Der Digitalpakt Schule hatte das Ziel, eine "leistungsfähige digitale Bildungsumgebungen" zu schaffen - wo stehen die Schulen in Ihrem Bundesland nun diesbezüglich?
Der DigitalPakt Schule ist im Zusammenwirken mit den landeseigenen Maßnahmen und Projekten ein wichtiges und unverzichtbares Instrument geworden, mit dem die schulische Infrastruktur in Sachsen-Anhalt aufgebaut und stabilisiert werden konnte. Die Mittel aus dem Digitalpakt Basis in Höhe von 123,8 Mio. Euro konnten nahezu vollständig gebunden werden und die Schulträger arbeiten engagiert und zügig an der Umsetzung ihrer bewilligten Vorhaben.
Besonders in den Zeiten der Pandemie haben die vom Bund initiierten Zusatzvereinbarungen maßgeblich zur Einführung eines digital unterstützten Unterrichts an den Schulen in Sachsen-Anhalt beigetragen. Durch die erste Zusatzvereinbarung konnten mit 15,3 Millionen Euro mehr als 30.000 digitale Endgeräte für Schülerinnen und Schüler beschafft werden, wobei das Land eine Kofinanzierung von 1,53 Millionen Euro übernahm. Die gleiche Unterstützung wurde auch durch die Zusatzvereinbarungen zur Administration und zu Leihgeräten für Lehrkräfte ermöglicht.
Die dritte Zusatzvereinbarung zur Beschaffung von Leihgeräten für Lehrkräfte hat dazu geführt, dass alle Lehrkräfte des Landes mit digitalen Endgeräten ausgestattet wurden. Auch neu eingestellte Lehrkräfte erhalten über diesen Weg ihre digitalen Arbeitsmittel. Bislang konnten mehr als 19.000 Geräte ausgeliefert werden.
Durch den DigitalPakt Schule wurde somit die Grundlage geschaffen, um digital gestützten Unterricht fest zu verankern. Jetzt gilt es, nicht nachzulassen, die Schulen gezielt und kontinuierlich zu fördern und ihre individuelle digitale Schulentwicklung weiter auszubauen.
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Welche Anstrengungen - und welche Unterstützung vom Bund - sind künftig nötig?
Das Land Sachsen-Anhalt steht im Anschluss an den DigitalPakt Schule 2019-2024 zusammen mit den Schulträgern vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Die umfassenden Investitionen in die digitale Infrastruktur der Schulen haben beträchtliche Folgekosten zur Verstetigung der durchgeführten Maßnahmen nach sich gezogen. Eine Aufgabe ist z. B. die kontinuierliche Finanzierung der Standardersatzbeschaffung von digitalen schulischen Endgeräten, um die technische Ausstattung auf einem aktuellen Stand zu halten. Darüber hinaus muss der Betrieb der neu geschaffenen landesweiten digitalen Dienste sichergestellt werden. Dazu gehören insbesondere Lernmanagementsysteme, Angebote von digitalen Bildungsinhalten und Identitätsmanagement-Lösungen, die für den Ablauf des digitalisierten Schulalltags unerlässlich sind.
Die fortlaufenden Kosten belasten die Länderhaushalte erheblich und gehen weit über den ursprünglichen Rahmen des DigitalPakts hinaus. Langfristige Finanzierungskonzepte sind daher unabdingbar. Die Digitalisierung der Schulen muss also als ein fortlaufendes nationales Vorhaben begriffen werden, das kontinuierliche Unterstützung von Bund, Ländern und Kommunen erfordert. Dies beinhaltet nicht nur finanzielles Engagement, sondern auch eine politische Willensbekundung auf allen Ebenen, die Digitalisierung der Bildung als prioritäres und langfristiges Ziel zu verfolgen. Der Bund muss sich seiner Verantwortung bewusst sein und die Länder entsprechend unterstützen, um eine nachhaltige und zukunftsfähige digitale Bildungslandschaft zu schaffen und zu erhalten.
Mit neuer Technik wachsen auch die Anforderungen an das Lehr-Personal. Wie wird die Lehrerschaft für diese Herausforderung fit gemacht?
Die Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt haben mit der verstärkten Teilnahme an Fortbildungen mit digitalen Inhalten deutlich gezeigt, dass sie sich der Herausforderung des Einsatzes von digitalen Unterstützungsangeboten im Unterricht stellen und diese annehmen. Dafür bin ich ausgesprochen dankbar!
Sachsen-Anhalt hat dabei frühzeitig erkannt, dass es unmittelbare Unterstützungsbedarfe direkt vor Ort in den Schulen gibt und daraufhin das innovative Vorhaben „Digitalassistenz für Schulen“ ins Leben gerufen. Denn: Digitaler Unterricht ist mehr als nur die Übersetzung von Lernstoff des Präsenzunterrichts in digitale Formate. Es geht vielmehr um die Entwicklung neuer Formen des Lernens und des Wissens- und Kompetenzerwerbs. Dabei müssen alle Beteiligten unterstützt werden. Ziel der Digitalassistenz ist es daher, die Implementierung digital gestützter Lerninhalte und -methoden zu fördern, Schulpersonal mit Hilfe niedrigschwelliger Angebote in seinen Kompetenzen zu stärken sowie die digitale Schulorganisation zu unterstützen. Digitalassistentinnen und -assistenten und die Digitalmentorinnen und -mentoren tragen dazu bei, dass die an Schule Beteiligten die Potentiale einer Kultur der Digitalität zur Gestaltung des schulpraktischen Alltags lernfördernd nutzen. Hierbei agieren je eine Digitalmentorin oder ein Digitalmentor und vier bis fünf Digitalassistentinnen und -assistenten in einem Cluster, welche auf Abruf in den Regionen und Schulen wirksam werden. Sie geben an Schulen medienpädagogische Mikrofortbildungen und beraten zur digitalen Ausstattung, zu Fragen des digital gestützten Lernens und Lehrens in der schulischen Praxis oder zum Einsatz von Content- oder Lernmanagementsystemen. Darüber hinaus gibt es Lehrkräfte, die als medienpädagogische Beratung in den Schulen agieren und die Digitalassistenz anleiten.
Weiterhin hat Sachsen-Anhalt rasch auf die aktuelle Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz reagiert und den Lehrkräften in Fortbildungen die Grundelemente, Möglichkeiten und Chancen von KI veranschaulicht.
Wissenschaftler befürchten, dass digitale Medien sogar negative Auswirkungen auf das Lernen haben könnten. Welches Maß und welche Art der Digitalisierung ist an den Schulen überhaupt sinnvoll?
Der Fokus liegt hierbei klar auf der Entwicklung der basalen Kompetenzen: Lesen, Schreiben und Rechnen bilden die notwendige Grundlage, auf dem weiteres Lernen im Leben aufbaut – unabhängig davon, welche Medien oder Technologien zum Einsatz kommen.
Die Digitalisierung der Schulen bzw. „Digitalität an Schulen“ erfordert einen ausgewogenen und zielgerichteten Ansatz. Dabei darf „digitaler Unterricht“ nicht zum Selbstzweck werden. Vielmehr sollten digitale Elemente und Unterstützungssysteme und -werkzeuge als native Bestandteile des Lehrens und Lernens integriert werden, so, wie sie im außerschulischen Leben der Schülerinnen und Schüler präsent sind. Digitale Werkzeuge sollten als selbstverständliche Unterrichtsmittel begriffen und nicht als Allheilmittel verstanden werden.
Angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz dürfen neue Technologien nicht überstürzt in den Unterricht integriert werden, nur, weil sie zugänglich sind. Stattdessen ist es wichtig, diese schnell und präzise dahingehend zu bewerten, welche Kompetenzen sie bei den Schülerinnen und Schülern sowohl kurzfristig als auch mittel- und langfristig fördern und erfordern. Schülerinnen und Schüler sollen in die Lage versetzt werden, sowohl in der Gegenwart als auch in ihrem späteren (Berufs-)Leben souverän in einer zunehmend digitalisierten Welt zu agieren. Sachsen-Anhalt ist sich dessen bewusst und begleitet alle an Schule Beteiligten umfassend.