Aktuelle Daten bescheinigen dem Mittelstand Fortschritte in der digitalen Transformation. Wo steht der hiesige Mittelstand in Sachen Digitalisierung im Vergleich?
Digitalisierung ist natürlich schon lange ein Thema – seitens der niederösterreichischen Landesregierung setzen wir bereits seit 2015 konkrete Maßnahmen und Aktivitäten, um das Thema zu den Unternehmen zu bringen. Die Entwicklung der vergangenen beiden Jahre hat bestätigt, dass wir mit unserer Strategie, Digitalisierung für alle Betriebe aufzubereiten, absolut richtig liegen. Die Pandemie und die Lockdowns haben der Digitalisierung in allen Lebensbereichen und vor allem auch in der Wirtschaft einen enormen Schub verpasst und auch bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen, die sich bis dahin vielleicht noch nicht intensiv mit dem Thema befasst haben, zu einem Umdenken geführt.
In den vielen Gesprächen, die ich tagtäglich mit Unternehmerinnen und Unternehmern im ganzen Land führe, gibt es so gut wie keinen Betrieb, der nicht erkannt hat, wie wichtig es ist, sich mit Digitalisierung zu beschäftigen und digitale Tools im eigenen Unternehmen zu implementieren und zwar so schnell als möglich. Den niederösterreichischen Unternehmen ist sehr wohl bewusst, dass Digitalisierung der Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg von morgen ist. Hier ist wirklich sehr viel in Bewegung gekommen.
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Wie unterstützen Sie den Mittelstand bei der digitalen Transformation - und welche Programme planen Sie gegebenenfalls?
Um unsere Wirtschaft bei der digitalen Transformation optimal zu unterstützen, haben wir als eines der ersten Bundesländer eine eigene Digitalisierungsstrategie entwickelt, deren Mission lautet „Den digitalen Wandel nutzen. Für Land und Leute.“ Es geht darum, digitale Chancen für Menschen und Unternehmen zu erschließen. Aus der Vielzahl an Initiativen und Maßnahmen, die in den vergangenen sieben Jahren umgesetzt wurden, möchte ich zwei hervorheben: Das ist zum Ersten „digi4Wirtschaft“, ein gemeinsames Förderprogramm von Land Niederösterreich und Wirtschaftskammer Niederösterreich, das mit Beginn der Pandemie gestartet wurde.Tausende Betriebe haben bisher ihre Prozesse optimiert und digitale Instrumente eingesetzt, um effizierter, schneller und besser zu werden. Wir haben rund 1.100 Digitalisierungsprojekte mit 20 Millionen Euro an Förderungen unterstützt, die 40 Millionen Euro an Investitionen ausgelöst haben. Mitte Juli des heurigen Jahres wurden weitere acht Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung gestellt.
Ein anderes zentrales Leuchtturmprojekt im Bereich Digitalisierung ist das „Haus der Digitalisierung“, das auch international bereits für Aufsehen gesorgt hat. Es besteht aus drei Teilen: einem ExpertInnen-Netzwerk, das bereits 2018 gestartet wurde und alle Kompetenzen im Land zum Thema Digitalisierung bündelt und vernetzt. Im nächsten Schritt wurde die Online-Informationsdrehscheibe www.virtuelleshaus.at gestartet und vor wenigen Tagen konnten wir mit der Eröffnung des realen „Haus der Digitalisierung“ in Tulln einen weiteren Meilenstein im Bereich Digitalisierung setzen.
Mit einem Investment von rund 33,5 Millionen Euro haben wir ein Leuchtturmprojekt geschaffen, das europaweit keinen Vergleich scheuen muss. Für Bevölkerung und Betriebe ist damit einen Ort entstanden, wo sich jede/r Anregung holen kann, wie die Digitalisierung im unternehmerischen und beruflichen Leben gewinnbringend genutzt werden kann. Im „Haus der Digitalisierung“ in Tulln finden die Unternehmen ab sofort alle wichtigen niederösterreichischen Institutionen im Bereich Digitalisierung unter einem Dach, ein absolutes Novum, das die Beratung und Begleitung der Betriebe bei ihrer digitalen Transformation effizienter und einfacher macht. Damit haben wir auch für kleine und mittelständische Betriebe optimale Rahmenbedingungen geschaffen, um die Möglichkeiten der Digitalisierung im eigenen Unternehmen zu nutzen und so fit für die Herausforderungen der Zukunft zu werden. Immer im Fokus der Leistungen stehen die Unterstützung heimischer Klein- und Mittelunternehmen auf ihrem Weg in die digitale Zukunft und die einfache Vermittlung des Themas Digitalisierung für die breite Bevölkerung. Dazu wird es im wirklich spektakulären Showroom im „Haus der Digitalisierung“ jährlich wechselnde Ausstellungen geben. Gestartet wird am 17. Jänner mit einer interaktiven, multimedialen Inszenierung des Themas „Mensch + Maschine“.
Welche Unterstützung bekommen mittelständische Unternehmen insbesondere in Sachen IT-Sicherheit und Datenschutz?
Dieses Thema ist bei uns selbstverständlich ganz oben auf der Agenda – und zwar nicht erst mit dem Digitalisierungsboom der letzten Jahre, sondern auch hier war Niederösterreich Vorreiter: bereits 2012 hat es im Bereich der ecoplus Cluster NÖ die erste Informations-Roadshow „Schutz vor Cyberkriminalität“ für heimische KMU gegeben. Im „Haus der Digitalisierung“-Netzwerk gibt es seit 2021 einen Schwerpunkt „Prävention IT-Sicherheit für Klein- und Mittelunternehmen (KMU)“. Hier werden laufend KMU mit Webinaren, Schulungen und umfassenden Informationen aufgeklärt, informiert und unterstützt. Und im September konnten wir die Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen dem Innenministerium und dem Netzwerk „Haus der Digitalisierung“ im Bereich Cyber Security bekanntgeben.
Welche Herausforderungen sehen Sie durch den Fachkräftemangel bei der Digitalisierung des Mittelstandes?
Einerseits sind natürlich qualifizierte, digitalisierungsaffine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Unternehmen extrem wichtig. Andererseits bin ich überzeugt, dass gerade die digitale Transformation der Wirtschaft mit ein Weg aus dem Fachkräftemangel sein könnte. Und zwar nicht in dem Sinne, dass die Digitalisierung die menschliche Arbeitskraft ersetzt. Es hat sich vielmehr gezeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Digitalisierung entlastet viele Arbeitskräfte gerade bei körperlich herausfordernden Tätigkeiten. Ich gehe davon aus, das dadurch viele Berufe verstärkt an Attraktivität gewinnen werden und vor allem für junge Menschen interessanter werden.