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Glanzlichter und Verweigerer bei der Digitalisierung

Wie fit der Einzelhandel in der Schweiz in der digitalen Transformation ist

Patrick Kessler - Geschäftsführer HANDELSVERBAND.swiss I ASSOCIATION DE COMMERCE.swiss Quelle: HANDELSVERBAND.swiss Patrick Kessler Geschäftsführer HANDELSVERBAND.swiss 04.12.2020
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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In Sachen Digitalisierung sieht Patrick Kessler, Geschäftsführer das Schweizer Handelsverbands, "ein «durchzogenes» Bild von Glanzlichtern bis hin zu «kei Luscht»". Auch wenn er durch die Pandemie ein Revival der lokalen Geschäfte konstatiert, ist er sicher, dass Digitale Kommunikation künftig auch fester Bestandteil des reinen stationären Handels wird.







Aktuelle Studien bescheinigen dem Einzelhandel verstärkte Bemühungen beim Aufbau digitaler Vertriebskanäle. Wo steht der hiesige Einzelhandel auf dem Weg der Digitalisierung aus Ihrer Sicht?
Bevor ich ein «Urteil verkünde»: Natürlich hat Corona die Digitalisierung des Konsums nochmals beschleunigt, aber man kann als Händler nicht einfach von heute auf morgen sein Geschäft digitalisieren. Erfolgreich online handeln setzt einen langen, herausforderungsreichen «Annäherungs-Prozess» voraus. Kein erfolgreicher Onlinehändler dieser Welt ist über Nacht gross geworden. Alle haben lange Jahre in Infrastruktur, Technologie und Wissen investiert. Entsprechend wird das Corona Jahr 2020 wohl als Digitalisierungsjahr in Erinnerung bleiben, aber neue digitale Champions wurden im Jahr 2020 dank Corona kaum geboren.

Was ist nun mein Urteil für unsere Handelsszene: Ich sehe ein «durchzogenes» Bild von Glanzlichtern bis hin zu «kei Luscht». Es gibt die Frühstarter, welche den Digitalisierungswandel schon lange vorangetrieben haben und auch vor unpopulären Massnahmen nicht zurückgeschreckt haben. Diese finden sich insbesondere in der Branche der Medien: ExLibris oder Orell Füssli haben – vielleicht auch zwangsläufig wegen der Digitalisierung derer Medien – sehr früh angefangen die Digitalisierung und Verschmelzung der Kanäle voranzutreiben. Die Früchte können diese Unternehmen heute ernten. Im Bereich Heimelektronik sehen wir aktuell eine ähnliche Entwicklung, einige Unternehmen sind schon sehr weit und Vorreiter – auch im internationalen Vergleich. Einige Unternehmen sind «early follower», einige aber halt auch «late follower» und mit entsprechenden Herausforderungen konfrontiert. Diesen Zustand kann man auf fast alle Branchen spiegeln: Fashion, Home & Living, Sport, Schmuck/Uhren aber auch Drogerien/Apotheken. Überall gibt es Glanzlichter und Verweigerer.

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Inwieweit können Kooperationen und Verbundlösungen bei den Online-Angeboten dem hiesigen Einzelhandel gegen die Übermacht der großen Internetkonzerne helfen?
Ich glaube, dass die Kooperations-Opportunitäten sehr beschränkt sind. Die Kraft der «grossen Internetkonzerne» liegt eben genau in der über viele Jahre aufgebauten digitalen Kundenbasis. Eine gewisse Abhängigkeit von diesen Konzernen ist heute vorhanden. Der Datenschutz erschwert diesbezüglich künstliche «Kooperationen» unter Händlern, die Kunden muss sich jeder Händler über seine Positionierung selbst erarbeiten – unter Umständen auch indem er die kritisierten Konzerne nutzt. Weiter wird viel über logistische Kooperationen gesprochen: Hier sehe ich vor allem in der Warenbereitstellung ein Potential für Kooperationen. Gleichzeitig stelle ich dann aber immer auch die Frage: Ist Modehändler X wirklich bereit sein Warenlager mit Modehändler Z zu teilen und gemeinsam zu bewirtschaften? Und wer nur noch in Kooperationen denkt und arbeitet verliert zuletzt seine Eigenständigkeit und Positionierung – er wird austauschbar.  

Digitalisierungs-Projekte erfordern oft erhebliche Investitionsmittel, wie sollte der Staat die Einzelhändler dabei unterstützen?
Der Staat hat in erster Linie das gesellschaftliche Fundament u.a. für den Handel zu sichern. Dazu gehören aus Sicht des Einzelhandels: Bildung, gleich lange gesetzliche Spiesse, Elimination von Diskriminierungen einzelner Handelsformen, Infrastruktur. Der Staat sollte Digitalisierungsprojekte in übergeordneter Form unterstützen, in dem er als Vorbild digitale Prozesse forciert und nicht vorschnell Innovation zu Tode reguliert. Ich bin aber nicht der Auffassung, dass der Staat Händlern Investitionszuschüsse für Digitalisierungsprojekte oder ähnlich sprechen sollte. Natürlich kommen in Krisenzeiten solche Ideen auf, es kann aber nicht sein, dass Unternehmen, welche seit Jahren investiert und digitalisiert haben, auf einmal Konkurrenz aus staatlich finanzierten Digitalisierungsprojekten bekommen.

Zuletzt ein Blick nach vorn: Welche Rolle spielen die klassischen Ladengeschäfte für den Einzelhandel dauerhaft noch?
Gerade dank Corona hat auch eine «Relokalisierung» und Entschleunigung / Ökologisierung des Konsums stattgefunden. Dies hat vielen Händlern fern ab der Hochfrequenzstandorte geholfen. Homeoffice und reduzierte Mobilität haben zu einem Revival der lokalen Geschäfte geführt. Vor Ort beim einheimischen Händler einzukaufen hat an Wert gewonnen, Nachhaltigkeit dürfte einer der grossen Gewinner der Coronakrise sein. Das freut mich sehr und ich hoffe, dass dieser Trend des persönlichen und rücksichtsvollen Einkaufs damit ebenfalls wieder an Bedeutung gewinnt! Aber: Auch dort kann und wird die Digitalisierung wirken. Die Digitale Kommunikation wird auch fester Bestandteil des reinen stationären Handels werden. «Ohne digital» geht morgen gar nicht mehr.

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