Mit dem zunehmenden Ausbau von 5G werden einschneidende Veränderungen im Entertainment- und Medienmarkt erwartet. Welche besonderen Chancen und Herausforderungen sehen Sie auf die Veranstaltungsbranche zukommen?
Durch die niedrigen Latenzen, die 5G ermöglicht, wird es besonders im Bereich von Virtual und Augmented Reality eine deutliche Verbesserung auf dem Medienmarkt und in der Veranstaltungsbranche geben. Die Bewegungen der Nutzer werden in Echtzeit in virtuelle Welten übertragbar sein. Beispielsweise besteht durch 5G die Möglichkeit, bei Streaming- und Gaming-Events Nutzer mit VR-Headsets als Teil eines Videos werden zu lassen. Sie können sich im Video bewegen und mit anderen Nutzern interagieren. Dies wird durch die Schnelligkeit, die hohe Datenrate und die niedrigen Latenzen von 5G ermöglicht. Durch die Kombination von 5G und Edge Computing wäre es dann auch möglich, die Verzögerungen bei Virtual und Augmented Reality zu minimieren, die im Moment noch bei vielen Nutzern zu Schwindel führt.
Auch in der Sportevent-Branche kann 5G besondere Chancen bieten. Events werden in Echtzeit und in HD übertragbar sein, um so den Zuschauenden ein besseres Erlebnis bieten zu können. Andere Kameraübertragungen werden ermöglicht, wie beispielsweise die Sicht der Athleten, ebenfalls in Echtzeit und HD.
Denken wir weiterhin an die Messewirtschaft, so werden logistische Abläufe zur Beförderung von Besuchern oder Waren zukünftig automatisiert, vernetzt und fahrerlos erfolgen können. Intelligente Routenführung (vor allem auch Indoor) oder das Erkennen verdeckter Objekte sind nur einige Beispiele, bei denen 5G logistische Prozesse oder die Mobilität effizienter und sicherer machen kann.
Zusammenfassend ergeben sich so für die verschiedensten Unternehmen der Medienwirtschaft Möglichkeiten, ihre bisherigen Aktivitäten um innovative Geschäftsmodelle zu erweitern, Abläufe neu zu denken und zu optimieren und für Besucher eine bisher nicht vorhandene Customer Experience zu schaffen, wodurch die eigen Wettbewerbsfähigkeit gestärkt wird.
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Welche Möglichkeiten ergeben sich aus 5G insbesondere für die Produktion von (Groß-) Veranstaltungen und welche Lösungen hätten Sie hier für interessierte Kunden?
Mit den neu geschaffenen regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland zum Betrieb eigener lokaler Mobilfunknetze wird 5G auch großen Einfluss auf den Bereich PMSE (Programm Making and Special Events) ausüben. So können Inhaber lokaler Frequenzen die Übertragung von Produktionsdaten selbst in die Hand nehmen und die erforderliche Dienstqualität (Quality of Service) entsprechend eigener Anforderungen selbst auslegen. Einige konkrete Beispiele: Die Übertragung von dynamischen Bewegtbildern bspw. bei Sportevents ist häufig limitiert durch die Verkabelung der Kameras. Integrierte Funkmodule und die sichere Übertragung via 5G im eigenen Campusnetz kann hier für gänzlich neue Perspektiven sorgen.
Bei einem Festival könnte ein 5G Campusnetz intern zur Positionserkennung, also zum Tracking von Geräten, genutzt werden sowie auch für Echtzeit-Navigation von Besucherströmen. Die Organisatoren können sich in Echtzeit ein Bild über beispielweise Tickets, Parkplätze und das Parksystem machen, um das Event für Besucher so reibungslos wie nur möglich zu gestalten.
Virtuelle Konzerte, mit einem Orchester, das nicht lokal an einem Ort vereint ist, können durch die Bereitstellung niedrigster Latenzen mittels 5G auch klangvoll Realität werden. So ist es möglich, die besten Musiker zum Musizieren virtuell zusammenzuschalten.
Für Großveranstaltungen könnten automatische Steuerungsprozesse interessant sein, die durch 5G ermöglicht werden können. Beispielweise könnte bei einer Veranstaltung, die sich über mehrere Orte und Bereiche in einer Stadt verteilt, eine Zündung von Feuerwerkskörpern an allen Orten in Echtzeit vorgenommen werden. Die Steuerung in Echtzeit wäre auch bei Lichtanlagen oder bei der Bühnentechnik möglich.
Bei Großveranstaltungen können zusätzliche, temporäre 5G Sendeeinheiten aufgestellt werden, um für eine ausreichende Abdeckung zu sorgen und um das reguläre Netz zu entlasten. Gerade auf Konzertgeländen oder bei großen Sportveranstaltungen haben die Besucher oft nur unzureichenden Empfang, da die Netze durch die Masse an Nutzern überlastet sind. Durch 5G ergibt sich die Möglichkeit, Millionen von Geräten zu vernetzen, mit 4G LTE war dies nur bis in die tausender Anzahl möglich. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Endgeräte der Nutzer auch mit 5G kompatibel sein müssen.
Sie betreiben eine Test- und Showcase Plattform in Oberlungwitz in Sachsen. Was genau verbirgt sich dahinter und wer kann sich hier an Sie wenden?
In Oberlungwitz haben wir den MUGLER Innovation Campus als Plattform für verschiedenste Entwicklungen im Bereich der funkbasierten Kommunikation als Plattform für Kunden und Partner ins Leben gerufen.Zu Beginn von 2021 ist unser eigenes 5G Campusnetz am Hauptstandort in Oberlungwitz eingetroffen. Wir nutzen dieses 5G Campusnetz für verschiedene Zwecke.
Einerseits möchten wir interessierten aber noch unsicheren Kunden und Partnern eine Möglichkeit bieten, unsere vorhandene Infrastruktur, d.h. unser 5G-Netz und auch den Campus als Realumgebung in einem Betrieb für die Erprobung ihrer eigenen Anwendungen zu nutzen. Dies bietet den Vorteil, dass man selbst noch nicht in ein eigenes Campusnetz investieren muss und gleichzeitig auf die fundierte Expertise unserer Mitarbeiter zurückgreifen kann.
Weiterhin bieten wir unser Campusnetz auch zum Mitnehmen an. Egal an welchen Standort in Deutschland - wir bringen das Netz auch gern zeitweise beim Interessierten vor Ort als Network-as-a-Service zum Einsatz.
Für unsere eigenen betrieblichen Zwecke nutzen wir das Netz bspw. für interne Schulungen und Tests von Endgeräten und anderer Systemtechnik. Anwendungsseitig stehen derzeit die Themen betriebliche Kommunikation, Augmented Reality und Fahrerlose Transportsysteme im Fokus. Da unser 5G Campusnetz auf einer offenen Architektur aufbaut (Open RAN), sind wir generell sehr flexibel was Erprobungen und künftige Erweiterungen an der Infrastruktur betrifft.
Wann rechnen Sie mit hinreichender 5G-Verbreitung auf dem Consumer-Markt für weitere datenintensive Angebote im Massenmarkt?
Der Consumer-Markt profitiert schon heute von 5G. Im öffentlichen Mobilfunk existieren bereits viele Standorte, die eine Versorgung mit Teilfunktionen von 5G (Non Standalone) ermöglichen. Erste Smartphones sind sogar schon seit 2019 auf dem Markt verfügbar. Viele private Nutzer können vor allem in den Ballungszentren schon Datenraten von jenseits der der 500 Mbit/s nutzen. Noch mehr Funktionalität ist bei 5G Standalone möglich, das auf eine vollständig neue Architektur aufbaut. Neben Datenraten im Gbit/s Bereich., Latenzzeiten von einstelligen Millisekunden wird damit auch das sogenannte Network Slicing nutzbar. Als eine der ersten Regionen deutschlandweit profitiert bspw. der Landkreis Zwickau von ersten Sendeeinheiten. Bis zum Jahresende 2021 sollen größere Teile der Netze umgerüstet werden. Dann entscheidet die Attraktivität der Tarife über die Akzeptanz des Consumers.
Zukünftig Funktionserweiterungen und -Neuerungen werden die Verbreitung von 5G ebenfalls beschleunigen. Denn 5G ist evolutionär und wird vor allem für den Nicht-Consumermarkt eine Schlüsseltechnologie darstellen. Hier entwickelt sich das Ökosystem der Endgeräte gerade rasant und wird auch zeitnah diverse Lösungen bereitstellen.