Mit den Erfahrungen aus mehreren Wochen Corona-bedingtem Home Schooling – was könnte für die Zeit nach der Krise mit normalisierten Schulbetrieb an digitalen Lernangeboten für Zuhause fortgeführt werden?
Vor der Corona-Krise hatte niemand damit gerechnet, dass von einem auf den anderen Tag plötzlich alle Schulen schließen könnten. Das war und ist eine absolute Ausnahmesituation, die alle an Schule Beteiligten vor eine harte Bewährungsprobe gestellt hat. Für die digitale Bildung bedeutete diese Situation ohne Frage einen enormen Schub. Und unsere Schulen haben hier mit außerordentlichem Engagement und Kreativität reagiert. Wir alle wünschen uns, dass wir möglichst schnell wieder zu möglichst viel Normalität zurückkehren können. Wir wünschen uns aber auch, dass die vielen guten Ansätze im Bereich des digitalen Lernens und Lehrens nicht verkümmern, sondern weiterentwickelt werden. Hier kann man nicht die eine gute Idee hervorheben, wir haben im Land tausend Mal Best Practice gesehen und erlebt. Auf übergeordneter Ebene macht die derzeitige Situation aber sicher deutlich, dass der niedrigschwellige Zugang zu Plattformlösungen den Austausch verbessert und damit die Arbeit sehr viel produktiver gestalten kann. Wir sind hier mit unserer Landeslösung, dem Schulcampus RLP, der mittels Single-Sign-On den Zugriff auf vielfältige digitale Angebote erlaubt, auf dem richtigen Weg. Nach der bereits laufenden Pilotphase wird der Schulcampus bereits im nächsten Jahr für alle Schulen in Rheinland-Pfalz verfügbar sein.
JETZT HERUNTERLADEN
DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
Digitale Angebote stellt auch die Lehrerschaft vor Herausforderungen – wie müssen die Lehrer bei der Arbeit mit digitalen Hilfsmitteln begleitet werden?
Ganz klar ist: Digitale Bildung gelingt nur mit digital gebildeten Lehrkräften. Hier haben wir in den vergangenen Jahren bereits vieles angestoßen, um nicht nur in der Lehrkräfteausbildung frühzeitig Medien- und digitale Kompetenz zu schulen, sondern auch den erfahrenen Lehrerinnen und Lehrern vielfältige Fort- und Weiterbildungsangebote zu machen. Hier werden wir weiter dran arbeiten und dabei ganz gezielt auf neue, digitale Formate oder die etwa blendend learning setzen.
Digitale Angebote brauchen Technik - wie lässt sich einer zunehmenden digitalen Spaltung der Schülerschaft entgegenwirken?
Wir haben in der Krise gelernt, dass tatsächlich in vielen Fällen nicht die technische Ausstattung der Schulen, sondern die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler zuhause das größere Problem war. Viele besitzen zwar ein Smartphone, oft aber nur mit begrenztem Datenvolumen, viele haben keinen Zugriff auf einen Laptop und manchmal nicht einmal eine Mailadresse. Mit der Frage der technischen Ausstattung haben wir uns deshalb bereits sehr früh auseinandergesetzt. Um mehr technische Gerechtigkeit herzustellen, haben wir gemeinsam mit den Kommunalen Spitzen rund 25.000 Laptops und 12.000 Tablets als Leihgeräte bereitgestellt, die Schülerinnen und Schüler kostenfrei und unbürokratisch ausleihen können. Dazu kommen jetzt die vom Bund bereitgestellten 500 Millionen Euro für mobile Endgeräte, um sozial benachteiligte Familien schnell und effektiv zu unterstützen.
Digitalisierung erfordert Investitionen, brauchen die Schulen in den Ländern nach dem gerade erfolgten Digitalisierungsschub zusätzliche Unterstützung vom Bund - und welche Potenziale sehen Sie in länderübergreifender Zusammenarbeit?
Wir haben immer gesagt, dass der Bund bei den großen Herausforderungen der Bildung – und dazu gehört zweifelsohne die Digitalisierung – finanzielle Mitverantwortung übernehmen muss. Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – heute mehr denn je. Der DigitalPakt Schule ist hierbei ein wichtiger und richtiger Schritt. Mit dem Geld kann bei der digitalen Infrastruktur einiges mit angeschoben werden. Aber das wird nur einen Teil abdecken: Das Gros der Investitionen in digitale Bildung liegt weiter bei den Ländern und Kommunen als Schulträger. Wenn die Gelder des Bundes verausgabt sind, wird man Bilanz ziehen müssen. In länderübergreifenden Projekten sehe ich viel Potenzial – deswegen gehen wir diesen Weg auch sehr konsequent. Man muss das Rad nicht 16-mal neu erfinden. Das gilt übrigens für viele Bereiche und stellt den Bildungsföderalismus auch nicht in Frage.