Neue Programme, fortschreitender Sendernetzausbau und aktuell gute Verkaufszahlen: Wie bewerten WorldDAB und Frontier Silicon die Entwicklung von Digitalradio in Deutschland?
Digitalradio macht in Deutschland gute Fortschritte. Das politische Engagement auf Bundes- und Länderebene wächst. Auch die Angebote der Rundfunkanstalten und Programmmacher wachsen und werden immer umfangreicher. Genauso sind die Hörerzahlen bei Digitalradio auf dem Vormarsch. Die Umsätze der Endgeräteindustrie wachsen ebenfalls stark an. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres um 27 Prozent. Und auch die Automobilhersteller zeigen wachsendes Interesse an DAB+.
Deutsche Politiker schlagen jetzt vor, alle Radios künftig mit Multinorm-Empfangschips auszurüsten. Ist ein solcher Herstellerzwang richtig?
Wir müssen zunächst verdeutlichen, dass Digitalradio erhebliche Vorteile für die Zuhörer, Sendeanstalten und die gesamte Gesellschaft hat. Für die Hörer bringt DAB+ eine verbesserte Klangqualität, mehr Auswahl und neue Datendienste; für die Sender ist Digitalradio ein hervorragendes Instrument für mehr Innovation und letztlich unerlässlich, wenn das Medium Radio auch im 21. Jahrhundert weiter gedeihen soll und schlussendlich ist DAB+ auch von gesellschaftlicher Relevanz. Zu nennen wären hier umweltökologische Aspekte, aber auch mehr Verkehrssicherheit auf den Straßen durch verbesserte Verkehrsinformationsdienste und schlussendlich eine hohe Zuverlässigkeit in Not- und Katastrophenfällen.
Künftig sollte in allen Radioempfangsgeräten sowohl UKW als auch Digitalradio integriert sein. Das würde helfen, die Entwicklung von DAB+ zu beschleunigen - sowohl in Deutschland als auch international. Für die Hersteller wäre der entscheidende Erfolgsschlüssel, wenn in Bezug auf das Digitalradio Klarheit und Konsistenz in ganz Europa herrschen würde. Wir schlagen deshalb vor, jetzt eine ausreichende Zeit für die Hersteller zu definieren, damit sie ihre Produkte entsprechend an die neuen Standards anpassen können.
Könnten sich technische Vorgaben der Politik tatsächlich als wirkungsvoller erweisen, als einfach einen Termin für eine UKW-Abschaltung festzulegen?
Beide Maßnahmen sollten gleichsam wirksam sein - der Schlüssel für die Industrie und die Radioveranstalter ist es, endlich Gewissheit zu haben. Norwegen und die Schweiz haben zum Beispiel Termine für Digitalumstellung definiert - jeweils in den Jahren (2017 und 2020-24) In beiden Ländern hat diese Ankündigung den Umsatz signifikant gesteigert und so schlussendlich beiden Märkten geholfen. Gleichzeitig sind verpflichtende Maßnahmen zum Einbau von Digitalradio in alle Radios gut geeignet, dass die Verbraucher vermehrt Radios kaufen, die Dank DAB+ auch für die Zukunft gerüstet sind.
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung von Digitalradio auf den übrigen Weltmärkten?
Unser mittelfristiges Ziel ist es, DAB+ als Kerntechnologie und Zukunftsplattform für das Radio in ganz Europa zu etablieren. Wir haben heute bereits vier gut etablierte Märkte in Norwegen, der Schweiz, Dänemark und Großbritannien. Der Start von DAB+ in Deutschland im Jahr 2011 war dann der Katalysator für die weitere Expansion. So beispielsweise in den Niederlanden im Jahr 2013 oder in Italien, wo 2014 ein zweiter nationaler kommerzieller Multiplex gestartet wurde. Nun erleben wir bereits eine dritte Digitalradio-Welle, in der auch in den Märkten, wie Frankreich (Paris, Nizza und Marseille), Belgien (Start 2017/18) oder Polen (über 50 Prozent DAB+ Abdeckung) Bewegung kommt. Pilotversuche sind zudem in Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei on Air. Die neueste Nachricht kommt aus Slowenien, wo am 19. September 2016 erstmals nationale Dienste über Digitalrtadio verbreitet warden sollen. Außerhalb Europas ist DAB+ bereits in Australien gut etabliert. Zudem sind aktuell Studien in der Türkei, Südafrika, den Golfstaaten, Thailand, Malaysia und Indonesien im Gange.