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Interview01.06.2022

Digitales Zeitalter hilft dabei, die Qualität von Dienstleistungen zu optimieren

Rasante Entwicklungen in den Bereichen Robotik und Drohnen zu beobachten

Luc A. Sergy, Direktor des Verbandes Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen (VSSU) Quelle: VSSU Luc A. Sergy Direktor Verband Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen
INITIATORIN DIESER FACHDEBATTE
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info
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Aus Sicht von Luc A. Sergy, Direktor des VSSU, sind sich die Marktteilnehmer einig: Der Einsatz von Nutz- oder Wächterdrohnen für die Perimeter-Überwachung und bei Sicherheitsdienstleistern wird zunehmen. Am wichtigsten sei jedoch, dass man sich an den Bedürfnissen der Kunden orientiere. Technologie und Digitalisierung dürfen nicht zum Selbstzweck werden.





Wie ist der Status quo der Digitalisierung in der Sicherheitsbranche?
Digitalisierung, Innovation, Automatisierung - das sind die Schlagworte, die in Schulungen, Artikeln und Studien oft auftauchen. Gleichzeitig sind die Ideen und Lösungen selbst so zahlreich, dass es schwierig ist, die nützlichsten und wichtigsten herauszufiltern. Zutrittskontrollsoftware und Videomanagementsoftware, digitale Erkennung und Spracherkennung sind heute bereits verfügbare Werkzeuge, die sich die Welt der privaten Sicherheitsdienste in Zukunft noch stärker und zunehmend zunutze machen wird. Die Pandemie hat den digitalen Wandel beschleunigt: Weltweit wird anerkannt, dass die Fortschritte bei der Digitalisierung nicht nur schneller geworden sind, sondern Unternehmen um Jahre vorangebracht haben.
Während die Beschaffungs-, Personal-, Finanz-, Betriebs- und Routineprozesse optimiert werden, werden die Funktionen für die Einhaltung von Vorschriften und das Risikomanagement in geringerem Masse umgesetzt. Das liegt zum Teil daran, dass die Einführung von Technologie kostspielig ist. Und vielleicht spielt auch der geschlossene und konservative Ansatz der Sicherheitsdienste eine Rolle. Warum etwas ändern, was bereits funktioniert? Wenn Sie jedoch den Schaden bewerten, der durch schlechte Geschäfte, unzuverlässige Geschäftspartner und Mitarbeiter verursacht wird, und davon ausgehen, dass diese Fälle vorhersehbar sind, steigt die Notwendigkeit von Änderungen.
Das digitale Zeitalter diktiert neue Standards, die die Unternehmen mit dem Verlust von Kunden bedrohen, aber es bietet auch Methoden und Werkzeuge, um die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern und die Marketingaktivitäten und -prozesse innerhalb der Organisation zu optimieren.

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Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Unternehmen der Branche und wie gehen Sie damit um?
Wenn Sicherheit ein sehr komplexes Thema ist, sind Sicherheitsdienstleistungen noch komplexer. Es geht nicht mehr nur um Bewachungs- und Überwachungsdienste oder Betrieb von Sicherheitszentralen, sondern um die Entwicklung von verlässlichen Sicherheitskonzepten, die Risiken analysieren, bewerten und die notwendigen Sicherheitsmassnahmen empfehlen. Dafür sollten neue Berufe der sicheren Zukunft entwickelt werden, welche an der Schnittstelle mehrerer Disziplinen sein werden: z. B. Predictive-Sicherheits-Spezialist, Drohnenpilot oder Koordinator für persönliche Sicherheit.

Die Aufgabe der Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen besteht darin, für das Wohlergehen der Menschen zu sorgen. Um dies zu erreichen, ist es einerseits wichtig, dass die Partnerschaft zwischen öffentlicher und privater Sicherheit optimal funktioniert: Polizei, Armee, andere öffentliche Sicherheitspartner und private Sicherheitsunternehmen müssen perfekt zusammenarbeiten, um professionelle Sicherheit gewährleisten zu können.

In welchem Bereich von Sicherheitsdienstleistungen wird es in Zukunft am meisten digital zugehen?
Die weltweite Digitalisierung führt zu rasanten Entwicklungen in den Bereichen Robotik und Drohnen. Die Marktteilnehmer sind sich einig: Der Einsatz von Nutzdrohnen oder Wächterdrohnen für die Perimeter-Überwachung und bei Sicherheitsdienstleistern wird zunehmen. Am wichtigsten ist jedoch, dass wir uns an den Bedürfnissen orientieren müssen: Technologie und Digitalisierung dürfen nicht zum Selbstzweck werden.

Welchen Einfluss hat der Personalmangel (nach Auskunft des BDSW sind rund 11.400 unbesetzte Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet) auf Unternehmen im Sicherheitssektor was Auftragsvolumen und Wachstum betrifft?
Die Sicherheitsbranche erlebt einen derartigen Boom, dass sie ihn nicht abdecken kann. Alternative Methoden zum Ausgleich des Arbeitskräftemangels werden gerufen: Kurzfristig sollen die Zulassungskriterien für ausländische Arbeitskräfte gelockert werden; Ausbildung «on the job» neuer Mitarbeiter; die allgemeine Digitalisierung, z. B.  Videomanagementsoftware, bietet Möglichkeiten, dieses Problem zu überwinden. Als weitere Alternative erlaubt die Fremdvergabe die ganze oder teilweise Auslagerung von Aufträgen.

Welche Anstrengungen müssen Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen unternehmen, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu verbessern, z. B. Steigerung des Verkaufsvolumens von Dienstleistungen, Verbesserung der Qualität durch gute Ausbildung des Personals und Einführung von Spitzentechnologie, die kontinuierliche Suche und Untersuchung der besten Praktiken in der Branche. Dies ist nur möglich, indem die Billigvergabe von öffentlichen oder privaten Auftraggebern vermieden wird. Die hohe Gewichtung des niedrigen Preises gefährdet die private Sicherheitsbranche und trägt zu einer nicht aufzuhaltenden Preiserosion bei.

Wird es zukünftig sogar so sein, dass Sicherheitstechnik immer mehr durch Mitarbeiter ersetzen wird?
Die menschlichen Dienstleistungen werden nach wie vor gebraucht. Denn auch intelligente Systeme bedürfen eines Menschen, der im Hintergrund die Prozesse überwacht. Die Zukunft der Sicherheitsdienstleistungs-Branche liegt im sinnvollen Zusammenspiel von Menschen und Technik. Die wahre Tätigkeit des Menschen liegt in seiner Kreativität; die Reproduktion ist Sache der Maschine. Sicher ist: wir werden in Zukunft lernen müssen, mit Robotern zusammenzuarbeiten. Dennoch bleibt die Maschine unser Werkzeug. Wir bleiben das Original.

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