Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Therapien gezielt individuell anpassen und ausrichten

Wie mit Daten ein realistischeres Verständnis der Patientenerfahrung erzielt werden kann

Paul O’Donohoe, Medidata-Sprecher, Wissenschaftlicher Leiter, eCOA und Mobile Health Quelle: Medidata Paul O’Donohoe Sprecher und Wissenschaftlicher Leiter Medidata 13.10.2022
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Elektronische Daten und die elektronische Erfassung klinischer Ergebnisse gehören im Gesundheitswesen mittlerweile zum Mainstream. Nun erwartet Paul O’Donohoe, Sprecher und Wissenschaftlicher Leiter beim globalen Gesundheitsunternehmen Medidata, dass mittelfristig viel häufiger Wearables und Sensoren beim Patienten eingesetzt werden. Welche Ziele dies hat und was das für den Datenschutz bedeutet, sagt er ebenfalls.







Sie beschreiben eine „digitale Transformation“ in der Medizin. Was verstehen Sie darunter und wie könnten hier die neuen Entwicklungen und Tools bei einer zunehmend personalisierten Medizin helfen?
"Digitale Transformation" in der Medizin ist ein sehr weit gefasster Begriff, der eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze, Technologien und Philosophien zur Behandlung und Prävention von Krankheiten umfassen kann. Bei Medidata verstehen wir darunter den Einsatz von Technologie, um eine Reihe von Schlüsselzielen und eine bessere und schnellere Bereitstellung sicherer und wirksamer Therapien zur Bewältigung bestehender Krankheiten und Herausforderungen im Gesundheitswesen weltweit zu erreichen. Und das auf eine Art und Weise, die die Erfahrungen aller Beteiligten verbessert, z.B. Studienteams und Aufsichtsbehörden, die auf klinische Daten angewiesen sind, um fundierte Entscheidungen zu treffen und neue Behandlungen auf den Markt zu bringen, oder die Patienten selbst, die ihre Gesundheitsdaten in einer klinischen Studie zur Verfügung stellen. Digitale Technologien ermöglichen es uns, neue Medikamente und Behandlungen nach diesen Maßstäben zu bewerten und sie besser, schneller und effektiver an den Markt zu bringen.

Mit personalisierter Medizin können wir Therapien so anpassen oder ausrichten, dass sie sehr spezifisch für einzelne Patienten ausgelegt sind, sei es genetisch oder aufgrund der individuellen Besonderheiten einer Erkrankung bei einem Patienten. Krankheiten können sich auf sehr eigene Weise auf Patienten auswirken, abhängig von einer ganzen Reihe verschiedener physiologischer Aspekte. Ebenso können Behandlungen sehr individuelle Folgen für Patienten haben. Wir wollen die Auswirkungen einer Krankheit und die einer Behandlung auf den individuellen Patienten verstehen. Bisher haben wir die Effekte von Erkrankungen und Therapien auf Bevölkerungsebene untersucht. Die digitalen Technologien ermöglichen es uns nun, diese Untersuchungen auf sehr effiziente Weise durchzuführen. Zusätzlich eröffnen sie uns die Möglichkeit, individuelle Labormessungen zu erhalten. Wir können jetzt mit den Patienten auf eine viel dezidiertere Art und Weise interagieren. So sammeln wir beispielsweise mit Hilfe eines Sensors oder eines tragbaren Geräts Patientendaten über den gesamten Tag hinweg und lassen die Patienten jeden Morgen ein elektronisches Tagebuch ausfüllen. Mit Hilfe digitaler Technologien können wir dies mit recht wenig Aufwand tun. Gleichzeitig erhalten wir sehr genaue und verlässliche Daten und bekommen einen deutlich individuelleren Einblick in die Erfahrungen der Patienten. Sensoren und tragbare Geräte erlauben es uns, Daten passiver zu messen und die Patienten bei ihren normalen Aktivitäten zu beobachten, wodurch wir die Auswirkungen der Krankheit auf den einzelnen Patienten und mögliche Folgen einer Therapie nach ihrer Verabreichung verstehen können. So können wir Behandlungen verfeinern und gezielter einsetzen und das tägliche Leben der Patienten mit ihrer Erkrankung vereinfachen. Mit Hilfe digitaler Werkzeuge können wir die personalisierte Medizin noch sinnvoller umsetzen.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Welche Neuerungen sind von Ihrem Unternehmen in diesem Bereich kurz- und mittelfristig zu erwarten und welche Trends sehen Sie?
Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem elektronische Daten und die elektronische Erfassung der klinischen Ergebnisse zum Mainstream gehören und unumstritten sind. Ich denke, das nächste große Thema werden Wearables und Sensoren sein. Wir haben in den vergangenen fünf bis zehn Jahren genau über diese Hilfsmittel gesprochen. Kurz- bis mittelfristig wird sich in diesem Bereich einiges bewegen. Schließlich werden wir dann wirklich verstehen, was uns Wearables und Sensordaten tatsächlich über die Patientenerfahrung verraten. Ich gehe davon aus, dass die Einbindung und Nutzung von Wearables in klinischen Studien in den kommenden fünf bis zehn Jahren deutlich zunehmen wird.

Es gibt einen Trend zu mehr Daten aus der realen Welt. Mit dem Aufkommen der elektronischen Datenerfassung und von Wearables und Sensoren werden wir immer vertrauter damit, Patientendaten auf diese eher passive Weise im Laufe eines Tages zu messen, anstatt zu klar definierten Zeitpunkten. Das Ziel ist, ein realistischeres Verständnis über die Folgen einer Erkrankung und die Auswirkungen einer Therapie auf einen Patienten zu erhalten. Ich denke, wir werden eine Flexibilisierung bei den von Patienten erhobenen Daten und bei der Methodik der Datenerhebung erleben, was uns einen realistischeren Einblick in die Erfahrungen der Patienten liefern dürfte.

Wie viel Digitalisierung erwartet uns in naher Zukunft im Gesundheitswesen und wie gläsern könnte hier der Patient werden (Stichwort Datenschutz)?
Die klinische Forschung war schon immer sehr auf die Sicherheit und die Privatsphäre der Patienten bedacht. Das ist im Grunde die Aufgabe der Ethikkommissionen - die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre der Patienten zu gewährleisten. Bei Gesundheitsdaten handelt es sich in jedem Fall um hochsensible Daten. Die Branche ist sich jedoch der Sensibilität dieser Daten sehr bewusst und achtet seit Jahrzehnten sehr genau darauf, wie sie diese Daten verwaltet. Angesichts des eher konservativen Charakters der Branche und der Tatsache, dass sie von den Aufsichtsbehörden genauestens überwacht wird, sowie der tief verwurzelten Erkenntnis, wie wichtig Sicherheit und Datenschutz sind, bin ich sehr optimistisch, dass wir dieser Fragestellung auch zukünftig gerecht werden.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
PD Dr. Jörg Böhme
Chefarzt Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie
Klinikum St. Georg Leipzig

Dr. Jörg Böhme, CA Klinikum für Unfallchirurgie, Orthopädie und septische Chirurgie am Klinikum St. Georg Leipzig
Personalisierte Medizin | Gesundheitswesen

Mittelfristig wird personalisierte ■ ■ ■

Wie KI die Radiologen sowie junge Ärzte in der ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
PD Dr. Jörg Böhme
Chefarzt Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie
Klinikum St. Georg Leipzig

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. André Schmidt
Chief Scientific Officer
Novartis Pharma GmbH

Dr. André Schmidt - Chief Scientific Officer, Novartis Pharma GmbH
Personalisierte Medizin | Gesundheitswesen

Maßgeschneiderte, wirksame Therapie ■ ■ ■

Was personalisierte Medizin leisten kann

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. André Schmidt
Chief Scientific Officer
Novartis Pharma GmbH

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Hanna Hartmann
Bereichsleiterin Biomedizin & Materialwissenschaften
NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut Tübingen/Reutlingen

Dr. Hanna Hartmann, Bereichsleiterin Biomedizin & Materialwissenschaften sowie Leiterin Regenerative Biomaterialien  am NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut Reutlingen
Personalisierte Medizin | Gesundheitswesen

Wie neue Medizinprodukte wirksam und ■ ■ ■

Und wie eine digitale Plattform für ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Hanna Hartmann
Bereichsleiterin Biomedizin & Materialwissenschaften
NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut Tübingen/Reutlingen

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.