Die Bundesnetzagentur hat die Vorgaben für die Vergabebedingungen bei der 5G-Versteigerung verschärft und dafür Lob und Kritik bekommen. Wie finden Sie die Vorschläge?
Grundsätzlich begrüße ich die Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur für die Versteigerung der Frequenzen in den Bereichen 2GHz und 3,6 GHz. Denn sie zielen darauf, die Mobilfunkversorgung auch in ländlichen Regionen zu verbessern. Zum Beispiel mit der Versorgungsauflage, dass jeder Bieter 500 Basisstationen mit mindestens 100 Mbit/s zur Erschließung weißer Flecken in Betrieb nehmen muss – und zwar anteilig in jedem Bundesland. Gerade dieser Zusatz ist für Brandenburg als Flächenland wichtig. Denn aufgrund der relativ geringen Bevölkerungsdichte würden sonst einige Regionen unseres Landes aus rein wirtschaftlicher Perspektive von den Telekommunikationsunternehmen nicht berücksichtigt werden. Insgesamt hätten wir uns in Brandenburg jedoch gewünscht, dass die Versorgung ländlicher Regionen mit leistungsfähigem Mobilfunk durch die Vergabebedingungen noch stärker verbessert wird. Dafür haben wir uns im Beirat der Bundesnetzagentur ja auch eingesetzt.
Nach den Vorgaben soll es für Netzbetreiber ein Verhandlungsgebot für Neueinsteiger über das Roaming geben – aber keine verpflichtende Netzöffnung. Wie bewerten Sie das?
Gerade in ländlichen Regionen halte ich Infrastruktur-Sharing und Roaming für sinnvoll. Dadurch können teure Parallelinfrastrukturen verhindert und der Netzausbau auch in dünn besiedelten Regionen verbessert werden. Dafür versucht die Bundesnetzagentur mit ihren Versorgungsauflagen Anreize zu schaffen. Zum Beispiel können bei der Erschließung der Verkehrswege auch Leistungen anderer Mobilfunknetzbetreiber angerechnet werden. In Brandenburg haben wir aber natürlich ein Interesse daran, dass Infrastruktur-Sharing und Roaming auch bei der Erschließung weißer Flecken stärker genutzt wird. Ob ein Verhandlungsgebot ohne weitere Anreize dafür das richtige Mittel ist, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Insbesondere auf den wichtigen Verkehrsadern soll das schnelle mobile Internet so zügig wie möglich kommen – reichen die Vorgaben für den vernetzten Verkehr der Zukunft?
Damit Autos in Zukunft autonom fahren, untereinander und mit der Infrastruktur kommunizieren können, wird zuverlässig schnelles Internet in hoher Bandbreite benötigt. Für viele Anwendungen reicht zunächst aber 4G aus. Im Laufe der Zeit werden die Technologien und Anwendungen dann vermutlich für 5G weiterentwickelt. Ich gehe davon aus, dass die Bundesnetzagentur mit den Versorgungsauflagen für Verkehrswege die Tür für das autonome Fahren in Deutschland weit aufstößt.
Ganz grundsätzlich: wozu wird das Internet an jeder sprichwörtlichen Milchkanne überhaupt gebraucht?
Eine schnelle Internetversorgung ist gerade für ländliche Regionen eine große Chance. Smart Farming, Telemedizin, E-Government, intelligente Mobilität: All das erhöht die Lebensqualität der Menschen in ländlichen Regionen und macht diese Gebiete damit auch wieder attraktiver. Wie schnell das Internet dafür sein muss, steht auf einem anderen Blatt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist 5G auf dem Land nach meiner Auffassung nur punktuell erforderlich, nicht in der Fläche. Zum Beispiel, wenn ein Landwirt ein lokales 5G-Netz aufbaut, um seine Produktion zu automatisieren. So ein lokales Netzwerk kann über Glasfaser, Satellit oder 4G Mobilfunk angebunden werden und so dem Nutzer individuell die Vorteile der neuen Mobilfunkgeneration bringen. Für die allermeisten Menschen reicht in absehbarer Zeit eine gute 4G-Versorgung aus. Anwendungen für 5G gibt es noch nicht. Wir sollten daher zunächst nach Mitteln und Wegen suchen, um eine flächendeckende Versorgung mit 4G zu erreichen.
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22.03.2023
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20.12.2018 | INTERVIEW ZUR DEBATTE: ZUM DEBATTENVERLAUF →
INFRASTRUKTUR-SHARING UND ROAMING IST GERADE IN LÄNDLICHEN REGIONEN SINNVOLL
Wie Brandenburg die 5-G-Ausschreibung bewertet

Prof. Dr. Jörg Steinbach, Wirtschaftsminister Land Brandenburg [Quelle: MWE Brandenburg]
"Eine schnelle Internetversorgung ist gerade für ländliche Regionen eine große Chance", sagt Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Dr. Jörg Steinbach. Verschiedene Anwendungen könnten die Lebensqualität erhöhen und diese Gebiete wieder attraktiver machen. Deswegen hätte er sich gewünscht, dass die Versorgung ländlicher Regionen mit leistungsfähigem Mobilfunk durch die 5-G-Vergabebedingungen noch stärker verbessert wird.
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