Welchen Beitrag kann die Digitalisierung auf dem Weg zu nachhaltigerer Landwirtschaft leisten?
Unser Haus sieht in der Digitalisierung große Chancen, die vielfältigen Herausforderungen in der Landwirtschaft und im Umwelt- und Naturschutz besser und schneller bewältigen zu können. Wir können schon heute dank digitaler Technik zielgenauer und verlustärmer düngen; damit werden nicht nur das Grundwasser und die Oberflächengewässer geschützt, sondern gleichzeitig wird auch der Geldbeutel der Landwirtinnen und Landwirte geschont. Ähnliche Entwicklungen erwarten wir auch im Pflanzenschutz.
Experten sehen die Landwirtschaft in einer digitalen Transformation hin zum Smart Farming. Wie unterstützen Sie die Betriebe in Ihrem Land auf diesem Weg?
Wir gestalten den Prozess der Digitalisierung in der Landwirtschaft aktiv mit. So gibt es seit 2018 in unserem Haus eine Projektgruppe „Digitalisierung und Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Ernährung“. Im Mai 2019 wurde außerdem eine „Arbeitsgruppe Digitalisierung“ im Forschungsnetzwerk NRW Agrar gegründet, in der wir mit Verbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen aus NRW eng und praxisorientiert zusammenarbeiten. Mit Mitteln unseres Hauses wird nach praxistauglichen und vertrauenswürdigen Lösungen gesucht.
Seit 2019 kooperiert NRW eng mit Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen im Kompetenzzentrum Digitalisierung in der Landwirtschaft (K-West). Wir werden in 2020 in die von Rheinland-Pfalz entwickelte GeoBox-Infrastruktur einsteigen, um unseren Landwirtinnen und Landwirten eine praxisgerechte und kostengünstige Lösung für viele Datenanwendungen anbieten zu können. Dabei stehen auch der sichere Datenaustausch (Schnittstellen) und die Datenhoheit im Fokus.
Es stehen schon heute sehr viele Daten kostenlos zur Verfügung. Wir brauchen jedoch auch Farmdaten-Managementprogramme, die durch eine geschickte Daten-Integration dieser externen und internen Daten einerseits die landwirtschaftlichen Betriebe entlasten und andererseits durch Nutzer- und Bedienungsfreundlichkeit bestechen. Das wird in 2020 ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit sein.
Selbstfahrende landwirtschaftliche Maschinen, Drohnen über den Feldern, Roboter im Stall – wie kann sichergestellt werden, dass kleinere Betriebe in solche Zukunftstechnologien angemessen investieren können?
Grundsätzlich liegt es in der wirtschaftlichen Eigenverantwortlichkeit eines landwirtschaftlichen Betriebes, ob, wie und zu welchem Zweck er digitale Technik einsetzt. Angesichts der hohen Anschaffungskosten und der eher geringen Einsatzstunden erwarte ich eine starke Zunahme überbetrieblicher Maschineneinsätze: zum Beispiel durch Maschinengemeinschaften, -ringe, -genossenschaften oder Lohnunternehmen. So werden die neuen Technologien auch für kleinere Betriebe finanzierbar.
Wie lässt sich sicherstellen, dass genügend Fachkräfte für Smart Farming zur Verfügung stehen?
Der Fachkräftemangel ist schon heute insbesondere in den vor- und nachgelagerten Bereichen der Landwirtschaft spürbar. In der Landwirtschaft selbst ist die Ausbildung an und in digitalen Techniken Bestandteil sowohl der beruflichen als auch der universitären Ausbildung.
Unser Haus hat in 2018 den Start der Studiengänge „Precision Farming“ und „Digitale Freiraumgestaltung“ an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit insgesamt vier Millionen Euro finanziert. Wir leisten zudem unseren Beitrag durch die Förderung der überbetrieblichen digitalen Ausbildung, zum Beispiel bei der DEULA Warendorf und Kempen und durch die Förderung der vielfältigen Bildungsaktivitäten der Landwirtschaftskammer.