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Für Rundfunk und Kultur geht es um alles

Was der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik vor der Funkkonferenz fordert

Wolfgang Schöpe - Fachvorstand Bereich Funkfrequenzen, VPLT - Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V. Quelle: VPLT Wolfgang Schöpe Mitglied des Vorstands VPLT - Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik 29.03.2023
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Das TV-UHF-Band ist für drahtlose Produktionsmittel wie Funkmikrofone unverzichtbar", erklärt Wolfgang Schöpe vom VPLT, dem Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik. Er hat daher eine glasklare Forderung vor der Weltfunkkonferenz.







Immer neue Anwendungen führen zu immer neuen Konkurrenten im engen Frequenz-Spektrum. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die verschiedenen Interessen bei der kommenden Weltfunkkonferenz (WRC) gütlich zusammenzubringen?
Unser Appell lautet: Deutschland muss, gemeinsam mit Frankreich, Italien, Spanien, UK und anderen Ländern, auf einer Beibehaltung der bewährten Frequenznutzung durch Rundfunk, Kultur und Militär bestehen. Die Forderung heißt also: „No change“ im Bereich 470 – 694 MHz. Dies entspricht auch dem Koalitionsvertrag. Andere Lösungen schaffen nicht „Flexibilität“, wie sie behaupten, sondern beschädigen den Rundfunk und zerstören den harmonisierten, globalen Markt für drahtlose Produktionstechnik.

Für Rundfunk und Kultur geht es bei dieser Konferenz um alles. Die Entscheidung ist politisch zu treffen und es werden nicht alle Bedürfnisse befriedigt werden können. Aber es gibt eine Lösung, die Rundfunk und Kultur sichert, das Militär zufriedenstellt und für die „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (BOS) einen in Europa erprobten Weg aufzeigt. Diese Lösung ist aus unserer Sicht nur mit „No change“ möglich. Kompromissvorschläge lehnen strikt wir ab.

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Eine Reihe von Playern fordert den Erhalt der sogenannten „Rundfunk- und Kulturfrequenzen“. Wofür werden diese gebraucht?
Das TV-UHF-Frequenzband zwischen 470 und 694 MHz wird derzeit vom Rundfunk zur terrestrischen Fernsehverbreitung und für drahtlose Produktionsmittel wie zum Beispiel Funkmikrofone genutzt. Deshalb spricht man von Rundfunk- und Kulturfrequenzen. Trotz des bestehenden und wachsenden Bedarfs von Rundfunk und Kultur haben in Deutschland weitere Gruppen Interesse an dem Frequenzband angemeldet. Dazu zählen die „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (BOS) und der kommerzielle Mobilfunk. Zudem möchte das Militär seine bestehenden Nutzungsmöglichkeiten ausweiten.

Drahtlose Produktionsmittel sind bei annähernd allen Veranstaltungen im Einsatz: Professionelle Produktionen wie Fußball-WM oder andere Sportveranstaltungen, Festivals wie Rock am Ring, auf Theaterbühnen, in Kirchen, bei Konferenzen oder Vorträgen, politischen Veranstaltungen, aber auch bei Konzerten jeder Art.  
Selbstverständlich nutzt auch der Rundfunk drahtlose Produktionsmittel für seine Produktionen.

Das TV-UHF-Band ist für drahtlose Produktionsmittel wie Funkmikrofone unverzichtbar. Bei den führenden Mikrofon-Herstellern sind rund 85 Prozent des Produktportfolios für den Bereich zwischen 470 und 694 MHz ausgelegt. Musiker, Schauspieler und andere wollen genau diesen Bereich nutzen. Grund sind die physikalischen Eigenschaften des Bandes: Es gibt ausreichend Reichweite, akzeptable Batterielaufzeit, minimale Verzögerung und ausreichend niedrige Körperdämpfung, um sich auf den Bühnenaufbauten frei bewegen zu können. Andere Frequenzen können diese Anforderungen nicht so einfach erfüllen.

Das TV-UHF-Band bietet daneben einen weiteren großen Vorteil: Es ist dank des Rundfunks weltweit für die Nutzung von Funkmikrofonen harmonisiert. Dies ermöglicht einen weltweiten, grenzüberschreitenden Austausch von Kultur. Dadurch können Künstler ihre Produktionsmittel, da in großen Mengen produziert, zu akzeptablen Preisen kaufen. Schon heute gibt es einen Mangel an Frequenzen für die Kultur.

Welche Auswirkungen können die WRC-Entscheidungen für Warn-Routinen in Not- oder Katastrophenfällen haben?
Die „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (BOS), Polizei, Feuerwehr, Zoll und andere, leisten einen unverzichtbaren Beitrag für Staat und Gesellschaft und sichern viele kulturelle Veranstaltungen ab, auf denen drahtlose Produktionsmittel im Einsatz sind.

Der Rundfunk versteht sich als Partner der BOS, da er in Krisensituationen die lebensrettenden Informationen der Sicherheitsbehörden schnell, zuverlässig und flächendeckend an die Bevölkerung übermittelt. Ausgehend von diesen Tatsachen ist es Anliegen aller Beteiligten, zu einer für BOS sinnvollen und schnell verfügbaren Lösung beim Frequenzbedarf zu kommen.

Es gibt neben unserer Forderung „No change“ auch die Idee einer „ko-primären“ Zuweisung. Sie bedeutet jedoch für Öffentlichkeit und Markt, dass Rundfunk und Kultur weiteres Spektrum entzogen wird.

Zudem zeigen neue Erkenntnisse: In diesem Fall könnte BOS das Funkspektrum sowieso nur im Raum Kassel nutzen. Das Gebiet ähnelt auf der Landkarte einer Banane, deshalb spricht man von der „Kasseler Banane“. Der Grund ist: Nur in diesem Teil in der Mitte Deutschlands gibt es keine Störungen aus dem Ausland. In anderen Ländern darf der Rundfunk langfristig weiterfunken, und Funkwellen machen nicht an Ländergrenzen halt. BOS könnte daher beispielsweise in NRW, Bayern oder Baden-Württemberg, aber auch in Berlin oder Hamburg den Bereich zwischen 470 und 694 MHz gar nicht störungsfrei nutzen.

Bei unserer Forderung „No change“ könnten die Interessen von BOS daher durch eine prioritäre Nutzung des 700 oder 800 MHz-Bandes bedient werden, vergleichbar anderer EU-Länder.

Die WRC entscheidet über eine Zuweisung, nicht über die konkrete Nutzung des Bandes - welche Spielräume bleiben dann vor Ort bei der praktischen Umsetzung?
Formaljuristisch ist das zu trennen. Das Problem ist: Öffentlichkeit und Markt nehmen die beiden Schritte aber als zusammenhängend wahr. Eine ko-primäre Zuweisung führte bislang immer zu einer Nutzung durch den kommerziellen Mobilfunk.

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