Aktuelle Daten bescheinigen dem Mittelstand Fortschritte in der digitalen Transformation. Wo steht der hiesige Mittelstand in Sachen Digitalisierung im Vergleich?
Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen, so auch in der Wirtschaft, einen Digitalisierungsschub bewirkt. Unternehmen haben oft erst in der Krise die Bedeutung erkannt, Prozesse und Arbeitsabläufe auf einen digitalen Modus umzustellen. Digitale Geschäftsmodelle zu nutzen und Prozessinnovationen in interne unternehmerische Abläufe zu integrieren, stimulierte die Produktion und hat für Unternehmen neue Wertschöpfungspotenziale erschlossen. Unternehmen mit digitalen Dienstleistungen und Organisationsformen haben die Krise bisher besser überstanden. Dieser begonnene Prozess der digitalen Transformation muss weiterhin umgesetzt werden. Das wird Sachsen weiter unterstützen.
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Wie unterstützen Sie den Mittelstand bei der digitalen Transformation – und welche Programme planen Sie gegebenenfalls?
Unsere Programme forcieren Innovationen und beschleunigen die digitale Transformation. Wir möchten sowohl kleine und mittlere Unternehmen als auch Start-ups unterstützen, ihre Produkte auf dem Markt erfolgreich zu platzieren. Weiterhin bestärken wir ganz gezielt sächsische KMU darin, Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Diese Maßnahmen steigern die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft. Gerade jetzt in Zeiten von Energiekrise, Pandemie und fragilen Lieferketten brauchen unsere Unternehmen diese Impulse.
Das Wirtschaftsministerium unterstützt zum Beispiel das Netzwerk Logistik Mitteldeutschland e.V. seit Oktober 2021 auf dem Weg in eine digitale Zukunft. Es erhält im Rahmen einer Förderung als Kooperationsnetzwerk über drei Jahre 160.000 Euro, um seine Mitglieder für relevante Trends, sich ändernde Marktanforderungen und Innovationspotenziale zu sensibilisieren.
Im Rahmen der „Förderrichtlinie Digitalisierung Zuschuss" fördern wir seit Oktober 2022 mit einem Digitalisierungszuschuss Projekte zur Heranführung von Kleinstunternehmen an Themen der digitalen Transformation sowie komplexe Projekte zur digitalen Transformation in KMU. Förderfähige Projekte können zum Beispiel neben der Einführung oder Verbesserung digitaler Geschäftsmodelle und der digitalen Vernetzung von Unternehmensprozessen auch die Verbesserung der IT-Sicherheit und des Informationsschutzes in KMU sein. Zuwendungsfähig sind Ausgaben für Fremdleistungen für die Planung, Konzipierung, Vorbereitung und Realisierung der Projekte, für die Anschaffung notwendiger Hard- und Software sowie für die Einführung einschließlich Schulungsmaßnahmen.
Sachsen unterstützt die Digitalisierung mittelständischer Unternehmen auch durch die Vergabe von Darlehen. Der Sachsenkredit Gründen und Wachsen finanziert bis zu 100 Prozent der Gesamtkosten und maximal fünf Millionen Euro – zuzüglich Tilgungszuschüssen in Höhe von fünf Prozent der Grundförderung und zwei Prozent Digitalisierungsbonus. Im zweiten Quartal 2023 planen wir zudem einen Darlehensfonds für den Mittelstand, der Digitalisierungsvorhaben mit zinsverbilligten Fondsmitteln und Finanzinstrumenten unterstützt – mit bis zu 70 Prozent der Vorhabenskosten und maximal 250.000 Euro je Vorhaben.
Welche Unterstützung bekommen mittelständische Unternehmen insbesondere in Sachen IT-Sicherheit und Datenschutz?
Die Digitalagentur Sachsen bietet zum Thema IT-Sicherheit eine Beratung zu bestehenden öffentlichen Angeboten an, wie beispielsweise die des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik oder der Initiative „Deutschland sicher im Netz". Diese Angebote richten sich speziell an Unternehmen und bieten gerade für Einsteiger nützliche Informationen. Nähere Informationen erhalten Interessierte auf der Internetseite der Digitalagentur Sachsen unter www.digitalagentur.sachsen.de.
Welche Herausforderungen sehen Sie durch den Fachkräftemangel bei der Digitalisierung des Mittelstandes?
Nicht nur der sächsische Mittelstand, die sächsische Wirtschaft und unsere Gesellschaft insgesamt stehen vor großen Herausforderungen, beim Thema Fachkräfte ebenso wie bei der Digitalisierung. Doch ebenso groß sind die Chancen. Hinter dem Schlüsselbegriff „Digitalisierung" stehen Prozesse, die Organisationen und insbesondere Unternehmen nur dann gut gestalten können, wenn sie dafür die nötige Women- und Manpower haben. Oft besteht hier noch ein grundsätzliches Missverständnis. Der Computer nimmt uns die Arbeit weder ab, noch nimmt er sie uns weg. Die Digitalisierung vernichtet keine Arbeitsplätze, sondern es braucht dafür im Gegenteil zusätzliche Ressourcen. Genauer gesagt: es braucht Fachkräfte, mit spezifischem Know-how.
Diese Ressourcen zu organisieren fällt vor allem den kleinsten und kleinen Unternehmen in Sachsen nicht leicht. Beispiel Automobilindustrie: Während VW am Standort Zwickau-Mosel die digitale Transformation bzw. die Umstellung auf E-Mobilität schon vollzogen und seine Beschäftigten umfassend weiterqualifiziert hat, ist dies den Zulieferern erst zum Teil gelungen. Über 11.000 Menschen arbeiten bei VW, ungefähr doppelt so viele in der Zulieferindustrie – in diesem Segment ist also erst der kleinere Teil der Herausforderung gestemmt. Das hat strukturelle Gründe, ist aber auch den Auswirkungen der Corona-Pandemie und der aktuellen Energiepreiskrise geschuldet. Dass der Mittelstand branchenübergreifend bei der Digitalisierung vor allem in Bezug auf die Qualifizierung seiner Beschäftigten noch nicht so weit ist, ist in der Tat hochproblematisch. Auch wenn momentan die Auftragsbücher voll sind – den Unternehmen, die bei der Digitalisierung und der Fachkräftesicherung ins Hintertreffen geraten, entsteht mittel- und langfristig ein immenser Wettbewerbsnachteil.
Das muss nicht sein. Denn es gibt vielfältige Unterstützung, die sich die Unternehmen holen können. Dazu gehören, um nur einige Beispiele zu nennen, das in diesem Jahr von meinem Haus gegründete Zentrum für Fachkräftesicherung und Gute Arbeit (ZEFAS), die regionalen Fachkräfteallianzen, die sich in allen sächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten etabliert haben, die mit der ESF-Plus-Richtlinie „Zukunft Berufliche Bildung" mögliche Förderung von neuen Formaten der beruflichen Aus- und Weiterbildung ebenso wie die Weiterbildungsförderung des Bundes über das Qualifizierungschancengesetz.
Es gehört zur unternehmerischen Verantwortung, den Dreiklang aus Fachkräfte halten, Fachkräfte entwickeln und Fachkräfte gewinnen zu organisieren. Dazu müssen die Unternehmen attraktive Arbeitsbedingungen bieten und in die berufliche Bildung und Kompetenzentwicklung ihrer Beschäftigten investieren. Was neue Fachkräfte angeht, gibt es Mut machende Beispiele sächsischer Unternehmen, die erfolgreich internationale Fachkräfte gewinnen konnten. Schon jetzt arbeiten in gut einem Drittel aller sächsischen Unternehmen internationale Fachkräfte, doch hier sehe ich noch großes Potenzial. Die Sächsische Staatsregierung wird hierzu konkrete Beiträge leisten und hat dazu den Maßnahmeplan zur Gewinnung internationaler Fachkräfte auf den Weg gebracht. Und wie das Bundeskabinett gerade beschlossen hat, werden sich auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Zuwanderung internationaler Fachkräfte verbessern. Nur, wir müssen immer daran denken, es kommen keine Fach- und Arbeitskräfte in unser Land – sondern Menschen, mit allen Bedürfnissen und Wünschen, die wir auch haben. Wir brauchen eine aufgeschlossene Willkommenskultur und müssen gerade in Sachen Integration noch ordentlich aufsatteln!