Regional gibt es ein dauerhaftes Wasserbilanz-Risiko. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Maßnahmen, um eine nachhaltige Versorgung und gerechte Verteilung von Wasser sicherzustellen?
In Anbetracht des Wasserbilanz-Risikos ist ein entschlossenes Handeln erforderlich. Wie sichern wir eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und -versorgung und eine gerechte Verteilung? Ein Paradigmenwechsel ist nötig: Statt Wasser vorrangig abzuleiten, müssen wir es in der Landschaft halten – für niederschlagsarme Zeiten.
Das gilt für landesweite und kommunale Konzepte, ebenso wie für private Grundstücke. Planungen müssen künftig Wassermangel und hohe Temperaturen berücksichtigen, die unsere Gewässer belasten. Nachhaltigkeit bedeutet diese Ressourcen für heutige und künftige Generationen zu bewahren und zu schützen. Auch Grundwasser ist begrenzt und verlangt einen sparsamen, gezielten Umgang.
Die Herausforderung liegt dabei insbesondere darin, Zielkonflikte in Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, die der Klimawandel verschärft, gemeinsam zu lösen. Im Saarland setzen wir auf intensive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Beispiele hierfür sind der „Masterplan zukunftssichere Wasserversorgung im Saarland 2040“, das Saarländische Klimaschutzkonzept, das richtungsweisende Maßnahmen zur Klimaanpassung im Wasserbereich enthält und die jahrzehntelange Zusammenarbeit in, teilweise grenzüberschreitenden Hochwasserpartnerschaften.
Zugleich warnen Experten vor Extremregen-Ereignissen. Wie lässt sich den Auswirkungen dieser Ereignisse begegnen?
Extremregen-Ereignisse erfordern bessere Warnsysteme, flächendeckende Vorsorgemaßnahmen und einen gestärkten Katastrophenschutz – auch über kommunale Grenzen hinweg.
Im Saarland sind wir auf einem guten Weg: Viele Kommunen haben Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte (HSVK) erstellt, oder arbeiten daran. Nur wenige stehen hier noch am Anfang. Unsere Förderrichtlinie für Maßnahmen des Hochwasser- und Starkregenrisikomanagements (FRL-HWS) unterstützt die Umsetzung dieser Maßnahmen und fördert die interkommunale Zusammenarbeit. Zudem entwickeln wir mit dem Forschungsprojekt KliGAS ein innovatives landesweites Frühwarnsystem. Es wird durch die saarländische Hochschule für Technik und Wirtschaft in Partnerschaft mit 3 Landkreisen und dem Umweltministerium in 3 Stufen erarbeitet. Durch die Kombination klassischer wasserwirtschaftlicher Modelle mit KI sollen bereits Wetterprognosen ausgewertet werden, um frühzeitig präzise Warnungen vor Extremwetter zu liefern. So können wir schneller reagieren und Schäden begrenzen.
Insbesondere Städte bemühen sich vielfach um Klimaresilienz - wie unterstützt Ihr Haus die Kommunen dabei?
Klimaresilienz bedeutet, mit Wasserknappheit und -überschuss gleichermaßen umzugehen. Forschungsprojekte, wie unsere Extremstarkregengefahrenkarten für sehr große Starkregenereignisse (200 mm/h) oder die geplanten Erosionsgefahrenkarten, die die Folgen von Starkregenereignissen sichtbar machen, schaffen dabei wichtige Grundlagen für ein klimaresilientes kommunales Handeln.
Auch innovative Werkzeuge, wie das Starkregenfrühwarnsystem KliGAS, das in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft entwickelt wird, helfen Kommunen, frühzeitig Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Förderprogramme des Umweltministeriums unterstützen diese Bemühungen. Sie reichen dabei von der Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität, der Unterstützung von Abwasserbehandlungsanlagen, der Förderung der dezentralen Niederschlagswasserbewirtschaftung („Aktion Wasserzeichen“), der Förderung der Schaffung von ökologisch guten und damit auch klimaresilienteren Gewässern („Förderrichtlinie (FRL) Gewässerentwicklung“) über die Förderung der Wasserunternehmen zur Sicherstellung einer nachhaltigen Wasserwirtschaft („FRL–„Nachhaltige Wasserwirtschaft“) bis hin zur Förderung vielfältiger kommunaler Maßnahmen aus den Bereichen Hochwasser- und Starkregenschutz und -vorsorge („FRL-Maßnahmen des Hochwasser- und Starkregenrisikomanagements“). So stärken wir die Widerstandsfähigkeit der Kommunen gegen die Folgen des Klimawandels.
Welche Rolle können digitale Tools und KI künftig für ein effizientes Wassermanagement spielen?
Digitale Werkzeuge und KI revolutionieren das Wassermanagement. Sie ermöglichen, riesige Datenmengen zu analysieren, Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen. KI kann aus Ereignissen lernen, um präzise Prognosen zu erstellen.
Diese Technologien eröffnen neue Möglichkeiten:
- Echtzeitüberwachung erkennt frühzeitig kritische Zustände z.B. von Wassermengen oder -zustand und erlaubt schnelles Gegensteuern. Digitale Systeme helfen beispielsweise Wartung und Betrieb von Abwasseranlagen und Leitungsnetzen effizienter zu steuern, Wasserverluste zu minimieren und die Ressourcennutzung zu verbessern.
- Digitale Zwillinge vernetzen alle Bereiche der Wasserwirtschaft, machen Ursache-Wirkung-Zusammenhänge sichtbar und fördern nachhaltiges Handeln.
- Zudem erleichtern digitale Tools die Kommunikation: Sie stellen Bürgern, Behörden und Einsatzkräften gezielte Informationen bereit, um richtig zu handeln. Gleichzeitig stärken sie das Bewusstsein für den Gewässerschutz und den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser.
So helfen uns digitale Tools und KI ein schnelleres, nachhaltigeres und vernetztes Wassermanagement aufzubauen, das den Herausforderungen der Zukunft gewachsen ist.