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Interview19.07.2024

Initiative plädiert für Bildungskonto und jährliche Bildungsprämien

Was für die digitalen Komptenzen in Österreich getan werden sollte

Mag. Ulrike Domany-Funtan - Generalsekretärin, "fit4internet" - Verein zur Steigerung der digitalen Kompetenzen in Österreich Quelle: FriedlundSchmatz Mag. Ulrike Domany-Funtan Generalsekretärin "fit4internet" - Verein zur Steigerung der digitalen Kompetenzen in Österreich
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Österreich ist durch seine Größe und Struktur geeignet, rasch Initiativen zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand aufzusetzen, die gerade im Bereich der Digitalisierung seit Jahrzehnten eine zielgerichtete und rasche Schwerpunktsetzung ermöglichen", erklärt Ulrike Domany-Funtan vom Verein "fit4internet". Dennoch sieht sie in vielen Bereichen noch Luft nach oben.





Die Österreicher liegen bei digitalen Kompetenzen im europäischen Vergleich weit vorn. Worin sehen Sie die wichtigsten Gründe dafür?
Österreich ist durch seine Größe und Struktur geeignet, rasch Initiativen zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand aufzusetzen, die gerade im Bereich der Digitalisierung seit Jahrzehnten eine zielgerichtete und rasche Schwerpunktsetzung ermöglichen. Beispielsweise die Plattform „Digitales Österreich“ die vor mehr als 2 Jahrzehnten im Bereich eGovernment für Innovation und digitalen Fortschritt gesorgt hat oder die Initiative „fit4internet“, die seit dem Jahr 2018 den Grundstein für eine Fokussierung auf eine standardisierte und strukturierte Vorgehensweise zur Steigerung der digitalen Kompetenzen an der Schnittstelle „Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft“ gelegt hat. Österreich ist sehr aktiv in diesem Bereich und manche Initiative übersteht auch diverse Regierungsumbildungen, weil die Wirtschaft ein starker, konstanter Partner ist. Ich bewerte aber trotzdem die öffentlich zugänglichen Daten und Erhebungen kritisch hinsichtlich ihrer Ergebnisse: die meisten Erhebungen im Bereich Digitale Kompetenzen (DESI/DSI, DigComp-SAT etc.) fokussieren auf Fragestellungen zu Nutzungsverhalten/-häufigkeiten und Selbsteinschätzung. Dies sagt aus meiner Sicht wenig über die tatsächliche „digitale Kompetenz“ der Bürger*innen aus. Auch wenn die meisten Erhebungsdaten in einem länderübergreifenden Vergleich für die „digitale Kompetenz“ der Österreich*innen sprechen, lohnen sich tiefergehende Analysen und daraus abgeleitete Maßnahmen. Wir sehen, dass die österreichische Online-Bevölkerung in der Selbsteinschätzung ihrer digitalen Kompetenz 76 von 100 Punkte erreicht, aber gerade einmal 50 im digitalen Grundlagenwissen, das über Wissensfragen in allen 6 Kompetenzbereichen des Digitalen Kompetenzmodell für Österreich – DigComp AT analysiert wird.* Damit sind die Online-Österreicher*innen gemäß Definition der Kompetenzstufen des DigComp zumindest fähig, Aufgaben selbständig zu erledigen, solange keine Probleme auftreten. Aber reichts uns das für die digitale Spitze im Sinne digitale Wettbewerbsfähigkeit und Innovation?

Es gibt eine erhebliche digitale Kompetenz-Kluft nach der formalen Bildung. Was kann dagegen getan werden?
Österreich hat ein vielfältiges Bildungssystem mit einer starken Ausdifferenzierung im Pflichtschulbereich, im Bereich der Allgemein Höherbildenden Schulen (AHS) und der Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) mit Handelsakademien (HAK) oder Höheren Technischen Lehranstalten (HTLs), oder in der erfolgreichen Lehrlingsausbildung mit den Berufsschulen. In den meisten Lehrberufscurricula sind digitale Kompetenzen formal verankert, ebenso wurde die „digitale Grundbildung“ in der Primarstufe und in der Sekundarstufe I formal verankert. Diese starken formalen Strukturen erlauben nunmehr eine solide, digitale Grundbildung im Schulbereich, um die digitalen Kompetenzen zu heben.

Allerdings sehen wir generationenübergreifend einen „gender gap“ im Bereich der Technologieaffinität und im Bereich der digitalen Kompetenzen zwischen Männern und Frauen – unabhängig vom Alter. Dies führt dazu, dass Frauen weniger oft digital-technische oder MINT-fokussierte Studien wählen bzw. in diese Berufe tendieren. Es braucht daher eine verpflichtende, vertiefende digitale Ausbildung in der Oberstufe in allen Schultypen, damit jede Schulabsolventin (und jeder -absolvent) bis zum Berufseinstieg bzw. Studienbeginn einen starken, positiven Bezug zur Digitalisierung hat. Ebenso braucht es verstärkte Förderung des lebensbegleitendes Lernens, um die „Lernmuffelmentalität“ abzulegen: von Steuererleichterungen oder Bildungsprämien im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung, im Bereich der Arbeitsmarktqualifizierung (digitale re- und upskilling), aber auch der individuellen Lernreisen von Bürger*innen. Unsere repräsentativen Erhebungen des Digital Skills Barometer (S.89) zeigen, dass über 50% der Österreicher*innen bereit sind, sich digitalen Kompetenzen anzueignen, wenn es Staat oder Arbeitgeber finanzieren. Ein Bildungskonto und jährliche Bildungsprämien für spezifische Bildungsmaßnahmen (z.B. KI) mit begleitender Wirkungsmessung wären eine sinnvolle, systemische Investition. 

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Fast zwei Drittel glauben, dass sich die eigene berufliche Tätigkeiten durch die Digitalisierung nicht verändert. Wie bewerten Sie diesen Befund?
Einerseits neigen wir Menschen über eine „verzerrte“ Wahrnehmung unserer eigenen Kompetenzen - wir alle neigen zur Überschätzung, wie bereits beschrieben. Dies mag dazu führen, dass wir die Auswirkungen der Digitalisierung unterschätzen. Ich möchte hier noch tiefer in Details gehen: Im Digital Skills Barometer geben weniger als 1/3 der Online-Österreicherinnen an, dass sie selbst von der Digitalisierung profitieren. Gleichzeitig sind aber knapp ¾ der befragten Frauen überzeugt, dass sie über ausreichend digitale Kompetenz verfügen, um den Anforderungen ihres Arbeitsplatzes auch in Zukunft gerecht zu werden. Nun wissen wir aber aus derselben Erhebung, dass Frauen gerade einmal 47 von 100 Punkten im digitalen Grundlagenwissen erreichen. Und hier sprechen wir noch nicht vom notwendigen Grundlagenwissen für die neuen Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cloud, IoT/Robotics etc., sondern von allgemeinen beruflichen Digitalkompetenzen. Auch wenn die die Ergebnisse für Männer besser sind, kann die „digitale Fitness“ insgesamt noch erhöht werden: mit einem breiten, digitalen Konditionstraining für die österreichische Bevölkerung und einem Krafttraining in diversen, digitalen Technologien für Fachkräfte.

Was sollte die Politik für ein andauernd hohes Niveau der digitalen Kompetenz im europäischen Vergleich der Bürger leisten?
Wir stehen vor einer digitalen Revolution, was die Geschwindigkeit der Veränderungen und technologischen Entwicklungen angeht und benötigen daher eine Art „digitaler Aufklärung“: die Bewusstseinsbildung, was Digitalisierung und digitale Kompetenz für den eigenen privaten und beruflichen Alltag leisten kann; das Verständnis über den Einfluss neuer Technologien und wie wir uns diese zu Nutzen machen können; den strukturierten Aufbau digitalen Grundlagenwissens und von bedarfsspezifischer Anwendungskompetenz. Es braucht das Zusammenspiel von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft, denn Digitalisierung bedingt Zusammenarbeit. Stabilität und Systemverankerung durch Politik und Verwaltung, rasche Reaktionsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit bezüglich neuer technologischer Entwicklungen durch die Wirtschaft sowie Aufgeschlossenheit und Bereitschaft der Gesellschaft informierte Diskurse zu führen, wo und wie digitale Technologien eingesetzt und genutzt werden sollen sowie von jeder/m einzelnen Bürger/in, „dranzubleiben“ und „weiterzulernen“.

*  Digital Skills Barometer, S.24, https://cip-hbox.huemer-dc.com/index.php/s/nPSof662Hn74nks

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