Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Angler kritisieren Pläne zur Änderung der Berliner Landesfischereiordnung

Wie die Angelfischerei sich entwickeln sollte

Dr. Christian Wolter - Landesgewässerwart, DAV LV Berlin Quelle: DAV LV Berlin Dr. Christian Wolter Landesgewässerwart DAV LV Berlin 19.04.2022
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Landesgewässerwart Dr. Christian Wolter ist gegen das hochtechnisierte Angeln. Gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesverbandes Berlin des Deutschen Angelfischerverband (DAV), Klaus-Dieter Zimmermann, informiert er über die Lage der Gewässer und Bestände in Berlin. Und es gibt klare Erwartungen an die Politik.







In das traditionelle Angeln hat in den letzten Jahren vermehrt (digitale) Technik Einzug gehalten. Wie verändert das die private Fischerei aus Ihrer Sicht?
Christian Wolter: Das hochtechnisierte Angeln lässt den Fischen immer weniger Chancen, was dazu führt, dass die Gefahr des Überfischens in Binnengewässern steigt. Wenn Digitalisierung die technischen Voraussetzungen schafft, dass auch die letzten, scheuen Fische aufgespürt und gefangen werden, dann verstärkt dies den Druck auf die Bestände der Zielarten und zwingt zu Maßnahmen, wie Zugangsbeschränkungen, Limitierung der Anglerzahlen am Gewässer und anderes mehr.

Im Sinne der Waidgerechtigkeit sollten diese technischen Hilfsmittel verboten werden. Das geht los bei automatischen Bissanzeigern mit einer integrierten Anhiebfunktion ...

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Das Angeln gilt auch als bedeutend für die ökologische Entwicklung der Gewässer. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie diesbezüglich in Ihrer Region?
Christian Wolter: Natur- und Tierschützer tragen das Mantra vor sich her, dass "Angler" durch Besatz die Gewässer "versauen", was in dieser groben Simplifizierung bei weitem nicht stimmt. Beispielsweise führt der LAV Berlin seit 2010 keine Besatzmaßnahmen in den Berliner Gewässern durch, weil keine dementsprechenden Entnahmen von Fischen dokumentiert sind. Dem gegenüber sind Angler zur Hege der Fischbestände verpflichtet. Dabei können sie auf verschiedene Maßnahmen, wie Besatz, Zugangsbeschränkungen, Mindestmaße, Schonzeiten und die Ausweisung von Schutzgebieten zurückgreifen, was aber nur Symptome der Fischbestandsveränderungen berührt. Die eigentlichen Ursachen der Fischbestandsrückgänge in Deutschland liegen in Veränderungen der Gewässerstrukturen und Eutrophierung, d.h. außerhalb der Verantwortung und Zugriffsmöglichkeiten der anglerischen Bewirtschaftung. Für habitatverbessernde Maßnahmen sind Genehmigungen bis hin zum Planfeststellungsverfahren erforderlich, was die Leistungsfähigkeit der ehrenamtlich arbeitenden Vereine übersteigt.

Welchen Beitrag kann digitale Technik beim Angeln für nachhaltige Qualität der Gewässer leisten?
Christian Wolter: Digitale Technik kann die obligate Dokumentation von Fängen und so die datenbasierte Gewässerbewirtschaftung verbessern. Für die ökologische Aufwertung der Gewässer sowie Arbeitseinsätze zur Reinhaltung der Gewässerufer und anderes mehr sind nach wie vor engagierte Anglerinnen und Angler erforderlich.

Welche Unterstützung von der Politik wünschen Sie sich und Ihren Mitgliedern vonseiten der Politik bei Ihrer Arbeit?
Klaus-Dieter Zimmermann: Für die Umsetzung der in unserer Verbandssatzung verankerten Ziele, wie die Erhaltung und Pflege der Natur und Landschaft sowie der der Gewässer im Interesse von Erholung und Freizeit, zur Förderung des Sports und zur Sicherung aller Formen einer nachhaltigen Angelfischerei wünschen wir uns von Seiten der Politik und den politischen Entscheidungsträgern Verständnis und Akzeptanz für unsere Arbeit und unser Hobby. Angeln als naturnahe und umweltschonende Freizeitgestaltung, als individuelle Freizeitgestaltung und in der Gemeinschaft in den bestehenden Vereinen und Anglerorganisationen, sollte aufgrund seiner sozialen, kulturellen sowie ökologischen Bedeutung gefördert werden. Mit den bekannt gewordenen Absichten zur Änderung der Berliner Landesfischereiordnung wird aus unserer Sicht die Politik und Verwaltung im Land Berlin diesen Erwartungen nicht gerecht. Die von Seiten der zuständigen Senatsverwaltung vorgesehenen Änderungen der Berliner Landesfischereiordnung beinhalten weitereichende Einschränkungen und Verbote in Bezug auf die Ausübung des Angelns in Berlin. Wir vertreten die Auffassung, dass Einschränkungen und Verbote für das Angeln und die Freizeitfischerei, wie sie der derzeitige Verordnungsentwurf enthält, nur dann akzeptabel sind, wenn sie für das Erreichen eines bestimmten Schutzziels zwingend erforderlich, also unumgänglich und auch verhältnismäßig sind. Solche Bestimmungen müssen daher auch fachlich überzeugend und begründet und vor allem mit ausreichenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, gestützt auf konkrete Daten, Zahlen und Fakten, belegt sein. Diesem Anspruch wird nach unserer Auffassung der vorliegende Verordnungsentwurf nicht gerecht.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Mark Schumann
Nachhaltige Fischzucht
Fischereiforschungsstelle Langenargen

Dr. Mark Schumann - Fischereiforschungsstelle Langenargen am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg
Fischerei | Angeln

Technische Innovationen sorgen für ■ ■ ■

Was heute schon passiert - und was noch besser geht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Mark Schumann
Nachhaltige Fischzucht
Fischereiforschungsstelle Langenargen

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mag. Helga Bültermann-Igler
Obfrau
Verband österr. Forellenzüchter

Mag. Helga Bültermann-Igler - Obfrau, Verband österr. Forellenzüchter
Fischerei | Angeln

So wichtig ist moderne Technik bei der ■ ■ ■

Und welche Rolle der Klimawandel dabei spielt

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mag. Helga Bültermann-Igler
Obfrau
Verband österr. Forellenzüchter

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. David Bittner
Geschäftsführer
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV

Dr. David Bittner - Geschäftsführer, Schweizerischer Fischerei-Verband SFV
Fischerei | Angeln

Fischer als Anwälte der Fische

Wie die Lage der Gewässer in der Schweiz aussieht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. David Bittner
Geschäftsführer
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV

ZUR FACHDEBATTE

■■■ DIESE FACHDEBATTE KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Schimunek

INITIATOR
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.