Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Das Handwerk auf einem guten Weg in die Digitalisierung

Wo schon viel passiert und wo noch Potenziale schlummern

Stephan Blank - Referatsleitung Digitalisierung im Zentralverband des Deutschen Handwerks und Projektleitung Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk Quelle: ZDH Stephan Blank Referatsleitung Digitalisierung Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) 04.02.2022
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Stephan Blank vom Zentralverband des Deutschen Handwerks ist "eigentlich mit dem Fortschritt der Digitalisierung im Handwerk recht zufrieden". Allerdings könne man sich deshalb nicht zurücklehnen. Im Gegenteil, auf vielen Innovations-Feldern sieht er für das Handwerk große Chancen.







Immer mehr Handwerksbetriebe setzen digitale Technik ein. Wie schätzen Sie den Stand der Digitalisierung bei den Handwerksbetrieben ein?
Insgesamt sind wir auf einem guten Weg. Wenn wir uns mit anderen Branchen vergleichen, etwa mit der Industrie oder mit dem Handel, liegen wir im Mittelfeld. Nach dem Digitalisierungsindex der Telekom erreichen wir von den 100 Prozentpunkten in den letzten Jahren 55 bis 56. Zum Vergleich: Die Industrie kommt auf 58 Prozentpunkte und ist somit auf einem ähnlichen Level wie wir. Dabei sind die Voraussetzungen und zur Verfügung stehenden Ressourcen für die Digitalisierung der Unternehmen nicht vergleichbar. Das Handwerk ist gegenüber der Industrie von einer wesentlich kleinteiligeren Organisationsstruktur geprägt. Im Durchschnitt haben Handwerksbetriebe fünf Mitarbeiter und keinen Chief Digital Officer (CDO). Sicher gibt es auch größere Handwerksunternehmen, wie etwa den Optiker Fielmann. Dem gegenüber stehen jedoch viele Solo-Selbstständige. Und wenn Sie sehen, dass große Unternehmen ganze Abteilungen für die Digitalisierungs-Fragen und -Themen haben, ist das bei kleinen Betrieben gar nicht möglich. Angesichts dessen bin ich eigentlich mit dem Fortschritt der Digitalisierung im Handwerk recht zufrieden. Das heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen können. Im Gegenteil, es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Wir verstehen Digitalisierung dabei als kontinuierlichen Prozess und sinnvolle Unterstützung für handwerkliche Tätigkeiten. Dabei ist es mit der Umsetzung einzelner Digitalisierungsmaßnahmen im Unternehmen nicht getan. Doch der Aufwand lohnt sich. Denn es wirkt sich meistens positiv auf den Einsatz zeitlicher, personeller und auch finanzieller Ressourcen aus. Zudem ist die Digitalisierung notwendig, um auch zukünftig am Markt zu bestehen.

Aus unseren Sonderumfragen zur Digitalisierung im Handwerk, die wir gelegentlich mit den Handwerkskammern im Zuge der Konjunkturumfrage durchführen, zeigt sich, dass kontinuierlich ein Viertel aller Handwerksbetriebe, Digitalisierungsmaßnahmendurchführen. Natürlich würde ich mir wünschen, dass noch mehr Unternehmen in ihre digitale Zukunft investieren, aber wenn Jahr für Jahr rund 250.000 Handwerksbetriebe entsprechende Maßnahmen zur Digitalisierung ihres Unternehmens ergreifen, dann ist das ein gutes Fundament, auf dem wir aufbauen können.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Die meisten Betriebe setzen digitale Tools für Organisations- und Verwaltungsarbeiten und im Marketing und Vertrieb ein - welche Potenziale sehen Sie in digitaler Technik für das Handwerk darüber hinaus?
Was Sie ansprechen, sind wichtige erste Schritte. Denn dabei geht es darum, Prozesse zu optimieren. Aber das ist natürlich nicht alles. Ich vergleiche das gern mit einer Zitrone. Wenn Sie die einmal ausgepresst haben, dann geht da nichts mehr. Dann gilt es neue Ansätze zu finden, um sich mit Innovationen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Es gibts viele Möglichkeiten – vom Cloud Computing über Software-Systeme für die Projektplanung bis zum Einsatz von Drohnen und Robotern oder von Virtual Reality. AR- und VR-Brillen können zum Beispiel auf der Baustelle den Plan eines Schaltschrankes einblenden oder den Experten vom Hersteller bzw.  aus dem Büro zuschalten.

Bei der Implementierung digitaler Technologien gibt es noch große Potenziale für das Handwerk. Nach unseren Befragungen haben zuletzt lediglich 22 Prozent der Betriebe mit Digitalisierungsmaßnahmen solche innovativen Projekte in Angriff genommen. Ebenso viel Potenzial schlummert in der Cybersicherheit. Auch hier müssen die Unternehmen stärker aktiv werden. Denn Sicherheit sollte bei der Digitalisierung immer von Anfang an mitgedacht werden.

In nächster Zukunft spielen sicher auch Themen wie Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge eine große Rolle. Mittels Sensorik können beispielsweise fertige Projekte überwacht und gewartet werden. Da gibt es für Handwerksbetriebe noch viel Potenzial.

Digitaltechnik braucht Investitionen. Wie sollte das Handwerk bei der digitalen Transformation unterstützt werden?
Jeder Unternehmer muss mit Blick auf die strategische Ausrichtung seines Unternehmens und unter Berücksichtigung von Opportunitätskosten bei beschränkten personellen und finanziellen Ressourcen entscheiden, ob und wie viel er in die Digitalisierung seines Unternehmens investieren möchte. Dennoch bin ich der Auffassung, dass die Entscheidung hinsichtlich der Digitalisierung eines Unternehmens nicht ausschließlich an Förderprogrammen oder externe Unterstützung geknüpft, sondern ein Budget für Digitalisierungsmaßnahmen eingeplant und als Investition in die Zukunft verstanden werden sollte.

Gleichwohl bin ich der Meinung, dass Förderprogramme und Investitionszulagen geeignete Instrumente für Klein- und Kleinstunternehmen darstellen können. Die Bundesregierung hat die Programme „Go Digital“ und „Digital jetzt“ initiiert. Diese Programme verfolgen einen guten Ansatz. Allerdings sind die Mindestanteile, die Unternehmen für Förderungen aufbringen müssen für kleine Handwerksbetriebe oft zu hoch.

Je größer ein Betrieb ist, desto höher ist auch der Digitalisierungsgrad. Welche besondere Hilfe brauchen gerade kleine Handwerksbetriebe?
Für kleine Unternehmen sind Förderprogramme wie „Mittelstand-Digital“ besonders geeignet. Das Mittelstand-Digital-Zentrum Handwerk bietet dabei ein breites Spektrum an kostenfreien Unterstützungsangeboten, um Handwerksbetriebe und andere KMU auf ihrem Weg in die Digitalisierung zu begleiten – im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe. Als wichtige Anlaufstelle sind auch die Berater und Beraterinnen der Handwerksorganisationen zu nennen, die Unternehmer kostenfrei und individuell über Digitalisierungs- und Finanzierungsmöglichkeiten im eigenen Handwerksbetrieb informieren.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Tatjana Lanvermann
Bundesvorsitzende
Bundesverband UnternehmerFrauen im Handwerk e.V.

Tatjana Lanvermann - Bundesvorsitzende, Bundesverband UnternehmerFrauen im Handwerk e.V.
Handwerk | Digitalisierung

Durch Digitalisierung können mehr ■ ■ ■

Wo die Betriebe investieren und welche ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Tatjana Lanvermann
Bundesvorsitzende
Bundesverband UnternehmerFrauen im Handwerk e.V.

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Reinhard Kainz
Geschäftsführer
Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich

Prof. Dr. Reinhard Kainz - Geschäftsführer, Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich
Handwerk | Digitalisierung

Für jeden Betrieb die richtige ■ ■ ■

Wie digital das Handwerk in Österreich ist und ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Reinhard Kainz
Geschäftsführer
Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Zafer Bakir
Leiter Digitalisierung
Schweizerischer Baumeisterverband

Zafer Bakir - Leiter Digitalisierung, Schweizerischer Baumeisterverband
Handwerk | Digitalisierung

Autonome Baumaschinen, Drohnen und ■ ■ ■

Wie die Baubranche in der Schweiz digitaler wird

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Zafer Bakir
Leiter Digitalisierung
Schweizerischer Baumeisterverband

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.