Sie sind in aller Munde und doch gibt es kaum Daten über sie: Die öffentlich-rechtlichen Mediatheken gehören zu den größten Bewegtbild-Angeboten im deutschen Internet. Doch über ihre Nutzung ist wenig bekannt. Das Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk hat nachgefragt und einige Zahlen, vor allem aber viele Hintergründe erfahren.
Zunächst ein paar harte Fakten: 2 bis 3 Millionen Video-Abrufe verzeichnet allein die WDR-Mediathek. Beim NDR sind es ebenso viele. Zugriffe auf die Videos in der ARD-Mediathek sind dabei nicht berücksichtigt. Radio Bremen meldet täglich etwa 2.000 – 3.000 Page Impressions auf der Startseite der Mediathek. Auch auf anderen Plattformen sind die öffentlich-rechtlichen aktiv. Der SWR hat mit dem Youtube-Kanal von "Verstehen Sie Spaß?" (www.youtube.de/vsspass) den erfolgreichsten Channel aller Öffentlich-Rechtlichen im deutschsprachigen Raum aufgebaut. 170 Millionen Abrufe hat der Kanal. „Jeden Monat kommen rund sechs Millionen neue Abrufe hinzu“, sagt Jürgen Ebenau, Leiter der Hauptabteilung SWRonline.
Nach Angaben der Verantwortlichen sind die erfolgreichen TV-Sendungen auch in den Mediatheken beliebt. „Gut abgerufen werden regionale, aktuelle Inhalte (z. B. „Aktuelle Stunde“, „Lokalzeit“)“, sagt WDR-Programmbereichsleiter Internet Stefan Moll. Auch Wissenssendungen, Service-Themen und Fußball-Themen liefen gut. Beim SR gibt es ein ähnliches Bild. „Mit Abstand am häufigsten werden die Sendungen des Flaggschiffs des SR Fernsehens, „aktueller bericht“, in der SR-Mediathek abgerufen“, berichtet Michael Hanke, Leiter der Programmgruppe Telemedien beim SR. Beim KiKA unterschieden sich die Abrufe deutlich nach dem Alter der heranwachsenden Nutzer. Die 3 - 6-Jährigen bevorzugen Videos vom „KiKANiNCHEN“ und dem „Sandmännchen“. „Das mittlere Alterssegment (6 - 10 Jahre) entscheidet sich für Serien wie „Yakari“ und die Preteens (10 - 13 Jahre) schauen am liebsten „Schloss Einstein“ und „KiKA LIVE“, sagt KiKA-Programmgeschäftsführer Michael Stumpf.
Insgesamt scheinen die Mediatheken zu wachsen, daneben registrieren die Verantwortlichen einen Trend weg von der klassischen Nutzung am PC. „Wir beobachten neben einer stark steigenden On-Demand Videonutzung die zunehmende Nutzung auf TV-Geräten, Drittplattformen und den mobilen Zugriff“, erklärt Georg Maas, Hauptabteilungsleiter Telemedien beim MDR.
Zunehmend setzen die Rundfunkanstalten daher auch auf Ausspielwege wie Youtube. Dort läuft vor allem Comedy. „Aber auch einzelne Wissens- und Verbraucherthemen und "Erklärstücke" schaffen immer wieder hohe Abrufzahlen auf Youtube“, sagt Stefan Primbs, Redaktion Telemedien/Social Media, Bayerischer Rundfunk. Auch Facebook ist ein Thema. Etwa "buten un binnen", dem Ragionalmagazin von Radio Bremen. „Neuerdings werden auch ausgewählte Magazinbeiträge direkt auf dem butenunbinnen-Facebook-Kanal hochgeladen“, erklärt Werner Eiermann, Online-Koordinator bei Radio Bremen. Der NDR hebt den Reichweitenerfolg eines Kommentars zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz hervor, der auf Facebook fünf Millionen Mal gesehen und mehr als 56.000 Mal geteilt wurde. „Darüber haben wir uns besonders gefreut, denn es passiert nicht so häufig, dass ein politisches Thema diese Reichweite erzielt“, sagt Niels Rasmussen, Leiter des Programmbereichs Online & Multimedia beim NDR.
In Sachen Fremdplattformen wie Youtube agieren die Anstalten aber auch mit einer gewissen Vorsicht. Justus Demmer, Unternehmenssprecher rbb: „Wir sehen das Potenzial hinsichtlich der über den linearen Ausspielweg schwer zu erreichenden Zielgruppen, aber eben auch die Risiken beispielsweise beim Datenschutz oder der Kontrolle der Inhalte.“ Daher sollen Drittanbieter vor allem als Promo-Plattform genutzt werden.