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Deutschland und Europa als Vorreiter bei der Kreislaufwirtschaft

Wie sich umfassendes Recycling substanziell verbessern lässt

Dipl.-Ing. Katharina Reh, Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits-  und Energietechnik UMSICHT, Abteilungsleiterin Kreislaufwirtschaft am Institutsteil Sulzbach-Rosenberg Quelle: Umsicht Dipl.-Ing. Katharina Reh Abteilungsleiterin Kreislaufwirtschaft Fraunhofer-Institut UMSICHT 02.02.2022
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Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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In der Kreislaufwirtschaft kann "das vollständige Potenzial der Digitalisierung nur gehoben werden, wenn ein durchgängiger Informationsfluss generiert wird", ist sich Katharina Reh sicher. Die Abteilungsleiterin Kreislaufwirtschaft am Institutsteil Sulzbach-Rosenberg des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits-  und Energietechnik UMSICHT erläutert auch weitere notwendige Schritte in Richtung höheres Niveau der Circular Economy.







Welche Aufgaben stehen generell zur Lösung an, um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in Deutschland bzw. Europa zu etablieren?
Die Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa ist im globalen Vergleich schon weit entwickelt und in ihrem Kern nachhaltig. Trotzdem gibt es noch Verbesserungspotenzial. Zum einen bei der Steigerung der Quoten des hochwertigen Recyclings durch verbesserte Recycling- und Sortiertechnologien sowie mehr Getrennthaltung in Haushalten und Gewerbe. Zum anderen durch bessere Abfallvermeidung und mehr Vorbereitung zur Wiederverwendung. Je nach Materialart bzw. Abfallstrom gibt es unterschiedliche Aufgabenstellungen und Lösungsansätze.

Große Beachtung bekommt derzeit das Thema Kunststoffe: hier sind die Recyclingquoten zu gering, es werden zu viele unnötige Einwegprodukte verwendet und zu viele Abfälle gelangen in die Umwelt. Weniger bekannt sind z.B. Herausforderungen im Recycling von Elektronikaltgeräten oder Altfahrzeugen, wodurch eine Vielzahl von Technologiemetallen verloren gehen. Die Liste an Aufgaben für eine effizientere Kreislaufwirtschaft ließe sich beliebig verlängern.

Treiber für mehr Recycling bestehen nicht nur im Bereich der Abfallwirtschaft selbst. Durch den European Green Deal sowie den Circular Economy Action Plan der EU entsteht auch ein Bedarf im produzierenden Gewerbe. Signifikante Minderungen der Carbon Footprints der Produkte gelingen vor allem durch den verstärkten Einsatz von Rezyklaten. Diese müssen dann aber hohen Qualitätsanforderungen genügen.

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Kann die Digitalisierung der Informations- und Distributionswege allein schon die Recyclingwirtschaft effektiver und effizienter machen?
In der Abfallwirtschaft werden bereits vielfältig digitale Methoden eingesetzt – zum Beispiel bei der Tourenplanung oder in Handelsplattformen. Das vollständige Potenzial der Digitalisierung kann jedoch nur gehoben werden, wenn ein durchgängiger Informationsfluss generiert wird, der die Stufen einer Wertschöpfungskette von der Produktion, über die Nutzung bis hin zur „End of life“-Phase miteinander verbindet. Nur die Abfallwirtschaft zu digitalisieren, würde zu kurz greifen, weil essenzielle Informationen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen fehlen. Für solch eine digitale Anbindung der Abfallwirtschaft müssen die Recyclingprozesse durch Sensoren, Steuerungen und Datenschnittstellen ertüchtigt werden. Vor allem müssen die erzeugten Daten auch zugänglich, nutzbar und sicher sein. Zusätzlich können sie durch innovative Recyclingtechnologien ergänzt werden, um Rezyklate in für anspruchsvolle Anwendungen geeigneter Qualität bereitstellen zu können. Beispielhaft kann hier das chemische Recycling genannt werden. Aus werkstofflich nicht recycelbaren Sortierresten, Shredderrückständen sowie Verbundmaterialien können so unter anderem Basischemikalien für die Neuwareproduktion von Kunststoffen gewonnen werden.

Inwiefern, wenn überhaupt, benötigt die Branche auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit den Druck bzw. die Unterstützung von Politik und Gesellschaft?
So vielfältig die noch ungelösten Aufgaben sind, so vielfältig sind die schon vorhandenen Lösungsansätze der Fachwelt. Deren Realisierung wird jedoch nicht durch den Markt allein bestimmt. Häufig ist die Unterstützung durch gesetzliche Rahmenbedingungen, industriefinanzierte Leuchtturmprojekte oder anwendungsorientierte Förderprogramme notwendig. Um bei den Potenzialen der Digitalisierung zu bleiben: hier sollte die horizontale Verknüpfung von Prozessen über die gesamte Wertschöpfungskette durch folgende Punkte ermöglicht werden:

1. Einen Rahmen entwickeln für Data-Governance und einen sicheren Datenaustausch zwischen den Akteuren der Wertschöpfungsstufen, zum Beispiel in einem experimentellen, „geschützen“ Projektraum oder einem Reallabor,

2. Demonstrationsprojekte aufsetzen, die den Nutzen einer prozessübergreifenden digitalen Optimierung sicht- und messbar machen,

3. Anreizsysteme für „First Mover“ schaffen, vor allem um eine Risikominderung für KMU zu erreichen.

Bekommen wir mit einem umfassenden Kreislaufwirtschaftssystem die Umweltprobleme, die sich aus dem Abfall ergeben, schon in den Griff?
Ein klares „Ja“, wenn wir den Begriff Kreislaufwirtschaft ernst nehmen und umfassend betrachten. Dieser erfordert ein optimales Zusammenspiel von Abfallwirtschaft mit Produzenten und Konsumenten. Die Digitalisierung kann ein Werkzeug sein, um dieses Zusammenspiel zu verbessern. Deutschland und Europa sollten die erreichten hohen Standards weltweit stärker bekannt machen und sich dann auch zu einer Vorreiterrolle bekennen, zum Beispiel durch die Realisierung innovativer digitaler Ansätze.

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