Vor allem in den Zentren Leipzig, Dresden, Magdeburg, Halle und Erfurt hat sich eine lebendige Medienwirtschaft herausgebildet. Wie steht die Branche in Mitteldeutschland aus Ihrer Sicht im Vergleich zu anderen Regionen da?
Obwohl uns in Mitteldeutschland nach wie vor die Unternehmenszentralen großer Medienhäuser fehlen, behauptet sich die Branche in einem schwierigen Umfeld. Mit den großen Playern MDR und MDM und vielen mittleren und kleinen Medienunternehmen gibt es bei uns aber dennoch gute Arbeitsmöglichkeiten. Messen möchten wir uns schon mit den großen Zentren wie München, Hamburg und Köln. Dass wir in dieser Liga mitspielen können, sieht man ja z.B. an den Medientagen Mitteldeutschland als einem großen Medienevent.
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Welche Herausforderungen hat die Pandemie für die Medienbranche vor Ort mit sich gebracht?
Die Corona-Krise trifft alle Medienbranchen. Besonders gelitten haben wohl die Kinos. Aber auch Zeitungsverlage und Fernsehsender sehen sich sinkenden Werbeerlösen gegenüber. Zudem untergraben Streaming Plattformen wie Amazon und Netflix das Geschäftsmodell der Fernsehsender und auch beim Hörfunk geht die Entwicklung in eine ähnliche Richtung. Zum Teil konnten diese Verluste über öffentliche Mittel kompensiert werden. Eine Dauersubventionierung von Medien kann aber nicht die Lösung sein. Denn damit wäre die Rolle der Medien als 4. Gewalt als kritischer Begleiter der Regierung in akuter Gefahr und der schon jetzt messbare Vertrauensverlust würde weiter steigen.
Mitteldeutschland gilt insbesondere beim Digitalradio als Vorreiter. Im Raum Leipzig sind etwa über die bundesweiten, landesweiten und lokalen Plattformen über 50 Radiosender zu empfangen. Ist das noch Vielfalt oder schon Überfluss?
Lange habe ich für die DAB-Vielfalt gekämpft. In Sachsen-Anhalt startete der bundesweit erste Sender im DAB – Regelbetrieb. Für die Hörer gilt doch, je mehr Auswahl, je besser. Wenn ein privates Angebot überflüssig ist, wird es mangels Hörerschaft vom Markt verdrängt und ein anderes Programm kann um die Hörergunst kämpfen. Ich finde das gut.
Die Mitteldeutsche Medienförderung hat im vergangenen Jahr eine Fachkräfte-Initiative gestartet. Wie bewerten Sie die hiesige Fachkräfte-Situation?
Die Zeiten, wo alle „irgendwas mit Medien“ machen wollten, sind leider oder Gott sei Dank vorbei. Gute Leute fehlen daher überall. Um diese steht der private Mediensektor mit dem öffentlich-rechtlichen System im Wettbewerb. Meist beginnt deren Karriereweg bei den privaten und endet bei den öffentlich-rechtlichen Medien. Ganz selten ist es umgekehrt. Beim Fußball gibt es in solchen Fällen für den Ausbildungsverein eine Prämie. Darüber könnte auch im dualen Rundfunksystem nachgedacht werden.
Wie kann und sollte die Politik den Medienstandort Mitteldeutschland weiter stärken?
In erster Linie braucht es Medienmacher mit guten Ideen, die etwas umsetzen und auch Geld verdienen wollen. Jedes Jahr verlassen engagierte Absolventen unsere mitteldeutschen Unis und Fachhochschulen und es muss uns gelingen, diese in Mitteldeutschland zu halten. Mit Gründerzentren, der Bereitstellung von Wagniskapital oder mit Förderprogrammen wird für privaten Unternehmertum ein wichtiger Baustein gelegt. Daneben muss beim Einsatz öffentlicher Mittel künftig noch stärker auf die sog. Regionalisierungseffekte geachtet werden.