleister:innen auf EU-Ebene. Damit setzen wir von Beginn weg auf speziell ausgebildetes Fachpersonal im Sicherheitswesen, welches eben besonders im Bereich des public-private partnership und beim Schutz kritischen Infrastrukturen auch benötigt wird.

Damit empfehlen wir konkret drei Punkte:

·   Speziell in Deutschland darf das Sicherheitswesen kein freies Gewerbe mehr sein. Es muss zur Gewerbegewinnung, nach österreichischem Vorbild, eine Meisterprüfung abgehalten werden, um bereits bei den Verantwortungsträgern die gewerbebezogenen Kenntnisse abzuprüfen.

·   Der Staat und dessen verantwortliche Führungskräfte müssen Ausbildungsmaßnahmen im Sicherheitswesen mehr denn je fördern, um auch den digitalen Ansprüchen der Zukunft durch operative Kräfte vor Ort gerecht werden zu können. Die Zeiten vom „unausgebildeten Türsteher als zwei Meter Hüne“ sind schon lange vorbei. Wir brauchen Managementdenken auch auf der operativen Fläche bei unseren Klient:innen.

·  Eine Erweiterung der Berufsfeldkompetenz zieht auch eine Angleichung der Tarifverträge nach sich. Nach dem Prinzip „If you pay Bananas, you get Monkeys“ dürfen auch Auftraggeber hier keine Abstriche in der Abfrage zur Ausbildung mehr akzeptieren und nach dem Billigstanbieterprinzip beauftragen. Damit sind Probleme vorprogrammiert.

Welche Anstrengungen müssen Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen unternehmen, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben?
Wir erleben den Wettbewerb, speziell im Sicherheitswesen, derzeit durchgängig positiv. Wir sehen, dass Auftraggeber:innen immer mehr vom Billigstbieterprinzip Abstand nehmen und dies im Wettbewerb für die Bereitstellung besserer digitaler und physischer Sicherheitsdienstleistungen führt.

Damit grenzen wir die benötigten Evaluierungen am Markt wie folgt ein:

a) Innovationen & digitale / technische Kooperationen
Wettbewerbsfähige Modelle brauchen neue Beziehungen zwischen den physischen und digitalen Variablen. Beispielsweise setzen wir seit einigen Jahren auf Kooperationen im technischen Umfeld, wo als Praxisansatz die Sicherheitskameras nur dann hochfahren, wenn tatsächliche Gefahrenquellen digital erkannt werden. Dies führt zu einer personelleren Ersparnis für unsere Klient:innen, die sogenannten „Wachrunden“ erscheinen dadurch obsolet, auch der Audioeinsatz wird von dieser Technologie zielführend übernommen.

b) Ausbildungsnetzwerke (bspw. der CAMPUS Security & Training Group)
Mitarbeiter:innen-Ebene: Unsere Bildungsnetzwerke zielen einerseits darauf ab, die Karriereperspektiven von Mitarbeiter:innen im Sicherheitswesen speziell in den ersten fünf Jahren ihrer Tätigkeit im Sicherheitswesen zu verbessern und damit die Attraktivität dieser Berufsbranche für junge Menschen zu erhöhen. 

Geschäftsführungs-Ebene: Andererseits haben wir einen transnationalen Vernetzungsmechanismus erreicht, der darauf abzielt, die in der Region D-A-CH vorhandenen hochwertigen Kapazitäten für die Fachausbildung der Geschäftsführungsebene neu zu strukturieren und diese damit noch erfolgreicher im Wettbewerb, und schließlich bei den Kund:innen, zu machen.

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