Was kann personalisierte Medizin, was die etablierte Schulmedizin nicht leistet?
Die personalisierte Medizin umfasst den individuell, auf den Patienten zugeschnittenen Therapieansatz unter Beachtung der individuellen und Lebensstilfaktoren und basiert auf schulmedizinischen Erkenntnissen – ist also kein Ersatz, sondern ein fokussierter Einsatz von schulmedizinischen Behandlungsansätzen.
JETZT HERUNTERLADEN
DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
Welche Neuerungen sind in diesem Bereich kurz- und mittelfristig zu erwarten?
Hier sind alle Fachbereiche der Medizin – hauptsächlich aber die medikamentöse Therapie, und dort die Onkologie zu nennen. Speziell in der Onkologie wird versucht, durch sog. Hochdurchsatztechnologien (Genomanalyse) und moderne Methoden der Bildgebung die ursächliche Entstehung von bösartigen Tumoren in Abhängigkeit vom Lebensstil und Gesundheitszustand zu analysieren und über die gezielte Anwendung von Medikamenten die Wirkung derer zu erhöhen und die Nebenwirkungen zu minimieren. Das hat auch Auswirkungen auf die Festlegung zu applizierender Medikamente unmittelbar vor Therapiebeginn. Damit kann die Gabe von wenig wirksamen Medikamenten vermindert werden. Neben der Anwendung in der Onkologie ist aber die gesamte Palette internistischer Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Adipositas) im Fokus und wird mittelfristig Einzug in die medizinischen Behandlungsabläufe finden. Auf dem Gebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie werden zunehmend individualisierte Implantate und speziell auf die Erkrankungen zugeschnittene Rehabilitationsregime etabliert.
Inwieweit ist das Thema personalisierte Medizin adäquater Fachaufsicht und Regulierung unterworfen?
Da es sich letztendlich um den gezielten Einsatz von Medikamenten und Implantaten handelt, unterliegen diese den üblichen Zertifizierungs- und Qualitätsstandards. Besonderheiten bei individualisierten Implantaten liegen jedoch dahingehend vor, dass diese im Rahmen der CE-Zertifizierungsrichtlinien nur den Fertigungsprozess betreffen und nicht wie bei industrieller Massenfertigung regelmäßig aufwändigen biomechanischen Tests unterzogen werden müssen.
Wie viel Digitalisierung erwartet uns in naher Zukunft im Gesundheitswesen, wie gläsern werden Patienten, wie steht es um den Datenschutz?
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist im vollen Gange. Digitalisierte Patientenakten, Apps zur präoperativen Vorbereitung auf Operationen oder der Kontrolle der Umsetzung von Rehabilitationsmaßnahmen sind aktuell schon im Einsatz. Hier werden der Umsetzung der Datenschutzrichtlinien volle Aufmerksamkeit gewidmet. Interessant und noch vollkommen neu ist die Verwendung von KI-Technologien. Dabei wären Softwarelösungen zur Assistenz bei der Befundung radiologischer Aufnahmen in naher Zukunft möglich und können so die Arbeitsbelastung von Radiologen denkbar reduzieren. Auch in der Ausbildung von jungen Assistenzärzten werden Technologien der KI für den Einsatz vorbereitet. So werden, ähnlich wie bei der Pilotenausbildung, virtuelle, haptisch hinterlegte Computerprogramme ganze Operationsabläufe abbilden und die jungen Kollegen auf unterschiedliche OP-Methoden und individuelle Besonderheiten optimal vorbereitet.
Treibt die erwartete rasante Innovationsgeschwindigkeit nicht einen ständigen Technologiewechsel und damit die akute Ressourcenverschwendung an?
Das ist sicherlich ein wichtiger Aspekt, denn diese neuen Technologien benötigen neben der aufwändigen Entwicklung und Testung für die Anwendung in der Praxis auch eine Ausbildung der Mitarbeiter und die technische Umrüstung in den Krankenhäusern und Arztpraxen. Andererseits hilft gerade die gezielte Anwendung von Medikamenten und Implantaten, die Behandlung zu optimieren. Das wiederum führt zu finanziellen Einsparungen in allen Bereichen – neben den medizinischen Vorteilen für den Patienten.