Verschiedene Interessengruppen streiten sich um die Funkfrequenzen im 450-MHz-Bereich. Wer braucht diese am dringendsten?
Die Energieversorgung. Während anderen Bereichen bereits Frequenzen zur Verfügung stehen, ist für die kritische Infrastruktur Elektrizität bisher keine Frequenznutzung vorgesehen. Ausfälle oder Störungen im Stromnetz wirken sich unmittelbar und extrem auf alle anderen kritischen Infrastrukturen und somit auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Ein Ausfall der Energieversorgung – auch für kurze Zeit – hätte gravierende Folgen für die gesamte Volkswirtschaft. Mit einer Zuweisung des gesamten zu vergebenden 450-MHz-Frequenzbereichs an die kritische Infrastruktur Energieversorgung können die Netzbetreiber die Energiewende und deren Digitalisierung sicher und wirtschaftlich umsetzen. Bei großflächigen Stromausfällen (Schwarzfall) können die Netzbetreiber damit den Netzwiederaufbau organisieren.
Es gibt eine Reihe von etablierten Übertragungstechnologien – wozu braucht die Energiebranche ein exklusives Funknetz?
Jeder Haushaltskunde in Deutschland hat Anspruch auf eine Grundversorgung mit Strom. Dafür müssen Netze, Lasten, Speicher und Erzeuger zuverlässig beobachtbar und steuerbar sein. Diese Anforderung muss insbesondere im Schwarzfall erfüllt sein. Aber dann stehen die öffentlichen Telekommunikationsnetze (TK-Netze) nicht zur Verfügung. Während in Höchst- und Hochspannungsnetzen seit vielen Jahren autarke und netzbetreibereigene TK-Netze eingesetzt werden, kommen in den Netzebenen der Mittel- und Niederspannung aufgrund fehlender Alternativen weitestgehend öffentliche TK-Netze zum Einsatz. Dies führt zu einer immer weiter wachsenden Abhängigkeit der kritischen Infrastruktur von der Zuverlässigkeit, Servicequalität und dem Risiko der Überbuchung öffentlicher TK-Netze. Den öffentlichen Mobilfunk schwarzfallfest zu machen, wäre sehr teuer. Alle kritische Anlagen und Betriebsmittel über Lichtwellenleiter oder Kupferleitungen anzubinden auch. Fehlende oder eingeschränkte Kommunikation mit Personal und technischen Betriebsmitteln des Energiesystems hat kritische Konsequenzen: Die für den Netzwiederaufbau notwendigen Prozesse werden stark eingeschränkt, ggf. kann der Wiederaufbau daran auch scheitern.
Welche technischen Vorteile bieten die 450-MHz-Frequenzen?
Wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist eine für die kritische Infrastruktur Netz geeignete Kommunikationsinfrastruktur. Ein 450-MHz-Funknetz braucht nur wenige Funkmasten und ermöglicht eine flächendeckende Funkversorgung auch im ländlichen Raum. Aufgrund der guten Wellenausbreitung werden mit dem 450-MHz-Funknetz Gebäude besser durchdrungen und so steuerbare Systeme in Gebäuden, z. B. Blockheizkraftwerke, Wallboxen für Elektromobilität und intelligente Messsysteme, besser erreicht. Diese Systeme können mit öffentlichem Mobilfunk oft nicht angesteuert werden.
Der Beirat der Bundesnetzagentur hat sich nun dafür ausgesprochen, die 450-MHz-Frequenzen der Energiewirtschaft zu überlassen – wie geht der Prozess nun weiter?
Die 450-MHz-Frequenzen sind noch bis 31. Dezember 2020 vergeben. Eine Neuvergabe hat die Bundesnetzagentur eingeleitet. Der Beschluss des Beirats der Bundesnetzagentur, die 450-MHz-Frequenzen der kritischen Infrastruktur Energieversorgung zuzuweisen, ist ein erster Erfolg. Wir haben damit einen wichtigen Meilenstein für die Entscheidung durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur erreicht.
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