In das traditionelle Angeln hat in den letzten Jahren vermehrt (digitale) Technik Einzug gehalten. Wie verändert das die private Fischerei aus Ihrer Sicht?
Das Fischen ist eine Jahrtausende alte Tradition und hat sich mit den veränderten Möglichkeiten Fische zu fangen auch ständig weiterentwickelt. Trotz modernster technischer Geräte, finden aber auch traditionelle Angelmethoden weiterhin grosse Beachtung und werden teils sogar wiederbelebt. Der Tierschutz wird hingegen immer wichtiger, auch für das Image der Angelfischerei. Das Bewusstsein für diese faszinierenden Tiere, hat sich verändert und verstärkt. Und während früher der Fang der Fische viel mehr im Zentrum stand, spielen in unserer heutigen schnelllebigen Zeit die Naherholung an einem natürlichen, landschaftlich attraktiven Gewässer eine viel grössere Rolle.
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Das Angeln gilt auch als bedeutend für die ökologische Entwicklung der Gewässer. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie diesbezüglich in Ihrer Region?
Wir FischerInnen setzen uns stark für gesunde und lebendige Gewässer ein. Während wir uns in den letzten Jahrzehnten bei der Hege und Pflege unserer Gewässer vor allem im Bereich der Bewirtschaftung engagierten, setzen heute viele Vereine vermehrt auf die direkte Verbesserung der Lebensräume unserer stark degradierten, oft strukturlosen, montonen und fischarmen Gewässer. Der Erfolg dieser ‘Fischer schaffen Lebensraum’-Massnahmen, insbesondere der Eintrag von Totholz, lässt nicht lange auf sich warten. Mit einer korrekten Bewirtschaftung, aber insbesondere auch durch Lebensraumaufwertungsmassnahmen tragen wir FischerInnen zu einer höheren Biodiversität bei. Durch die oft jahrzehntelangen Erfahrungen kennen wir die Zusammenhänge am und vor allem unter Wasser und das Wissen um die Fische und die Gewässer ist durchaus bemerkenswert. Schliesslich sind wir die Augen und Ohren der Anwälte der Fische, beaufsichtigen und kontrollieren die Gewässer und weisen auf Probleme hin.
Welchen Beitrag kann digitale Technik beim Angeln für nachhaltige Qualität der Gewässer leisten?
Viele technische Hilfsmittel können zu diesem Wissen rund um die Fische und die Gewässer beitragen. Viele wichtige gesammelte Daten werden heute einer breiten Allgemeinheit zur Verfügung gestellt, sei es zu den Fischbeständen oder etwa zur Wasserqualität oder auch zu hydrologischen Informationen o.ä. Geoinformationskarten, beispielsweise mit den Standorten von Wasserkraftanlagen oder Querbauwerken lassen einen aufhorchen, wie stark unsere Gewässer durch uns Menschen beeinträchtigt werden. Freifliessende Strecken werden immer seltener. In ganz Europa gibt es kaum mehr ein ganzheitliches, vom Menschen unberührtes Gewässer mehr. Auf dieser Basis können Anstrengungen unternommen werden, unsere Gewässer wieder in einen natürlicheren Zustand zu versetzen, etwa mit Revitalisierungsmassnahmen.
Welche Unterstützung von der Politik wünschen Sie sich und Ihren Mitgliedern vonseiten der Politik bei Ihrer Arbeit?
Aktuell befinden wir uns, aufgrund von drohenden Energieengpässen (z.B. Winterstromlücke, aber durch die zunehmende Dekarbonisierung und Elektrifizierung) in einer sehr herausfordenden energiepolitischen Situation. Der Druck auf die Gewässer nimmt zu. Es gilt erreichte Erfolge (wie etwa das neue Gewässerschutzgesetz von 2011) und die angelaufenen Bemühungen und Bestrebungen in Bezug auf die Sanierung Wasserkraft (Fischgängigkeit (Auf- und Abstieg), Geschiebehaushalt, Schwall-Sunk) sowie die Revitalisierungen zu verteidigen. Wir unterstützen den Aufbau erneuerbarer Energien, aber dass die Wasserkraftnutzung mit Abstand die schlechteste Umweltbilanz aufweist, mit teils dramatischen Folgen für unsere Gewässertiere, ist vielen (grünen) Personen (noch) nicht bewusst. 3/4 unserer Fischarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Wie bei der Klimakrise ist es höchste Zeit zum Handeln!