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Weiterer Aufschub von Investitionen wäre nicht tragbar gewesen

Wie die Privatkliniken das Krankenhauszukunftsgesetz bewerten

Thomas Bublitz - Hauptgeschäftsführer des BDPK - Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V. Quelle: Ines Lindenau Thomas Bublitz Hauptgeschäftsführer BDPK - Bundesverband Deutscher Privatkliniken 30.10.2020
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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In den Fördermilliarden aus dem Krankenhauszukunftsgesetz sieht BDPK-Hauptgeschäftsführer Thomas Bublitz "ein notwendiges und gutes Signal der Bundesregierung." Sein Verband vertritt die Interessen von mehr als 1.000 Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken in privater Trägerschaft. Thomas Bublitz kritisiert, dass ein Teil dieser Häuser nicht in den Genuss der Förderung kommt. Und noch ein Problem haben die Klinken.







Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz soll die Digitalisierung von Krankenhäusern mit Milliarden vorangetrieben werden. Wie stehen die deutschen Krankenhäuser in Sachen Digitalisierung derzeit da?
In zwei Punkten unterscheiden sich die Krankenhäuser und der gesamte Gesundheitssektor kaum von anderen Branchen. Erstens: Der Stand der IT-Transformation ist sehr unterschiedlich und reicht von hochmodern über mittelprächtig bis rudimentär. Größere Häuser oder Krankenhaus-Verbünde sind meistens weiter als kleinere Einrichtungen oder Einzelkämpfer. Zweitens: Wie überall leidet auch die IT-Entwicklung der Kliniken unter dem Fachkräftemangel. Fast die Hälfte hat große Schwierigkeiten, IT-Personal zu finden. Ein anderer Punkt ist allerdings sehr speziell: Krankenhäuser sollen ihre Investitionen nicht aus ihren Betriebserlösen finanzieren, sondern bekommen dafür eigentlich Mittel von den Bundesländern. Weil die Länder ihrer Investitionspflicht aber schon seit etlichen Jahren nicht ausreichend nachkommen, hatten und haben viele Kliniken schlicht und einfach zu wenig Geld zum Auf- und Ausbau ihrer IT-Infrastruktur. Allein in diesem Jahr kommen schätzungsweise drei Milliarden Euro zu wenig von den Ländern. Das KHZG war deshalb ein notwendiges und gutes Signal der Bundesregierung. Ein weiteres Aufschieben des über die Jahre kumulierten Investitionsbedarfes der Kliniken wäre nicht mehr tragbar gewesen. Bedauerlich ist allerdings, dass im Gesetz die Reha-Kliniken fehlen, die ja auch zum stationären Sektor gehören und eine wichtige Säule der medizinischen Versorgung bilden. Dass sie von der digitalen Transformation abgekoppelt werden, ist nicht nachvollziehbar und hinnehmbar.

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Das Fördervolumen soll bis zu 4,3 Milliarden Euro betragen. Ist die Summe angemessen für die nötige digitale Transformation der Branche?
Ausschlaggebend ist ja zunächst, dass es die Förderung überhaupt gibt. Wir können froh darüber sein, dass jetzt viel Sinnvolles in Gang kommen kann, wofür in der Vergangenheit die Mittel fehlten. Allerdings darf man auch nicht zu hohe Erwartungen haben. Es gibt in Deutschland knapp 2.000 Krankenhäuser, das bedeutet, dass für jedes Haus im Durchschnitt etwas mehr als zwei Millionen Euro zur Verfügung stehen. So ein Betrag ist schon allein für Hardware und Endgeräte schnell verbraucht und deshalb höchstens so etwas wie eine Anschubfinanzierung. Hinzu kommt, dass jede Klinik einen zwingenden Eigenanteil aufbringen muss, um die Förderung zu erhalten. Ohne Eigenmittel liegt dann die durchschnittliche Summe je Klinik nur noch bei 1,5 Mio. Euro. Für einige Krankenhäuser dürfte es schwierig werden, den erforderlichen Eigenanteil aufzubringen, denn viele sind schon jetzt verschuldet und rund die Hälfte macht Verluste. Und neben den Investitionen müssen die Kliniken ja auch die laufenden Kosten für die IT im Blick und im Griff haben.

Investitionen in digitale Patientenportale oder moderne Telemedizin-Anwendungen bedingen regelmäßig erhebliche Kosten beim späteren Betrieb. Wie lässt sich sicherstellen, dass die geförderten Investitionen den Patienten dauerhaft helfen?
Der Nutzen für die Patienten muss bei jeder Weiterentwicklung im Krankenhaus der zentrale Punkt sein, das gilt natürlich auch für die IT. Kliniken, die schon jetzt in der digitalen Zukunft angekommen sind, zeigen, wie es geht: Online-Sprechstunden sparen Wege und Wartezeiten, Tele-Monitoring verbessert den Operationserfolg, das Pflegepersonal wird durch IT-Lösungen entlastet und hat mehr Zeit für Patienten. Das ist alles anfangs mit Aufwand verbunden, verbessert aber die Versorgung und entlastet am Ende meistens auch das Budget. Diese Kombination ist immer langlebig. Dafür ist es allerdings wichtig, dass erzielte Einsparungen durch die IT in den Budgetverhandlungen von den Krankenkassen nicht wieder „einkassiert“ werden. Die Kliniken brauchen vielmehr Spielräume und Anreize, mit der IT Qualitätsverbesserungen zu erzielen und gleichzeitig wirtschaftlicher zu arbeiten.

Ausdrücklich soll auch die IT-Sicherheit gefördert werden. Wie schätzen Sie die Gefahr von IT-Angriffen auf Krankenhäuser ein?
Aus einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Umfrage des Deutschen Krankenhaus Instituts (DKI) wissen wir, dass 64 Prozent der Kliniken schon einmal von einem Cyberangriff betroffen waren. Das Risiko ist also gegenwärtig, auch für die Krankenhäuser kann die IT Segen und Fluch zugleich sein. Die größte Gefahr besteht darin, dass Menschenleben bedroht sein könnten, wenn zum Beispiel Diagnostik-Geräte ausfallen oder Operationen verschoben werden müssen. Deshalb hat die IT-Sicherheit in Krankenhäusern besonders hohe Priorität und ich hoffe, dass der Anschub durch das KHZG dazu beiträgt, es den Kriminellen schwerer zu machen.

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