Mit dem zunehmenden Ausbau von 5G werden einschneidende Veränderungen im Entertainment- und Medienmarkt erwartet. Welche besonderen Chancen und Herausforderungen sehen Sie auf die Branche zukommen?
Unternehmen haben die Chance, ihren Kund*innen lineare wie nicht-lineare Inhalte als Ultra High Fidelity Media anzubieten und hier mit Qualität zu punkten. 5G kann auch Veranstaltungsbesuche noch attraktiver und noch persönlicher machen – live vor Ort sehe ich ein Fußballspiel dann nicht nur von meinem Sitz aus, sondern bekomme zusätzliche Perspektiven und Nahaufnahmen über mein Endgerät geliefert. Dazu erhalten Kund*innen auf Wunsch Informationen, die ihnen persönlich wichtig sind, wie beispielsweise die Livestatistik zu ihren Lieblingsspieler*innen. Auch im Bereich der Out-of-Home-Werbung wird es noch mehr Möglichkeiten geben, Kund*innen gezielt zu erreichen. Natürlich gehören Gaming-, Augmented Reality- und Virtual Reality-Anbieter zu den Gewinnern der Umstellung auf 5G, aber wie ich schon angedeutet habe, bietet sich hier auch für traditionellere Unternehmen im Medien- und Entertainment-Bereich eine große Chance – Inhalte können in Ton und Bild nun hochwertiger sein, und Nutzer*innen können diese mit einer zuvor nie dagewesenen Schnelligkeit und Zuverlässigkeit streamen oder herunterladen.
Die Branche muss sich des Disruptionspotenzials bewusst sein. Im Entertainment-Bereich können durch 5G innerhalb kurzer Zeit Firmen zu Top-Playern werden, die heute noch keine Rolle spielen – und Länder wie Japan sind Deutschland in Bezug auf 5G weit voraus, sodass die Gefahr besteht, dass deutsche Anbieter das Nachsehen haben werden. Hier ist aber zunächst die Politik gefragt, denn es ist absolut verständlich, dass viele deutsche Unternehmen nur begrenzt den passenden Content produzieren wollen, solange 5G nicht flächendeckend verfügbar ist.
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Experten prognostizieren etwa Aufwind für Virtual-Reality(VR)-Angebote. Wird das der lang erwartete Durchbruch für VR im Massenmarkt?
Der Durchbruch für VR wird in den nächsten Jahren kommen, aber er hängt eben von der Versorgung mit 5G ab. Bis diese garantiert ist, bleibt die Nachfrage bezüglich VR-Hardware vergleichsweise gering und, wie schon beschrieben, die Produktion von zugehörigem Content eingeschränkt.
Wie wunderbar VR-Angebote aber bereits funktionieren, wenn 5G-Technologie genutzt werden kann, sehen wir in Deutschland in verschiedenen Campus-Netzen. Hier ermöglicht 5G beispielsweise die Kombination einer realen Achterbahnfahrt mit einer VR Experience (sog. VR Coaster Rides im Europa-Park). Die virtuelle Umgebung bewegt sich dabei exakt passend zu meinen Bewegungen, und Verzögerungen, die den Körper in VR Experiences bislang durcheinanderbringen oder sogar Übelkeit auslösen konnten, entfallen.
Auch wenn wir noch nicht sagen können, wann genau der Durchbruch im Massenmarkt erfolgen wird, können wir uns in Deutschland doch schon freuen, nämlich unter anderem auf einen weiterwachsenden Gaming-Sektor, in dem VR wichtig sein wird, aber auch auf verstärkten Einsatz von VR in Medizin und Bildung.
Welche Möglichkeiten ergeben sich aus 5G insbesondere für das In-Car-Entertainment?
Beginnen wir mit den Basics: 5G erlaubt es Nutzer*innen, problemlos im Auto Musik zu streamen und Games sowie Filme in hoher Auflösung zu erleben. Wenn sich selbstfahrende Autos durchgesetzt haben, kommt eine Reihe an Entertainment-Optionen dazu: Jetzt können alle Menschen im Auto AR und VR nutzen, eine Unmenge vorher nicht verfügbarer Stunden wird frei für neues Entertainment. Gaming-Freunde werden Spaß an V2V-Angeboten haben, die ihnen erlauben, Games auch gemeinsam mit Fremden zu spielen, die in der Nähe ebenfalls in autonomen Fahrzeugen unterwegs sind. Übrigens profitieren auch diejenigen, die selbst kein Auto nutzen, im Verkehrsbereich von der 5G-Einführung: Auf lange Sicht wird 5G die sogenannte Smart City ermöglichen, deren verbesserte Messungen und Planung zur Reduktion von Abgasen und zu weniger Verkehrstoten führen wird.
Wann rechnen Sie mit hinreichender 5G-Verbreitung auf dem Consumer-Markt für weitere neue datenintensive Angebote im Massenmarkt?
Das angestrebte Ziel lautet, dass bis Ende 2025 nahezu alle Haushalte im Land versorgt sein sollen. Ob das erreicht werden kann, ist allerdings eine andere Frage. Einen Anhaltspunkt diesbezüglich könnte der Fortschritt bei der Aufstellung der 5G-Basisstationen geben: Bis Ende 2022 sollen die Netzbetreiber, die die 5G-Mobilfunkfrequenzen ersteigert haben, jeweils 1.000 5G-Basisstationen bereitstellen. Der Rollout ist jedoch insgesamt bereits durch das fehlende National Roaming verzögert worden.