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Wenn 4.000 Airtaxis gleichzeitig auf die Münchner Arena zufliegen

Wie sich der Verkehr in der Luft entwickeln könnte

Prof. Rolf Henke, Mitglied des DLR-Vorstandes für Luftfahrtforschung und –technologie Quelle: DLR Prof. Rolf Henke Vorstand DLR 18.04.2019
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Uwe Schimunek
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Mit Blick auf die Zukunft des Verkehrs ist es für DLR-Experte Prof. Rolf Henke eine entscheidende Frage, "wie wir eigentlich diese Flugbewegungen in Städten organisieren wollen." In Sachen technische Lösungen hat der Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt einige Vorstellungen - mit möglichen rechtlichen Regelungen beschäftigt sich das DLR intensiv.







Mit viel Tamtam wurde kürzlich in Ingolstadt der City-Airbus vorgestellt. Wann hebt der Personenverkehr für normale Verbraucher ab?
Je nachdem, was man unter einem „normalen Verbraucher“ versteht, hat er das genaugenommen ja schon längst: in Städten wie Sao Paulo oder Mexico City gibt es über 2.000 Flüge pro Tag mit Hubschraubern zwischen Flughafen und Hochhäusern – ein Airtaxi ist doch ein Beförderungsmittel für den Individualverkehr über dem Boden, und das erledigt ein Hubschrauber heute schon. Ob die neuen Vehikel das dann auch autonom, d.h., ohne Pilot machen dürfen, wird die Frage sein – ich verweise dabei gerne auf den Job von Bruce Willis im Film „Das 5. Element“! Und es wird sehr spannend, wie wir eigentlich diese Flugbewegungen in Städten organisieren wollen: Wenn man sich vorstellt, zu einem Spiel des FC Bayern München in der Allianz-Arena würden nur 5 Prozent der Besucher mit einem sogenannten Airtaxi kommen wollen, fliegen gleichzeitig ca. 4.000 Airtaxis auf die Arena zu, das würde sicher spannend werden. Auch wenn Airbus das anders sieht, setze ich zu Beginn dieser neuen Vehikel eher auf Flüge zwischen Städten statt in ihnen, und das könnte schon bald beginnen – wenn sich Hersteller und Betreiber dafür finden.

Insbesondere der Versandhandel forscht an Lastendrohnen. Wie dicht könnte der Verkehr direkt über unseren Köpfen bald werden?
Gegenwärtig werden Zulassungsregeln erarbeitet, die hierfür klare Bedingungen vorschreiben, und daraus wird nicht ein permanentes Gewusel und „Gesumse“ über uns resultieren. Logistisch gibt es ja noch ganz andere Herausforderungen: selbst, wenn Sie einen Garten mit Landeplatz hätten, müsste eine Lastdrohne dort ja auch in niedriger Höhe anfliegen, also auch über Ihren Nachbarn. Müssen die dann zustimmen? Und wie kann verhindert werden, dass die Drohne dabei Aufnahmen macht? Vielleicht noch eine Anmerkung in Richtung Akzeptanz und Empfindung: Schon heute fliegen Flugzeuge über unseren Köpfen, ohne dass wir es merken oder uns in Gefahr deswegen fühlen – weil sie scheinbar weit genug weg sind. Eigenartigerweise empfinden wir aber die direkte Nähe von Fahrzeugen um uns herum im Straßenverkehr nicht so bedrohlich wie wesentlich kleinere und leichtere Vehikel über uns.

Flugtaxis und Lastendrohnen setzen häufig auf elektrischen Antrieb, sie müssen starten und landen – welche Infrastruktur brauchen die Fluggeräte?
Zunächst ist das mit dem elektrischen Antrieb ja noch nicht festgelegt, es gibt durchaus Konzepte, die auf Gasturbinen oder Kolbenmotoren aufbauen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass direkt auf der Straße neben uns ein Airtaxi landen wird; das würde einem kleineren Hubschrauber entsprechen, und den will man ganz bestimmt nicht neben sich starten und landen sehen. Daher wird es spezielle Start-/Landeplattformen geben, vermutlich in einer gewissen Höhe, also z.B. auf geeigneten Hochhäusern. Das verringert aber gleich den Vorteil, weil man diese Hochhäuser ja auch erst erreichen muss, statt direkt von A nach B zu kommen. Aber die Infrastruktur wird eben wegen dieser speziellen Plattformen gut zu installieren sein, ob es auswechselbare Batterien, Wasserstofftanks, Brennstoffzellen, oder Tanks mit ganz normalem Kraftstoff sein werden. 

Welchen rechtlichen Regelungsbedarf sehen Sie in absehbarem Zeitraum?
Den Regelungsbedarf gibt es ja schon lange, wir sind seit kurzem aber dabei, dass dieser auf europäischer Ebene auch erfüllt wird. Bemannte Fluggeräte werden zugelassen wie bisher, also z.B. Hubschrauber, und auch Einschränkungen im Flugprofil werden hier gelten. Eine Besonderheit sind die unbemannten Fluggeräte. Hier wird in einer bestimmten Gewichtsklasse nicht das Gerät selber, sondern die Mission zugelassen. Das verhindert z.B. die zuvor genannten Flüge über unseren Köpfen in Städten, denn das kann Flüge über unkritischem Terrain zwischen Städten ermöglichen. Diese neuen Regeln sind ausgesprochen spannend, neu und zielführend, wir beschäftigen uns im DLR sehr intensiv damit. Zudem werden wir für alle diese Fluggeräte ein Testzentrum aufbauen, wo wir dies in sicherer und kontrollierter Umgebung testen werden, auch zusammen mit den Zulassungsbehörden.

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