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Hessen will bis Jahresende alle Schulen an digitales Portal anbinden

Wie der krisenbedingte Digitalisierungsschub genutzt werden soll

Prof. Dr. R. Alexander Lorz - Hessischer Kultusminister Quelle: Hessisches Kultusministerium/ Patrick Liste Prof. Dr. R. Alexander Lorz Minister Hessisches Kultusministerium 20.05.2020
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Auch wenn der Unterricht nach der Krise wieder in die Schulen zurückkehren wird, so wird die Form der Wissensvermittlung doch eine andere sein", sagt der hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz. Die gerade gewonnenen digitalen Kompetenzen einfach beiseitezulegen und so weiterzumachen wie vorher, wäre aus seiner Sicht schlicht fahrlässig.







Mit den Erfahrungen aus mehreren Wochen Corona-bedingten Home Schoolings – was könnte für die Zeit nach der Krise mit normalisiertem Schulbetrieb an digitalen Lernangeboten für Zuhause fortgeführt werden?
Die aktuelle Krise ist für uns alle extrem herausfordernd. Auf einen Schlag finden sich Millionen Arbeitnehmer im Homeoffice wieder und müssen gleichzeitig die Betreuung ihrer schulpflichtigen Kinder organisieren. In Hessen schließen wir deshalb gerade in großem Stil Schulen an unsere digitale Lehr- und Lernplattform, das Schulportal, an. Bis zum Ende des Schuljahres wollen wir möglichst alle Schulen an Bord haben – von der kleinen Dorfgrundschule bis zur beruflichen Schule mit mehreren tausend Schülerinnen und Schülern. Die Geschwindigkeit, mit der diese Schritte vollzogen werden, hätte vor der Krise sicherlich kaum jemand für möglich gehalten.

Auch wenn der Unterricht nach der Krise wieder in die Schulen zurückkehren wird, so wird die Form der Wissensvermittlung doch eine andere sein. Die gerade gewonnenen digitalen Kompetenzen einfach beiseitezulegen und so weiterzumachen wie vorher, wäre schlicht fahrlässig.

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Digitale Angebote stellen auch die Lehrerschaft vor Herausforderungen – wie müssen die Lehrer bei der Arbeit mit digitalen Hilfsmitteln begleitet werden?
Es steht nicht zu befürchten, dass der Beruf des Lehrers durch die Digitalisierung verschwindet – im Gegenteil wird die Bedeutung komplexer Berufe noch deutlich zunehmen. Klar ist aber auch, dass Lehrkräfte wie alle übrigen Beschäftigten mit der Zeit gehen müssen.

Schon jetzt ist der Umgang mit digitalen Hilfsmitteln im Unterricht Teil der ersten und zweiten Phase der Lehrerausbildung und soll durch eine Novellierung des Hessischen Lehrerbildungsgesetzes künftig noch stärker akzentuiert werden. In einer großangelegten Fortbildungsoffensive machen wir zudem all jene Lehrkräfte, die bereits an unseren Schulen im Einsatz sind, fit für den digitalen Unterricht der Zukunft. Situationen, in denen Schülerinnen und Schüler ihren Lehrkräften vereinzelt das technische Equipment erklären müssen, sollten dann endgültig der Vergangenheit angehören.   

Digitale Angebote brauchen Technik - wie lässt sich einer zunehmenden digitalen Spaltung der Schülerschaft entgegenwirken?
Die Digitalisierung unserer Schulen kostet viel Geld. Aber wir nehmen dieses Geld gerne in die Hand, denn die Chancen, die der digitale Unterricht für die Wissensvermittlung und auch für das spätere Berufsleben bietet, sind beträchtlich. Der Digitalpakt war ein erster Schritt, auf den weitere folgen müssen. Die 500 Millionen Euro, die der Bund gerade kurzfristig zur Anschaffung digitaler Endgeräte wie Tablets oder Notebooks zugesagt hat, gehen in dieselbe Richtung. Ich freue mich, dass diese Hilfsmittel denjenigen Schülerinnen und Schülern zugutekommen, die dem Online-Unterricht aufgrund einer fehlenden digitalen Ausstattung in ihrem Elternhaus derzeit nur eingeschränkt folgen können. Damit kommen wir der Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit wieder ein Stück näher.

Digitalisierung erfordert Investitionen. Brauchen die Schulen in den Ländern nach dem gerade erfolgten Digitalisierungsschub zusätzliche Unterstützung vom Bund? Und welche Potenziale sehen Sie in länderübergreifender Zusammenarbeit?
Der Weg bis zum Digitalpakt war kein leichter. Bis zuletzt wurde um Form und Inhalt gerungen – und das zu Recht, denn die föderale Struktur ist neben den Grundrechten eines der höchsten Güter unserer Verfassung. Deswegen war es den Ländern wichtig, dem Bund in den Verhandlungen um den Digitalpakt deutlich zu machen, was geht und was nicht. Die jetzige Situation ist eine andere, und sie erfordert ein schnelles und einheitliches Vorgehen. Die Entscheidung zur unbürokratischen Anschaffung mobiler Endgeräte zeigt, dass Bund und Länder bei der Digitalisierung der Schulen an einem Strang ziehen.

Grundsätzlich folgen wir in der Bildungspolitik aber auch weiterhin dem Leitgedanken: So viel Eigenverantwortung der Länder wie möglich, so viel Koordination mit dem Bund wie nötig. Damit sind wir in der Vergangenheit gut gefahren und werden es auch künftig tun.

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