Radio und Audio sind echte Erfolgsformate und wichtige Treiber für die Endgeräteindustrie und den Handel. Wie stark beeinflussen die Negativschlagzeilen rund um den Verkauf der UKW-Netze den ganzen Radiomarkt?
Grundsätzlich können Negativschlagzeilen natürlich zu einer Verunsicherung des Verbrauchers oder des Radiomarkts als solchen führen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind solche Folgen aber nicht zu erkennen, da dieses Thema das breite Publikum nicht erreicht hat. Dennoch gut, dass inzwischen eine vorübergehende Einigung getroffen wurde. Der Radiomarkt ist heute vielfältiger denn je, und zunehmend digital. Neben dem klassischen Analogempfang stehen dem Verbraucher eine Vielzahl an digitalen Empfangsalternativen und die dazu passenden Radiogeräten zur Verfügung. Das Radio ist laut einer Verbraucherumfrage der GfK im Auftrag des ZVEI von September 2017 nach wie vor das beliebteste Medium zum Hören von Musik. Mit der Digitalisierung des Hörfunks und der Einführung von DAB+ erleben Nutzer eine gesteigerte Klangqualität und eine noch größere Programmvielfalt. Außerdem werden Zusatzfunktionen möglich, wie etwa detaillierte Verkehrsinformationen, die über das Gerätedisplay ausgewählt werden können.
Wie kann der ZVEI als maßgeblicher Branchenverband das Thema Audio und Radio künftig stärken?
Der ZVEI unterstützt seine Mitgliedsunternehmen bei der Standardisierung neuer Technologien und der Aufklärung zu Innovationen wie DAB+ für Öffentlichkeit und Politik. Der ZVEI beteiligt sich zudem an der grundsätzlichen Diskussion um die Weiterentwicklung des Hörfunks, wie etwa im Rahmen des im letzten Jahr verabschiedeten Aktionsplans des BMVI.
Wäre der aktuelle Zeitpunkt mit großer Unsicherheit für die UKW-Übertragung nicht günstig, den Rundfunk zügig in die Digitalisierung zu überführen? (Stichwort DAB+ und Streaming).
Absolut. Der aktuelle Konflikt um die Zukunft des UKW-Radios bietet aus Sicht des ZVEI die Chance, das Bewusstsein für die Vorzüge des digitalen Hörfunks in Öffentlichkeit weiter zu stärken. Radio sollte nicht als einzige Infrastruktur im Analogen verbleiben. Denn: Eine vielfältige digitale Hörfunklandschaft kann sich nur dann entwickeln, wenn ein Verbleib im analogen Hörfunk keine Option ist. Und auf Verbraucherseite fehlt das Vertrauen in die Beständigkeit der neuen Technologie, solange es an klaren Signalen für die Ablösung von UKW fehlt.
Welche Forderungen haben Sie ggf. an Bund und Länder, zeitnah ein Übergangsszenario zum digitalen Rundfunk aufzusetzen? (Bzw. wie können die Hersteller das Thema am Markt pushen?)
Bei der Entwicklung eines konkreten Übergangsszenarios zum digitalen Rundfunk müssen alle Marktbeteiligten einbezogen werden. Wichtig ist es, frühzeitig verbindliche Phasen des Umstiegs zu vereinbaren, die leicht und nachvollziehbar an den Verbraucher kommuniziert werden können. Dabei ist es wichtig, die Hintergründe und Vorteile des Technologiewechsels transparent und verständlich zu machen, um die Hörer in die neue digitale Welt des Radios „mitzunehmen“. Es gab in den letzten Jahren zahlreiche Veränderungen bei der Fernsehtechnik, die dann am besten gelangen, wenn die Verbraucher einen Mehrwert für sich erkannten und Klarheit über die vorzunehmenden Schritte hatten. Eine etwaige Regulierung sollte auf europäischer Ebene stattfinden. In diesem Zusammenhang wird ja aktuell im Rahmen des European Electronics Communications Code (EECC) eine Interoperabilitätsverpflichtung diskutiert, deren konkrete Ausgestaltung aber noch offen ist. Für die Geräteindustrie ist eine übergreifende europäische Digitalradio-Politik wichtig, um eine Fragmentierung der Technologien innerhalb des europäischen Binnenmarktes zu vermeiden. eines Massenmarkts verhindert und Innovations- und Produktionsprozesse erschwert. Von den Radio-Machern erhoffen wir uns daher nicht nur attraktive Dienste, sondern auch deren aktive Vermarktung mit Fokus auf die DAB+ Technik. Niemand außer den Radiosendern selbst kann besser das Interesse der Zuhörer am Digitalradio wecken und DAB+ als Technik der Zukunft verankern.