Wie zufrieden sind Sie derzeit mit der Einführung von DAB+ in Deutschland?
Als Vielfahrer schätze ich vor allem das Deutschland-Ensemble, in meinen Augen ein echter Vorteil, überregionalen Radioempfang zu genießen, gewürzt von regionalen Nachrichten wie BR5 oder MDR aktuell. Als stationärer Hörer hat man ebenso ein reichhaltiges Angebot an attraktiven Sendern, ohne Rauschen. Daher verstehe ich einfach nicht, wieso der Rollout nicht konsequent entlang eines Planes bis zur Abschaltung der UKW Sender fortgeführt wird. Würde die Energie der Diskussionen zwischen analogen und digitalen Anhängern zielgerichtet in Planungsarbeit investiert werden, würde das der Industrie zu Gute kommen und dem Hörer auch. Wir sprechen hier über einen Zeitraum von 5-10 Jahren, das kann man verträglich gestalten und heißt Projektmanagement. Ohne ein klares Abschaltszenario mit zeitlichem Vorlauf wie in Norwegen droht DAB+ immer in der 2. Reihe hinter UKW stehen, obwohl es deutlich mehr Vorteile bietet, stationär und im Fahrzeug. Ich kann verraten, dass zur Aufrechterhaltung der Attraktivität des Analogradios im Digitalen Zeitalter ein großer technischer Aufwand mit Zusatzinformationen teilweise aus dem Internet getrieben wird, so dass man UKW noch einigermaßen als eine im Erscheinungsbild aktuelle Technologie verkaufen kann, was DAB schon immer mitgebracht hat und weiter mitbringen wird. Es scheint eine deutsche Tugend zu sein, alte Technologien möglichst lange am Leben zu erhalten. Unser Rundfunk ist und bleibt das letzte analoge Dorf in Deutschland.
Welches Land ist für Sie derzeit das DAB+ Vorzeigeland und warum?
Ich bewundere die Konsequenz in Norwegen. Wenn es auch bevölkerungsseitig ein kleines Land ist, genau so wird es richtig gemacht. Klare Verhältnisse für die Hörer und die gesamte Geräteindustrie, Investitionssicherheit und klaren Plan. Wir sind weiterhin gespannt, wie sich Frankreich und die Niederlande entwickeln, diese beiden Länder beobachten wir genau.
Ihre Firma ist im Bereich der Antennentechnik und der Implementierung ins Fahrzeug sehr aktiv. Wie schätzen Sie derzeit die Automobilindustrie und ihr Verhältnis zu DAB+ ein?
DAB+ wird nicht mehr angezweifelt und ist als Sonderausstattung in jedem Fahrzeug wählbar, sogar in Sonderfahrzeuge aus dem Caravan- und Landwirtschaftsbereich. Um aber DAB+ in jedes Fahrzeug zu integrieren und um damit Stückzahlen zu erhöhen und Kosten zu senken, wird besagtes Abschaltszenario benötigt, auch wenn dieses 10 Jahre dauert (was im Automobilbereich keine lange Zeitdauer ist). So lange es Diskussionen und die üblichen Veranstaltungen im Medienumfeld zwischen analogen und digitalen Anhängern gibt, ist die Planungssicherheit für Automobilhersteller nicht so weit gegeben, diesen nächsten Schritt zu tun, DAB+ in jedes Fahrzeug ab Werk zu integrieren. Wir verharren dann im berühmten Henne-EI Problem, das sich seit über 15 Jahren hält und scheinbar auch nicht gelöst werden soll aber gelöst werden könnte.
Was DAB+ klar ausbremsen wird ist die aufkommende 5G-Rundfunk Diskussion. Für die Kunde ist diese Diskussion bezüglich der Radiofunktion völlig irrelevant und vor allem irritierend. 5G ist DIE Marketingmaschine unserer Zeit, da muss man scheinbar mit aufspringen. Das erinnert mich an den Übergang von DAB auf DAB+ vor etwa 8 Jahren, völlig unkoordiniert mit der Geräteindustrie. Das ist auch mein persönlicher Tipp für alle, die den Rollout von DAB+ verhindern möchten: einfach alle 5 Jahre einen neuen Standard aufleben lassen, das schafft ausreichend Zurückhaltung und Irritation. Dabei hat Rundfunk nicht den Auftrag, Technologie zu betreiben, sondern den Hörern über eine vorhandene Technologie Inhalte und Informationen zu bieten, und dafür ist DAB+ bestens geeignet.
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