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Interview17.07.2024

Wie fit die Gesellschaft für die digitale Transformation ist

Und wie die digitalen Kompetenzen ausgebaut werden können

Prof. Dr. Josef Schrader - Wissenschaftlicher Direktor, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Quelle: Seifen/DIE Prof. Dr. Josef Schrader Wissenschaftlicher Direktor Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
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"Langfristig gesehen müssten digitale Kompetenzen gleichsam über alle Bildungsetappen hinweg vermittelt und gefördert werden", betont Prof. Dr. Josef Schrader vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung. Die vorliegenden Antworten hat er gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen Mitarbeiter Jonathan Kohl erarbeitet.





Die Deutschen liegen bei digitalen Kompetenzen im europäischen Vergleich hinter der Spitzengruppe. Worin sehen Sie die wichtigsten Gründe dafür?
Sicherlich ist dies ein Abbild der Entwicklungen der letzten 10 bis 20 Jahre. Digitale Technologien haben seit den 2010er Jahren die Arbeits- und Lebenswelt rasant durchdrungen. Das Bildungssystem in Deutschland ist hier aber nicht in gleicherWeise mitgezogen. Bis in die 2020er Jahre lässt sich ein deutlicher Mangel an technischer Infrastruktur sowie digitalen Kompetenzen unter den Lehrkräften im gesamten Bildungswesen beobachten. Eine Ausnahme waren hier lediglich die Hochschulen, die bereits recht früh beispielsweise über Lehr-Lernplattformen verfügten.

Seit dem „DigitalPakt Schule“ und den Initiativen während der Covid-19-Pandemie hat sich die Ressourcenausstattung in allgemeinbildenden Schulen sowie in Kitas zwar verbessert, sie liegt aber weiterhin noch unter dem europäischen Durchschnitt.

An einem verbindlichen bundesweiten Informatikunterricht in der Sekundarstufe I und II mangelt es noch heute. Das deutsche Bildungssystem reagiert auf den technologischen Wandel also eher reaktiv als proaktiv und auch nicht einheitlich über alle Bildungsbereiche und -wege hinweg. Die soziale Herkunft und die Bildungsbiografie bestimmen vergleichsweise stark die Lernwege im Erwachsenenalter und somit auch die digitalen Kompetenzen. Zudem bestanden sehr lange erhebliche regionale Unterschiede in der Breitbandversorgung, insbesondere zwischen ländlichen und städtischen Regionen, was sich dann auch auf die Nutzung digitaler Technologien auswirkt.

Auch auf dem Arbeitsmarkt sind digitale Lernformate (mit der Ausnahme einzelner spezifischer Branchen) noch nicht allzu lange etabliert. Fort- und Weiterbildung fand bis 2020 vornehmlich in Präsenz statt. Digitale Weiterbildungsformate sowie selbstgesteuertes Lernen mit Hilfe von Medien (z.B. computerunterstützten Selbstlernprogrammen) finden erst seit der Covid-19-Pandemie vermehrt Anwendung im betrieblichen Kontext, dabei jedoch mit deutlichen Unterschieden nach Tätigkeitsprofilen und Beschäftigtengruppen. Gleichzeitig werden digitale Grundkompetenzen auf betrieblicher oder gesellschaftlicher Ebene nur wenig gefördert, sodass vulnerable Personengruppe (Ältere, Geringqualifizierte) nicht gleichermaßen von digitalen Innovationen profitieren können.

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Es gibt eine erhebliche digitale Kompetenz-Kluft nach der formalen Bildung. Was kann dagegen getan werden?
Langfristig gesehen müssten digitale Kompetenzen gleichsam über alle Bildungsetappen hinweg vermittelt und gefördert werden. Das bezieht explizit sämtliche Bildungsbereiche ein: von der Frühen Bildung über die Bildung im Schulalter bis hin zur beruflichen Ausbildung und Hochschulbildung. Erwachsene sowie Berufstätige und Ältere würden hiervon jedoch nicht mehr profitieren, sodass der Weiterbildung und dem Lernen im Erwachsenenalter ein wichtiger Stellenwert zukommt. Denkbar ist, insbesondere für vulnerable Personengruppen (bspw. Ältere, Geringqualifizierte) niedrigschwellige, kostenfreie Lernangebote zu entwickeln, die in den Lebensalltag integriert werden können. Hierfür braucht es aber auch ein entsprechendes bildungspolitisches Commitment und eine solide Finanzierung, die bislang fehlt.

Fast drei Viertel der Deutschen glauben, dass sich die eigene berufliche Tätigkeit durch die Digitalisierung nicht verändert. Wie bewerten Sie diesen Befund?
Vor dem Hintergrund, dass Deutschlands Arbeitsmarkt Schätzungen zufolge eines der stärksten Automatisierungspotenziale aufweist, überrascht diese Einschätzung zunächst. Andererseits basieren solche Prognosen auf vielen Annahmen, die zuvor getroffen werden müssen und somit auch nicht zwangsläufig eintreten müssen.

Die Annahme vieler Erwerbstätiger, ihre Tätigkeit würde sich nicht verändern, hängt sicherlich damit zusammen, dass der technologische Wandel und die Digitalisierung bislang nur schrittweise erfolgt sind. Somit wird in der Bewertung vielleicht nicht berücksichtigt, dass vermeintlich subtile Veränderungen (E-Mails, VideokonferenzTools) durchaus zu einer Informationsverdichtung geführt und somit auch die Tätig keit beeinflusst haben.

Blickt man auf neuere generative Technologien, wie Chat-GPT oder andere Large Language Modelle, sind einerseits vielfältige Automatisierungsmöglichkeiten erkennbar. Andererseits ist für jedes Individuum nur schwer einschätzbar, inwiefern diese Möglichkeiten tatsächlich zu einer Veränderung der jeweils eigenen Tätigkeit führen.

Was sollte die Politik zur Verbesserung der digitalen Kompetenz der Bürger leisten?
Eine bundesweite Vereinheitlichung des Informatikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen ist sicherlich am dringlichsten. Zu Bedenken ist, dass nicht alle Personen das Bildungssystem gleichermaßen durchlaufen; das ist besonders unter dem Blickwinkel „Deutschland als Einwanderungsland“ wichtig. Es besteht weiterhin ein hoher Bedarf an Grundbildung, für die es bislang an einer verlässlichen Finanzierung mangelt; hier könnten auch digitale Grundkompetenzen vermittelt werden.

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