Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Mehr Angebote statt Gratisfahrten

Köln vertraut beim ÖPNV seinem Strategiepapier „Köln mobil 2025“

Andrea Blome, Beigeordnete, Dezernat VIII - Mobilität und Verkehrsinfrastruktur der Stadt Köln Quelle: Stadt Köln/Birgitta Petershagen Andrea Blome Beigeordnete Stadt Köln 12.04.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Kölns Stadtbahn- und Buslinien sind in den Hauptverkehrszeiten bereits heute auf vielen Linien voll ausgelastet. "Bei einer kostenlosen Verfügbarkeit des ÖPNV-Netzes in Köln ist daher davon auszugehen, dass der Druck durch steigende Nutzungswünsche noch weiter ansteigen würde. Insgesamt erscheint es mir der fachlich und strategisch richtige Weg, die finanziellen Mittel, die für ein kostenfreies ÖPNV-Netz notwendig wären, stattdessen in den Infrastrukturausbau des Stadtbahn- und Busliniennetzes zu investieren."  Das sagt Andrea Blome, Beigeordnete für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur der Stadt Köln. In Köln habe es sich bislang als erfolgreich erwiesen, die ÖPNV-Nutzung durch Angebotserweiterungen zu steigern.







Zur Verbesserung der Luft in Städten diskutiert die Politik auch über einen kostenlosen ÖPNV. Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag, vor allem mittel- bis langfristig?
Für die Stadt Köln muss zunächst festgestellt werden, dass die Stadtbahn- und Buslinien in den Hauptverkehrszeiten die Vollauslastung auf vielen Strecken bereits überschreiten. Bei einer kostenlosen Verfügbarkeit des ÖPNV-Netzes in Köln ist daher davon auszugehen, dass der Druck durch steigende Nutzungswünsche noch weiter ansteigen würde. Insgesamt erscheint es mir der fachlich und strategisch richtige Weg, die finanziellen Mittel, die für ein kostenfreies ÖPNV-Netz notwendig wären, stattdessen in den Infrastrukturausbau des Stadtbahn- und Busliniennetzes zu investieren. In Köln hat es sich bislang als erfolgreich erwiesen, die ÖPNV-Nutzung durch Angebotserweiterungen zu steigern.

Kritiker wenden ein, dass vor allem Fußgänger und Radfahrer auf den kostenlosen ÖPNV umsteigen könnten. Welches wären die wichtigsten Maßnahmen für den Verkehrsmix der Zukunft aus Ihrer Sicht?
Die Stadt Köln richtet ihre zukünftige Mobilitätsentwicklung an den Leitzielen des Strategiepapiers „Köln mobil 2025“ aus. Dieses Strategiepapier sieht vor, den Anteil der einzelnen Verkehrsmittel am Gesamtverkehrsaufkommen in Köln bis 2025/2030 zu verändern. So soll der Anteil des Kfz-Verkehrs, der heute ca. 40 % des Gesamtverkehrsaufkommens beträgt, auf ca. 33 % sinken. Gleichzeitig soll der Anteil der Verkehrsmittel des Umweltverbundes von heute 60 % auf ca. 67 % anwachsen. Die beschriebenen Angebotsverbesserungen im ÖPNV sind wesentliche Bausteine, um diese Zielsetzung zu erreichen.

Der ÖPNV ist Teil eines komplexen Netzes an öffentlichem Verkehr. Welche Rolle spielt das für den Verkehrsmix - und welche Stellschrauben sehen Sie hier noch zur Optimierung?
Für die künftigen Maßnahmen im ÖPNV-Netz werden derzeit zwei Roadmaps entwickelt, in denen die Stadtbahnausbauvorhaben priorisiert und Verbesserungsmaßnahmen im Busnetz vorgeschlagen werden. Ein Teil der Maßnahmen im Busnetz soll als Interimslösung das Stadtbahnnetz kurzfristig entlasten, bis dort die geplanten Ausbauten realisiert werden können. Gleichzeitig werden der sukzessive Ausbau des Radwegenetzes durch Radverkehrskonzepte gezielt gesteuert und sichere Wegeführungen für zu Fuß Gehende ausgebaut. Teilweise wurden Verkehrsflächen für den motorisierten Verkehr zugunsten des Fahrradverkehrs bereits reduziert und zurückgebaut.

Flankierend zu diesen Maßnahmen werden in den kommenden Jahren in Köln und im Umland flächendeckend Mobilstationen eingerichtet, die den Umstieg zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln erleichtern. An den Mobilstationen werden unterschiedliche Verkehrsangebote, wie z. B. ÖPNV-Linien, Leihräder, Elektroautos und Fahrrad- und Pkw-Parkplätze verfügbar sein, so dass die individuellen Wegeketten der Verkehrsteilnehmenden optimiert durchgeführt werden können.

Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung für den optimalen Verkehrsmix?
Die Digitalisierung bietet eine Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten: Im Personenverkehr stehen den Verkehrsteilnehmenden gegenüber früher weitaus mehr Informationen zur Verfügung, nämlich zu welcher Uhrzeit, auf welcher Strecke, in welcher Kombination von Verkehrsmitteln und zu welchen Preisen er optimal seine Ortsveränderung vornimmt. Durch BigData und OpenData wird es Mobilitätsdienstleistenden möglich, kundengerechte Services anzubieten. Die Stadt Köln hat sich mit ihrer Digitalisierungsoffensive dem Thema angenommen und stellt relevante Daten auf „Offene Daten Köln“ zur Verfügung. Dabei sind auch zahlreiche Informationen zum Verkehr, wie die Baustellenmeldungen aus dem Verkehrskalender, Daten zu Parkhausbelegungen, zum Fahrradverkehr und zu vielen weiteren verkehrsrelevanten Themen. Mit dem EU-Projekt GrowSmarter wird deutlich, welchen Stellenwert diese Vernetzung für eine nachhaltige Stadtentwicklung besitzt. Mit dem Ansatz „Mobility as a Service“ wird im Personenverkehr nicht mehr auf den Besitz eines Fahrzeuges fokussiert, sondern auf die Nutzung des für den Zweck am besten geeigneten Fortbewegungsmittels. Dies erfordert umfassende Informationen zur Verfügbarkeit und wird auch dann erst Akzeptanz finden, wenn die Buchungs- und Bezahlsysteme durchgängig sind. Für die Verkehrsmittelwahl bedeutet dieser Ansatz, dass die bisherigen Hemmschwellen zur Fortbewegung zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im ÖPNV abgebaut werden und eine Verlagerung im Modal-Split zugunsten des Umweltverbundes auf einen Anteil von 2/3 erreicht werden kann.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
David Langner
Oberbürgermeister
Koblenz

David Langner, Oberbürgermeister Koblenz
Verkehr | Mobilität

Vorfahrt für Radfahrer und Fußgänger

Wie Koblenz den Verkehr künftig steuern will

EIN DEBATTENBEITRAG VON
David Langner
Oberbürgermeister
Koblenz

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Simone Lange
Oberbürgermeisterin
Stadt Flensburg

Simone Lange, Oberbürgermeisterin der Stadt Flensburg
Verkehr | Mobilität

ÖPNV erst besser machen - dann günstiger

Wie Flensburg seinen Masterplan Mobilität angeht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Simone Lange
Oberbürgermeisterin
Stadt Flensburg

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Susanne Lender-Cassens
Bürgermeisterin
Stadt Erlangen

Susanne Lender-Cassens, Bürgermeisterin der Stadt Erlangen
Verkehr | Mobilität

Entlastung der Innenstadt geht nur zu ■ ■ ■

Worüber Erlangen bei öffentlichen Verkehr nachdenkt

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Susanne Lender-Cassens
Bürgermeisterin
Stadt Erlangen

ZUR FACHDEBATTE

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.