Experten sehen die Landwirtschaft in einer digitalen Transformation hin zum Smart Farming. Wie unterstützen Sie die Betriebe in Ihrem Land auf diesem Weg?
Smart Farming ist bereits auf vielen Betrieben angekommen. Zwei Beispiele sind der Einsatz von Melkrobotern oder auch die Lenkung von Traktoren mit GPS-Unterstützung. Die nächsten Schritte sind nun die Digitalisierung und Automatisierung der Verfahren – zum Beispiel autonom agierende Feldroboter, die in der Lange sind, mit anderen Maschinen und Systemen zu kommunizieren. Wir unterstützen die Einführung der Digitalisierung in den Betrieben ganz konkret mit einer Stärkung der Beratung durch die Landwirtschaftskammer. Von Landwirtschaftskammer und Ministerium wurde jüngst gemeinsam auch das ,Praxis-Labor Digitaler Ackerbau' in Königslutter-Schickelsheim aus der Taufe gehoben. Hier sollen Verfahren und Techniken auf ihre Praxistauglichkeit, auf die Wirtschaftlichkeit und die ökologischen Effekte hin untersucht werden – und zwar herstellerunabhängig. Außerdem konnten wir in Niedersachsen das RTK-Korrektursignal für die Landwirtschaft kostenlos bereitstellen. Das bedeutet: Nun können auch viele kleinere Betriebe eine hochpräzise Navigation auf dem Acker umsetzen. Bisher war dies für einige Betriebe schlicht zu teuer.
Selbstfahrende landwirtschaftliche Maschinen, Drohnen über den Feldern, Roboter im Stall – wie kann sichergestellt werden, dass kleinere Betriebe in solche Zukunftstechnologien angemessen investieren können?
Die Betriebe müssen genau wissen, was sie von welchen Techniken zu erwarten haben. Sie müssen einschätzen können, welche Kosten und welche Nutzen damit verbunden sind und auch, welche Risiken es möglicherweise gibt. Im Übrigen können viele digitale Techniken und Verfahren gerade auch auf kleinen Betrieben sinnvoll und effizient eingesetzt werden. Ein Einstieg muss nicht immer teuer sein – Melkroboter zum Beispiel stehen überwiegend in klassischen Familienbetrieben, nicht in Großbetrieben. Außerdem gibt es über Lohnunternehmen und Dienstleister auch im überbetrieblichen Einsatz die Möglichkeit, von teureren Technologien zu profitieren.
Welchen Beitrag kann die Digitalisierung auf dem Weg zu nachhaltigerer Landwirtschaft leisten?
In erster Linie geht es darum, durch moderne Technologien die Präzision landwirtschaftlicher Verfahren zu erhöhen. Das betrifft zum Beispiel die Düngung und den Pflanzenschutz. Hier kann mit Hilfe von Sensortechniken das Düngeniveau in Abhängigkeit des Bedarfes der Pflanzenbestände optimal geregelt werden. Bildverarbeitende Systeme helfen dabei, bei der Anwendung zwischen Nutzpflanzen und Beikräutern zu unterscheiden. Auch im Bereich der Grunddüngung, der Bodenbearbeitung und der Aussaat gibt es Ansätze, die neue Informations- und Datenquellen heranziehen, um noch genauer zu arbeiten und damit Betriebsmittel einzusparen. So wird die Umwelt nicht mehr als nötig belastet. In der Tierhaltung bietet die Digitalisierung ebenfalls großes Potenzial: Eine intensivere Beobachtung der Tiere und verbesserte Krankheitsdiagnosen können dabei helfen, das Tierwohl zu verbessern.
Wie lässt sich sicherstellen, dass genügend Fachkräfte für Smart Farming zur Verfügung stehen?
Hier spielt die Ausbildung eine ganz wichtige Rolle, bei den Lehrinhalten müssen die neuen Verfahren theoretisch und praktisch intensiv vermittelt werden. Und: Durch entsprechende Weiterbildungsangebote müssen auch bereits praktizierende Landwirte die Möglichkeit bekommen, sich das erforderliche Wissen anzueignen. Wir fördern das Projekt ,Digitale DEULA 2022', durch das wir digitale Technologien in die landwirtschaftliche Ausbildung bringen. Auch das ,Praxis-Labor Digitaler Ackerbau' sowie weitere in Niedersachsen beheimatete ,Experimentierfelder digitale Landwirtschaft', die durch das Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert werden, werden erheblich zum Know-how-Transfer beitragen. Landwirte werden allerdings auch künftig in der Lage sein müssen, die Zusammenhänge zu verstehen und Abläufe zu hinterfragen. Fest steht jedoch: Digitale Technologien bieten enorme Chancen – sowohl auch dem Acker als auch im Stall!
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