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Es fehlt die Digitalisierung in der Breite

Was der Katholische Krankenhausverband am Förderpaket gut findet - und was fehlt

Bernadette Rümmelin - Geschäftsführerin Katholischer Krankenhausverband Deutschlands e.V. Quelle: kkvd/Kirsten Breustedt Bernadette Rümmelin Geschäftsführerin Katholischer Krankenhausverband Deutschlands 27.10.2020
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wir brauchen einen Digitalisierungsschub in den deutschen Krankenhäusern", sagt Bernadette Rümmelin vom Katholischen Krankenhausverband Deutschlands. Deswegen findet sie das Förderpaket des Bundes für Digitalisierung auch in der Höhe sehr positiv. Allerdings hätte sie sich in einem Punkt weitergehende Regelungen gewünscht.







Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz soll die Digitalisierung von Krankenhäusern mit Milliarden vorangetrieben werden. Wie stehen die deutschen Krankenhäuser in Sachen Digitalisierung derzeit da?
Wir brauchen einen Digitalisierungsschub in den deutschen Krankenhäusern. Das wünscht sich nicht nur die Politik, sondern die Kliniken selbst fordern das vehement ein. Die vorhandenen Defizite sind vor allem begründet in fehlenden finanziellen Mittel für Investitionen und einem Mangel an IT-Fachpersonal. Aber die Kliniken leben auch nicht komplett im digitalen Steinzeitalter. Es gibt viele Leuchtturmprojekte, dank derer innovative Technologien und Softwareanwendungen in Krankenhäusern intensiv genutzt werden. Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel bewegt. Was fehlt, ist eine Digitalisierung in der Breite. Als Hemmschuh dafür erweist sich auch das Fehlen gemeinsamer Standards und von Interoperabilität. Zudem sind die digitalen Inhalte in den Lehrplänen noch ausbaufähig. Das würde ein breiteres Bewusstsein bei den Beschäftigten für digitale Anwendungen schaffen. Ich sehe in den Einrichtungen eine große Bereitschaft, mehr in Digitalisierung zu investieren. Aber dafür braucht es finanzielle Mittel sowie konkrete inhaltliche und technische Vorgaben, wie das digitale Krankenhaus der Zukunft aussehen soll. Hier ist die Politik weiterhin in der Pflicht.

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Das Fördervolumen soll bis zu 4,3 Milliarden Euro betragen, dabei können aber auch Corona-bedingte Ausfälle geltend gemacht werden. Ist die Summe angemessen für die nötige digitale Transformation der Branche?
Ein Förderpaket für Digitalisierung in dieser Höhe ist sehr positiv. Die Kliniken haben seit langem eine solche „Anschubfinanzierung“ gefordert. Aus den laufenden Einnahmen können die Kliniken zusätzliche Investitionen nicht stemmen. Die Summe wird sicherlich helfen, den digitalen Grad der Krankenhäuser zu erhöhen, für eine komplette digitale Transformation der gesamten Branche wird dies jedoch nicht ausreichen. Die IT-Budgets der meisten Krankenhäuser betrugen in der Vergangenheit nur 1-3 Prozent des Gesamtbudgets. Insbesondere die Kosten für IT-Sicherheit werden aufgrund zunehmender Digitalisierung und gesetzlicher Anforderungen (KRITIS) in den nächsten Jahren stark ansteigen. Das Fördervolumen bietet nun die Chance den Fokus möglichst schnell auf die notwendigen Investitionen in diesem Bereich zu setzen und ein Umdenken anzustoßen.

Ich hätte mir gewünscht, dass man die Bundesländer verpflichtend mit ins Boot geholt hätte und so die Investitionen in die Digitalisierung in einer Regelfinanzierung verstetigt hätte. Es ist also noch einiges zu tun, damit wir nicht am Ende auf der Hälfte des Weges stecken bleiben.

Investitionen in digitale Patientenportale oder moderne Telemedizin-Anwendungen bedingen regelmäßig erhebliche Kosten beim späteren Betrieb. Wie lässt sich sicherstellen, dass die geförderten Investitionen den Patienten dauerhaft helfen?
In der Tat waren digitale Patientenportale und telemedizinische Anwendungen mit erheblichen Investitions- und Wartungskosten für die jeweilige Klinik verbunden. Immerhin gibt es mittlerweile einige Anbieter, die Pay-per-Use-Modelle anbieten. Die Abrechnung erfolgt dann auf Grundlage der tatsächlichen Nutzung. Das Förderprogramm bezieht sich leider einseitig auf die Anschaffungskosten für digitale Anwendungen. Die oftmals erheblichen Kosten für Nutzungsrechte und Wartungsverträge sind nicht abgedeckt. Damit die Anwendungen langfristig von Nutzen für die Patienten sind, brauchen wir meines Erachtens eine ehrliche und transparente Debatte darüber, was uns die Gesundheitsversorgung und digitale Anwendungen dabei wert sind. Und die Investitionen sollten stets engmaschig evaluiert werden, um messen zu können, welchen Nutzen die Patienten aus den Anwendungen ziehen und um notwendige Anpassungen schnell vornehmen zu können.  

Ausdrücklich soll auch die IT-Sicherheit gefördert werden. Wie schätzen Sie die Gefahr von IT-Angriffen auf Krankenhäuser ein?
Die Zahl und Qualität der IT-Angriffe nimmt ständig zu. Laut Studien wurden zwei Drittel der Kliniken schon einmal Ziel eines Hackerangriffs. Dass dies keine banale Diskussion um Datenschutz ist, sondern es auch ganz fassbar um Menschenleben geht bzw. diese gefährden kann, hat sich jüngst durch den Angriff auf das Universitätsklinikum Düsseldorf gezeigt. In Krankenhäusern laufen diese hochsensiblen Patientendaten zusammen. Das stellt hohe Anforderungen an den Umgang und birgt zugleich enorme Gefahren. Daher ist es richtig, dass der Gesetzgeber mit dem Förderprogramm auch dieses Thema aufgegriffen hat. Insbesondere die Vielzahl an Schnittstellen und Produktzyklen bringen große Herausforderungen mit sich, mögliche Einfallstore für Angriffe zu schließen. Hier helfen klare Vorgaben, wie die „Branchenspezifische Sicherheitsstandards“ (B3S). Stärker als bisher müssten Hersteller in die Verpflichtung genommen werden, für laufende Updates etc. ihrer Produkte zu sorgen.

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