Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Warum die Energieversorger eigene Funkfrequenzen wollen

Und welche Vorteile die 450-MHz-Frequenzen dabei haben

Heike Kerber, Geschäftsführerin, Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) Quelle: VDE|FNN/ fotostudiocharlottenburg Heike Kerber Geschäftsführerin Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) 14.10.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Während anderen Bereichen bereits Frequenzen zur Verfügung stehen, ist für die kritische Infrastruktur Elektrizität bisher keine Frequenznutzung vorgesehen", sagt Heike Kerber, Geschäftsführerin, Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN). Deswegen plädiert sie für die Zuweisung der Funkfrequenzen im 450-MHz-Bereich an die Branche. Der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.) gilt als einer der größten technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas.







Verschiedene Interessengruppen streiten sich um die Funkfrequenzen im 450-MHz-Bereich. Wer braucht diese am dringendsten?
Die Energieversorgung. Während anderen Bereichen bereits Frequenzen zur Verfügung stehen, ist für die kritische Infrastruktur Elektrizität bisher keine Frequenznutzung vorgesehen. Ausfälle oder Störungen im Stromnetz wirken sich unmittelbar und extrem auf alle anderen kritischen Infrastrukturen und somit auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Ein Ausfall der Energieversorgung – auch für kurze Zeit – hätte gravierende Folgen für die gesamte Volkswirtschaft. Mit einer Zuweisung des gesamten zu vergebenden 450-MHz-Frequenzbereichs an die kritische Infrastruktur Energieversorgung können die Netzbetreiber die Energiewende und deren Digitalisierung sicher und wirtschaftlich umsetzen. Bei großflächigen Stromausfällen (Schwarzfall) können die Netzbetreiber damit den Netzwiederaufbau organisieren.

Es gibt eine Reihe von etablierten Übertragungstechnologien – wozu braucht die Energiebranche ein exklusives Funknetz?
Jeder Haushaltskunde in Deutschland hat Anspruch auf eine Grundversorgung mit Strom. Dafür müssen Netze, Lasten, Speicher und Erzeuger zuverlässig beobachtbar und steuerbar sein. Diese Anforderung muss insbesondere im Schwarzfall erfüllt sein. Aber dann stehen die öffentlichen Telekommunikationsnetze (TK-Netze) nicht zur Verfügung. Während in Höchst- und Hochspannungsnetzen seit vielen Jahren autarke und netzbetreibereigene TK-Netze eingesetzt werden, kommen in den Netzebenen der Mittel- und Niederspannung aufgrund fehlender Alternativen weitestgehend öffentliche TK-Netze zum Einsatz. Dies führt zu einer immer weiter wachsenden Abhängigkeit der kritischen Infrastruktur von der Zuverlässigkeit, Servicequalität und dem Risiko der Überbuchung öffentlicher TK-Netze. Den öffentlichen Mobilfunk schwarzfallfest zu machen, wäre sehr teuer. Alle kritische Anlagen und Betriebsmittel über Lichtwellenleiter oder Kupferleitungen anzubinden auch. Fehlende oder eingeschränkte Kommunikation mit Personal und technischen Betriebsmitteln des Energiesystems hat kritische Konsequenzen: Die für den Netzwiederaufbau notwendigen Prozesse werden stark eingeschränkt, ggf. kann der Wiederaufbau daran auch scheitern.

Welche technischen Vorteile bieten die 450-MHz-Frequenzen?
Wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist eine für die kritische Infrastruktur Netz geeignete Kommunikationsinfrastruktur. Ein 450-MHz-Funknetz braucht nur wenige Funkmasten und ermöglicht eine flächendeckende Funkversorgung auch im ländlichen Raum. Aufgrund der guten Wellenausbreitung werden mit dem 450-MHz-Funknetz Gebäude besser durchdrungen und so steuerbare Systeme in Gebäuden, z. B. Blockheizkraftwerke, Wallboxen für Elektromobilität und intelligente Messsysteme, besser erreicht. Diese Systeme können mit öffentlichem Mobilfunk oft nicht angesteuert werden.

Der Beirat der Bundesnetzagentur hat sich nun dafür ausgesprochen, die 450-MHz-Frequenzen der Energiewirtschaft zu überlassen – wie geht der Prozess nun weiter?
Die 450-MHz-Frequenzen sind noch bis 31. Dezember 2020 vergeben. Eine Neuvergabe hat die Bundesnetzagentur eingeleitet. Der Beschluss des Beirats der Bundesnetzagentur, die 450-MHz-Frequenzen der kritischen Infrastruktur Energieversorgung zuzuweisen, ist ein erster Erfolg. Wir haben damit einen wichtigen Meilenstein für die Entscheidung durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur erreicht.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Andreas Gegenfurtner
Präsident
Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben

Andreas Gegenfurtner - Präsident der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
Funk | Netze

Bundesanstalt für Kompromiss bei ■ ■ ■

Wer das fragliche Frequenzband benutzen sollte - ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Andreas Gegenfurtner
Präsident
Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Michael Wübbels
Stellvertretender Hauptgeschäftsführer
Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU)

Michael Wübbels - Stellvertretender Hauptgeschäftsführer, Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU)
Funk | Netze

Erhebliche oder vollständige ■ ■ ■

Warum die Branche die 450-MHz-Frequenzen braucht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Michael Wübbels
Stellvertretender Hauptgeschäftsführer
Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU)

EIN DEBATTENBEITRAG VON


Dr. Joachim Pfeiffer, MdB (CDU) und Vorsitzender des Beirates bei der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation,  Post und Eisenbahnen
ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.