Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Die Probleme mangelnder Abgrenzung zwischen Arbeitszeit und Freizeit

Welche Gefahren im Trend zur Workation lauern

Martin Müller - Jurist und Leiter des Referats Rechts- und Kollektivvertragspolitik im ÖGB Quelle: ÖGB/ Elisabeth Mandl Martin Müller Leiter des Referats für Rechtspolitik ÖGB 19.04.2023
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Viele Studien zeigen, dass eine klare Trennung von Arbeitszeit und Freizeit dazu beitragen kann, dass sich Arbeitnehmer besser erholen und somit auch langfristig motivierter und leistungsfähiger bleiben", betont ÖGB-Experte Martin Müller. Statt Workation plädiert er insgesamt für ein Augenmerk auf gute Work-Life-Balance.







Viele Menschen haben bereits Erfahrungen mit der Vermischung von Arbeit und Urlaub zur sogenannten Workation gemacht, noch mehr wünschen das. Wo sehen Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile von Workation?
Es ist ein verlockender Gedanke, zwischen zwei Mails kurz einmal im Meer schwimmen zu gehen, oder beim Schreiben eines Angebots von der Terrasse aus, auf einen Weingarten in der Toskana zu blicken. Was bleibt in der Realität davon wirklich übrig?

Wenn Arbeitsleistung in der Menge verlangt wird, wie sie auch im Büro erbracht wird, dann bleibt nicht mehr viel Zeit für „Vacation“ übrig. Und wenn es nur Kleinigkeiten sind, die nebenbei im Urlaub erledigt werden, dann stellt sich doch die Frage: Wann hat man dann wirklichen Urlaub, wo man gar keine Arbeit leisten muss? Das zunehmende Verschwimmen von Arbeit und Freizeit ist heute ein immer größer werdendes Phänomen.

Die mangelnde Abgrenzung zwischen Arbeitszeit und Freizeit bringt auch Probleme mit sich. Diese beginnen bei rechtlichen Fragen, was nun als Arbeitszeit gezählt werden darf und wieviel Urlaub verbraucht wird. Greifen Urlaub und Arbeit zudem immer mehr ineinander kann sich die psychische Belastung bis hin zu einem Burn-out steigern. Aus unserer Sicht überwiegen ganz deutlich die Nachteile solcher Modelle.

Viele Studien zeigen, dass eine klare Trennung von Arbeitszeit und Freizeit dazu beitragen kann, dass sich Arbeitnehmer besser erholen und somit auch langfristig motivierter und leistungsfähiger bleiben. Zudem ist es wichtig, dass Arbeitnehmer ihre Freizeit nutzen, um neue Energie und Inspiration zu sammeln, um dann wieder mit voller Kraft in den Arbeitsalltag zu starten.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Eine ganze Reihe von Unternehmen erlaubt gar keine Workation. Wie bewerten Sie das - auch mit Blick auf das Recruiting?
Eine klare Trennung von Arbeitszeit und Freizeit kann dazu beitragen, Stress und Burnout zu reduzieren, was letztendlich auch der Produktivität zugutekommt.

Darüber hinaus kann eine klare Abgrenzung von Arbeit und Urlaub dazu beitragen, dass die Beschäftigten besser Kraft tanken und ihre Batterien aufladen können und schließlich motivierter zur Arbeit zurückkehren können.

Insgesamt scheint eine solche Trennung also sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer:innen von Vorteil zu sein. Es gibt viele Menschen, die diese gute Trennung schätzen. Daher sehen wir hier keine Nachteile beim Recruiting.

Workation wird stärker von Menschen mit höherem Einkommen ausgeübt. Welche Förderprogramme halten Sie für Einkommensschwächere für denkbar und geeignet?
Es liegt aus unserer Sicht weniger am Einkommen, sondern viel mehr an der Art der Tätigkeit, ob Arbeit auch aus der Ferne erbracht werden kann. Wir sehen auch keine Notwendigkeit, die weitere Entgrenzung der Arbeit auch noch zu fördern.

Vielleicht ist es sinnvoller, das Augenmerk darauf zu legen, wie sich die Arbeit insgesamt gestalten lässt, sodass auch im Büro oder vor Ort eine gute Work-Life-Balance gewährleistet ist. Eine mögliche Lösung wäre, reduzierte Wochenarbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich oder Home-Office-Optionen anzubieten, um den Arbeitnehmern mehr Freiheit und Entscheidungsmöglichkeiten zu geben. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Zusammenarbeit und die Effizienz des Teams nicht beeinträchtigt werden.

Workation kann rechtliche Probleme zur Folge haben. Welchen Regelungsbedarf sehen Sie bei der Politik?
Aus unserer Sicht sind die arbeits- und sozialrechtlichen Fragen zumindest innerhalb der EU weitgehend geklärt.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Alexander Albert
Geschäftsführer
BCD Travel Germany

Alexander Albert, Vorsitzender des Ausschusses Business Travel im Deutschen Reiseverband (DRV) und Geschäftsführer BCD Travel Germany
Job | Freizeit

Verband regt internationale Abkommen ■ ■ ■

Welche Vorteile mobiles Arbeiten von überall hat ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Alexander Albert
Geschäftsführer
BCD Travel Germany

WERBUNG

EMPFEHLUNGEN FÜR ENTSCHEIDER

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Markus Jerger
Vorsitzender
Bundesverband Der Mittelstand. BVMW

Markus Jerger - Vorsitzender Bundesverband Der Mittelstand. BVMW
Job | Freizeit

Verband regt spezielle Förderprogramme ■ ■ ■

Warum das neue Arbeitsmodell für möglichst viele ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Markus Jerger
Vorsitzender
Bundesverband Der Mittelstand. BVMW

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Rüdiger Klatt
Institutsleiter
Forschungsinstitut für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention (FIAP)

Dr. Rüdiger Klatt - Institutsleiter, Forschungsinstitut für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention e.V.
Job | Freizeit

Nach dem "digital divide" droht ein ■ ■ ■

Wo und wie Workation Potenziale hat

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Rüdiger Klatt
Institutsleiter
Forschungsinstitut für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention (FIAP)

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.