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Fördermittellandschaft braucht Vereinfachung und Entbürokratisierung

Wie der Mittelstand digitaler werden kann

Verena Fink - Vorstand für Digitalisierung, Bundesverband DIE KMU-BERATER Quelle: Woodpecker Finch/ Cornelis Gollhardt Verena Fink Vorstand für Digitalisierung Bundesverband DIE KMU-BERATER 01.12.2022
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"Die digitale Transformation bedeutet für viele kleine und mittlere Unternehmen hohe finanzielle und personelle Belastungen", weiß Verena Fink. Sie ist Gründerin und Geschäftsführende Gesellschafterin der Unternehmensberatung Woodpecker Finch. Durch zahlreiche Publikationen und Vorträge gehört sie zu den Vordenkerinnen der digitalen Transformation und der Vernetzung in Service-Ökonomie und digitalem Vertrieb. Ihr aktuelles Buch heißt „KI-Projekte – Einfach Machen". Sie verantwortet im Vorstand des Bundesverbandes DIE KMU-BERATER das Ressort Digitalisierung.







Aktuelle Daten bescheinigen dem Mittelstand Fortschritte in der digitalen Transformation. Wo steht der hiesige Mittelstand in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich?
Wir liegen allenfalls im Mittelfeld und müssen dringen aufrücken, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir erleben bei Unternehmern einen Verlust an Vertrauen in den Staat, da sich die Umsetzung der Digitalisierung seit einer halben Ewigkeit hinzieht. Vorbilder gibt es genug, zum Beispiel in Frankreich die staatliche Initiative French Tech, um Start-ups mit Risikokapital zu versorgen oder in Italien die ‚Repubblica Digitale‘ als nationale Kraftanstrengung für digitalen Fertigkeiten. Wir sehen aber auch Licht in Deutschland. In aktuellen Studien erzielt fast jedes zweite Unternehmen hierzulande Wachstum durch digitale Geschäftsmodelle oder Innovation und jeder dritte Euro wird digital verdient.

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Viele Unternehmen wollen ihre Digitalisierungsbudgets steigern. Wo sehen Sie die Grenzen beim wirtschaftlichen Potenzial für notwendige und wünschenswerte Investitionen im Mittelstand?
Die digitale Transformation bedeutet für viele kleine und mittlere Unternehmen hohe finanzielle und personelle Belastungen. Das sehen wir im alltäglichen Geschäft. Und dies zu einer Zeit, in der viele Unternehmen durch die sich überlagernden Krisen (z. B. Corona, Krieg in der Ukraine, Klimawandel, demografischer Wandel) ohnehin mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben. KMUs sehen natürlich die Notwendigkeit von Investitionen in die Digitalisierung, müssen vor dem Hintergrund jedoch abwägen, wo sie investieren. Umso wichtiger sind in dieser Phase Förderprogramme für die Digitalisierung von KMU. Oft sind bestehende Fördermittel nicht ausreichend nutzerzentriert und nicht niedrigschwellig genug. Im alltäglichen Geschäft, das für Unternehmen ohnehin durch viele bürokratische Aufwände belastet ist, braucht es eine Vereinfachung und Entbürokratisierung der Fördermittellandschaft sowie mehr Transparenz über bestehende Angebote. Investitionsanreize wie steuerliche Impulse für kleine und mittlere Unternehmen sind ebenfalls von großer Bedeutung, um Innovationen und die digitale Transformation anzuschieben. Eine steuerliche Absetzbarkeit von Hard- und Software zur Umsetzung der digitalen Transformation wird vielen KMU an dieser Stelle direkt helfen.

Wie kann die Politik den Mittelstand bei der digitalen Transformation noch besser unterstützen?
Viele KMUs sind in ländlichen Regionen beheimatet und leiden massiv unter der mangelhaften digitalen Infrastruktur. Nur wenn der Breitbandausbau endlich beschleunigt und wie Strom, Wasser oder Post Teil der Grundversorgung wird, sowie die Mobilfunk-Netzabdeckung auch in der Fläche gewährleistet ist, können Unternehmen in ländlichen und urbanen Gebieten barrierefrei das volle Potential neuer digitaler Dienste und Technologien nutzen und damit zur Wertschöpfung beitragen. Weiter ist die Datenpolitik ein Hemmis: Der Zugang zu und das systematische Erfassen von verfügbaren Daten ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Nutzung von KI-Anwendungen und anderer digitaler Technologien.
Wir brauchen Lösungen für den Zugang zu offenen Daten von Dritten (z.B. Open Data oder B2B). Daher ist es enorm wichtig, dass KMUs rechtssicheren Zugang zu öffentlichen Daten bekommen und das Teilen eigener Daten ermöglicht wird, um die Datenbasis von KMUs zu erweitern oder zu ergänzen. Hierfür müssen sowohl die Verfügbarkeit als auch die Interoperabilität verbessert werden. Durch klare Rechtsrahmen für eine sichere Infrastruktur und verlässliche Regeln kann dies gelingen und sollte vom Staat forciert werden.

Welche Herausforderungen sehen Sie durch den Fachkräftemangel bei der Digitalisierung des Mittelstandes?
Hier schmerzt der Fachkräftemangel in der IT ganz besonders. Vor allem digitales Know-how in den Bereichen Software-Entwicklung, Information Security oder Cloud-Architektur zählt laut Studien für den Wandel zu den gefragtesten digitalen Skills von Mitarbeitenden. In unserem Beratungsalltag zeigt sich, dass entsprechende Stellen oft monatelang nicht besetzt werden können. Bremst also der Mangel an Fachkräften die Digitalisierung aus? In der Breite ja, in der Spitze noch nicht. Große Player können noch immer entsprechende Kräfte rekrutieren. Umso wichtiger ist, dass der Mittelstand mehr und offener kommuniziert, um seine Vorteile für mögliche Interessenten – auch gegenüber großen Wettbewerbern – zu unterstreichen.

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