Der Digitalpakt Schule hatte das Ziel, eine "leistungsfähige digitale Bildungsumgebungen" zu schaffen - wo stehen die Schulen in Ihrem Bundesland nun diesbezüglich?
Digitale Bildung ist aus der Schule nicht mehr wegzudenken. Den Bemühungen des DigitalPakts der Digitalisierung an Schulen seit 2019 einen Schub zu verleihen, ist vielleicht das einzig „Gute“ an der Pandemie gewesen. Digitale Geräte und Programme sind Teil des Alltags und deshalb auch im Unterricht wichtig: für die Qualität des Unterrichts, um die Medienbildung zu stärken und auch für das Lernen außerhalb des Unterrichts. Die Schulträger haben die digitale Ausstattung in den letzten Jahren massiv ausgebaut, mit starker Unterstützung durch Land und Bund. Nahezu alle Schulen verfügen über ein Netzwerk, WLAN und moderne Geräte. Die Quote „Schüler zu Endgerät“ liegt über alle Schularten hinweg im Mittel bei 3:1 bis 4:1. In der ICILS-Studie von 2018 wurde noch eine Quote von 10:1 bis 11:1 ermittelt. Mindestens 75% der Lehrkräfte verfügen über ein Dienstgerät.
Grundsätzlich setzen wir mit unserer Digitalisierungsstrategie auf vier zentrale Handlungsfelder: Infrastruktur und Ausstattung, Aus-, Fort- und Weiterbildung, Lernen und Lehren, Prozesse und Organisation. Mit der Digitalen Bildungsplattform SCHULE@BW haben wir ein optimales Werkzeug für den digital unterstützten Unterricht, das auch künftige Bedarfe berücksichtigen kann.
Gleichwohl ist bei der Leistungsfähigkeit der Infrastruktur noch Luft nach oben. Mit der grundlegenden Ausstattung, der Fortbildung der Lehrkräfte und den inzwischen vorliegenden Praxiserfahrungen an den Schulen steigen die Anforderungen. Wir bekommen bereits die Rückmeldung, dass nun auf einem nächsten Level die Fortsetzung folgen muss. Aber das ist gut so – es zeigt, dass wir ordentlich Fahrt aufgenommen haben.
Welche Anstrengungen - und welche Unterstützung vom Bund - sind künftig nötig?
Ein Digitalpakt 2.0 muss eine kluge Fortführung der bisherigen Strategie sein: Er muss eine bedarfsgerechte Förderung der digitalen Ausstattung für Schulen in Deutschland möglich machen. Die Regierungschefinnen und Regierungschefs haben in einem gemeinsamen Beschluss im November 2023 einen Mindestumfang der Bundesmittel von 1,3 Mrd. € pro Jahr gefordert.
Es ist essenziell, dass die Länder die digitale Struktur, die in den vergangenen Jahren erfolgreich aufgebaut wurde, aufrechterhalten und zeitgemäß ausbauen können. Ohne die Anschlussfinanzierung des Bundes in einem gut ausgestatteten Digitalpakt 2.0. wird das nicht gehen. Damit die digitale Transformation weitergehen kann, sind zudem Erweiterungen nötig. Die Länder haben sich darauf verständigt, z.B. auch didaktische Software, Bildungscontent, Beratungsstrukturen und IT-Administration in den Förderungskatalog an den Bund mitaufzunehmen.
Mit neuer Technik wachsen auch die Anforderungen an das Lehr-Personal. Wie wird die Lehrerschaft für diese Herausforderung fit gemacht?
Am Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) werden Lehrkräfte darin geschult. Das gilt grundsätzlich für alle Fächer, Klassenstufen und Schularten. Bei den beruflichen Schulen war KI zuletzt Thema im Format des Führungskräftedialogs der Schulverwaltung mit der Wirtschaft, den Personalvertretungen und der Wissenschaft. Seit Januar 2023 führte die ZSL-Zentrale mehr als 70 Online-Veranstaltungen zum Thema KI durch. Zusätzlich gab es zahlreiche schulinterne Fortbildungen und pädagogische Tage. Auf den Webseiten des LMZ (Landesmedienzentrum) und des ZSL gibt es überdies eine Reihe von Hilfestellungen, u.a. auch dazu, wie Lehrkräfte einen etwaigen Verdacht hinsichtlich KI-generierter Hausaufgaben erhärten können. Das Land unterstützt Fortbildungen für Lehrkräfte im Bereich der Medienbildung und Digitalisierung in einem Umfang von 9 Millionen Euro bis Ende 2024. Hier stellt das ZSL mit Unterstützung des Landesmedienzentrums sowie Dritter ein breites Angebot für Schulen bereit. Mit diesen zusätzlichen Mitteln wird es bis Ende des Jahres rund 200.000 Lehrkräften ermöglicht, an Veranstaltungen unterschiedlicher Formate teilzunehmen.
Wissenschaftler befürchten, dass digitale Medien sogar negative Auswirkungen auf das Lernen haben könnten. Welches Maß und welche Art der Digitalisierung ist an den Schulen überhaupt sinnvoll?
Es gilt: Die Pädagogik führt und die Digitalisierung folgt. Nicht umgekehrt! Im Kern geht es darum, die jungen Menschen zu befähigen, ihr Leben in der digitalen Welt frei und selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Das müssen unsere Schulen leisten. Das Maß der Digitalisierung hängt also davon ab, mit welchem pädagogisch-didaktischen Konzept unterrichtet wird. Außerdem muss klar sein, dass sich Art und Umfang des Einsatzes von digitaler Technik am Entwicklungsstand der Lernenden ausrichten muss. Mit der Digitalen Bildungsplattform und unserer Digitalisierungsstrategie geben wir ihnen die Tools an die Hand, die sie dafür brauchen. Die Schulen gestalten auf diese Weise den Wandel mit und nutzen die Möglichkeiten der Technik im Sinne einer bestmöglichen Bildung. Schülerinnen und Schüler können damit differenzierter und individueller gefördert werden. Dabei sind Lehren und Lernen in der digitalen Welt nicht nur eine Frage der Technologien, sondern bleiben primär eine Frage der Pädagogik und der Didaktik. Mit der Digitalen Bildungsplattform Schule@BW und der Digitalisierungsstrategie digital.LÄND legt die Landesregierung ein besonderes Augenmerk auf beide Aspekte. Zeitgleich mit der technischen Ausstattung der Schulen und der Ausgestaltung von rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen erfolgt eine systematische digitalisierungsbezogene Schulentwicklung.