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Interview24.01.2023

Kreuzfahrt-Reedereien mit Initiative und Pionierrolle in Klimaschutzfragen

Wie eine Branche nachhaltig wird

Sebastian Ebbing - Technical Advisor Climate, Marine Fuels, Innovation and Funding, Verband Deutscher Reeder (VDR) Quelle: VDR/ Bina Engel Sebastian Ebbing Technical Advisor Climate, Marine Fuels, Innovation and Funding Verband Deutscher Reeder (VDR)
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"Die internationale Schifffahrt und der Kreuzfahrtsektor stehen fest hinter dem wichtigen 1,5°C Ziel des Pariser Klimaabkommens", betont Sebastian Ebbing vom Verband Deutscher Reeder (VDR) und nennt eine Reihe von Maßnahmen und Initiativen. Er plädiert aber auch für die Entwicklung konsistenter regulatorischer Rahmenbedingungen.





Viele Kreuzfahrt-Reedereien haben eine Klimastrategie und bekennen sich zu den Klimazielen von Paris. Wo steht die Branche aus Ihrer Sicht heute auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kreuzschifffahrt?
Die internationale Schifffahrt und der Kreuzfahrtsektor stehen fest hinter dem wichtigen 1,5°C Ziel des Pariser Klimaabkommens. Die Internationale Maritime Organisation (IMO), als verantwortliche Sonderorganisation der Vereinten Nationen für die Sicherheit des Seeverkehrs und die Verhütung der Meeres- und Luftverschmutzung durch Schiffe, hat 2018 mit der ersten IMO-Treibhausgas-Strategie schifffahrtsspezifische Zielvorgaben und Maßnahmen verabschiedet um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Deutsche Reedereien und der Verband Deutscher Reeder sprechen sich dafür aus, das Klimaziel der globalen IMO-Klimaschutzstrategie zu überarbeiten und eine Klimaneutralität bis 2050 anzustreben. Dieser Ambition schließen sich die Kreuzfahrt-Reedereien an und haben mit unternehmenseigenen Strategien teilweise noch ambitionierte Ziele etabliert.

Klar ist allerdings auch, dass die Zielerreichung maßgeblich von der unternehmensseitigen Initiative, des politischen und regulatorischen Rahmenwerks sowie den technisch-, physikalischen und ökonomischen Grenzen abhängen sein wird.

Kreuzfahrt-Reedereien haben bereits vor einigen Jahren die Initiative und Pionierrolle in Klimaschutzfragen übernommen. So waren es die Kreuzfahrt-Reedereien die als erstes in Zukunftstechnologien wie z.B. die „Dual-Fuel“-Maschinen investiert haben, welche eine gleichzeitige Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe ermöglichen. Sie haben Abteilungen aufgebaut, deren Ziel es ist die Dekarbonisierung und Steigerung der Energieeffizienz zu realisieren sowie den ökologischen Fußabdruck der Schiffe in den Bereichen Wasser, Energie und Abfall drastisch zu reduzieren. Auch die aktive Beteiligung und der Reedereien an Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zur Entwicklung innovativer Ansätze zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks (z.B. im Bereich der Brennstoffzellentechnik, des Wasser- und Abfallmanagements sowie des Unterwasserschalls) bezeugen das reederseitige Engagement.

Die Initiativen und Handlungsmöglichkeiten der Reedereien erfahren natürlich auch Grenzen. Beispielweise unterliegen die Optimierungsmöglichkeiten von Schiffen technischen, physikalischen und auch ökonomischen Grenzen die es innerhalb einer unternehmerisch nachhaltigen Klimastrategie zu berücksichtigen gilt.

Weiteres Potential für eine nachhaltige Kreuzschifffahrt bietet die Entwicklung konsistenter regulatorischer Rahmenbedingungen die allen Akteuren zusätzliche Investitions- und Planungssicherheit bietet. Politische Rahmenbedingungen sind für den Ausbau der erneuerbaren Energien, der hafenseitigen Infrastrukturen zum Energieumschlag, zur Schiffsbetankung sowie dem europäischen Import von grünem Wasserstoff erforderlich.

LNG, E-Fuels, E-Motoren - welches ist der Antrieb der Zukunft für Kreuzfahrtschiffe?
In Zukunft wird es eine Vielzahl unterschiedlicher Treibstoffe und Antriebssysteme in der (Kreuz-) Schifffahrt geben. Die Auswahl des Treibstoffes und des Antriebssystems wird maßgeblich von den unterschiedlichen operativen Einsatzanforderungen und Fahrtgebiete bestimmt. Eine allgemeingültige These über den Treibstoff und Antrieb der Zukunft wäre nicht nur wenig seriös, sondern zeitnah durch Forschungs-, Entwicklungs- und Praxisaktivitäten widerlegt. Vielmehr ist der technologie- und treibstoffoffene Ansatz den die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten verfolgen zielführend, da es sowohl für LNG, E-Fuels, E-Motoren und viele weitere Antriebskonzepte. Die von einigen Reedereien verwendeten „Dual-Fuel“ Maschinen, bieten die Möglichkeit zukünftig auch erneuerbare Treibstoffe zu nutzen, sobald diese in ausreichender Quantität und Qualität auf dem Markt verfügbar sind.

Eines haben die zukünftigen erneuerbaren Kraftstoffe jedoch gemein: Zur Herstellung dieser Treibstoffe ist erneuerbarer Strom, grüner Wasserstoff, grünes CO2 und nachhaltig gewonnener Stickstoff erforderlich. Und genau hier liegt das Problem: Derzeit reichen weder die erneuerbaren Strommengen noch die Mengen des verfügbaren grünen Wasserstoffs aus um den E-Fuel-Bedarf des Schifffahrtssektors zu decken. Gleichzeitig steht die Schifffahrt im sektoriellen Wettbewerb mit anderen Industrien innerhalb und außerhalb des Verkehrssektors um grünen Wasserstoff und den daraus erzeugten E-Fuels. Die limitierte Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom und grünem Wasserstoff hat zur Folge, dass die operativen Kosten des Schiffsbetriebs mit erneuerbaren Treibstoffen bis zu sechzehnfach höher sind als jene unter der Nutzung von konventionellen Treibstoffen.*

Die entscheiden Frage in diesem Kontext ist, woher die Energie zur E-Fuels Produktion herkommt und wie der signifikante Preisunterscheid reduziert werden kann.

Welchen Beitrag können digitale Tools - etwa für die Wartung, die Routenberechnung u.v.m. - für eine nachhaltige Kreuzschifffahrt leisten?
Die fortlaufende Digitalisierung der Branche kann einen signifikanten Beitrag zur weiteren Steigerung der energetischen und operativen Effizienz der Schiffe leisten. Darüber hinaus können Digitalisierungs- und datenbasierte-Maßnahmen die Prozesse an Bord von Kreuzfahrtschiffen optimieren. Datenbasiertes-Wetterrouting ermöglicht der Schiffsbesatzung eine vorherige Routenauswahl zum Zielhafen, entlang der das Schiff die niedrigsten Kraftstoffverbräuche und folglich Treibhausgasemissionen aufweist. Auch die KI-basierte Auswertung operativer Systemdaten kann eine zustandsbasierte Wartung, anstatt einer zeitbasierten Wartung der an Bord befindlichen Anlagen ermögliche und somit sowohl Arbeitszeit als auch Ressourcen schonen.

Die vorangegangenen Maßnahmen zeigen beispielhaft, wie eine smarte, datenbasierte Vernetzung der maritimen Akteure und der einzelnen Systeme an Bord direkt zur Nachhaltigkeit der Branche beitragen kann. Digitalisierung ist folglich auch weiterhin ein wichtiger Baustein für die Transformation der gesamten Schifffahrt.

 

 

*  Vgl. Anastasia Christodoulou, Kevin Cullinane, World Maritime University, 2022, “Potential alternative fuel pathways for compliance with the ´FuelEU Maritime Initiative”

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