Wie kann man sicherstellen, dass alternative Kunststoffe wirklich nachhaltig sind?
Aktuell bestehen drei unterschiedliche Optionen für Alternativen zu fossil-basierten Kunststoffen: Kunststoffe aus dem mechanischen und dem chemischen Recycling von Kunststoff-Abfällen, biobasierte Kunststoffe sowie Kunststoffe auf Basis von CO2.
Das Konzept der Nachhaltigkeit wird durch die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG) operationalisiert. Zielkonflikte zwischen einzelnen SDG sind möglich. In Bezug auf mögliche Alternativen zu fossil-basierten Kunststoffen spielen viele Aspekte eine Rolle. Insbesondere der CO2-Fußabdruck und die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen in der Erzeugung sollten bei der Nachhaltigkeitsbewertung unbedingt beachtet werden. Zudem spielt eine Rolle, ob andere schädliche Wirkungen von der Produktion alternativer Kunststoffe ausgehen und wie sich diese im Lebenszyklus auf die Umwelt auswirken. So wird bei bioabbaubaren Kunststoffen die Ressourcennutzung möglicherweise nicht in jedem Fall optimal sein, da der Lebensweg der Produkte in einer Kompostieranlage endet, ohne Möglichkeit zum Recycling.
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Stehen wir in Sachen Biokunststoffe vor einer neuen Tank-oder-Teller-Diskussion?
Biokunststoffe haben ihren Platz im Markt. Es muss ausgeschlossen sein, dass die Erzeugung von Rohstoffen für die Kunststoff-Produktion in einen Wettbewerb zur Nahrungsmittelerzeugung gestellt werden. Andernfalls wäre die Akzeptanz von Biokunststoffen gering.
Wie steht es bei Biokunststoffen um das Prinzip der Kaskadennutzung, das in ihrem Fall bedeuten würde, sie zunächst stofflich in langlebigen und reparierbaren Produkten einzusetzen, später zu recyceln und zuletzt energetisch zu verwerten?
Die Kaskadennutzung ist generell eine interessante Option für den Lebensweg von Kunststoffen. Das beschränkt sich nicht auf Biokunststoffe. Mit der Kaskadennutzung kann es gelingen, den Nutzen, welchen einmal erzeugte Kunststoffe stiften, um ein Vielfaches zu steigern. Gleichzeitig werden Ressourcen besser geschont. Auch eine vermehrte Kaskadennutzung sollte ihren Platz in einer zirkulären Wirtschaft haben und darf nicht per se als „Downcycling“ abgetan werden.
Muss in diesem Zusammenhang die Frage eines effizienten und umfassenden Recyclingsystems stärker in den Vordergrund rücken?
Die Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen kommt auch deshalb teilweise nur langsam voran, weil zum Teil sehr unterschiedliche Zielvorstellungen, d.h. Effizienzkriterien, formuliert werden. Hierzu zählen beispielsweise: Verminderung von Treibhausgasemissionen im einzelnen Unternehmen oder in der gesamten Wertschöpfungskette, eine möglichst geringe Inanspruchnahme der natürlichen Ressourcen, eine möglichst hohe Zahl von Kreisläufen der eingesetzten Materialien, Einsatz möglichst langlebiger Produkte, ein möglichst geringer Anteil von Schadstoffen im Materialkreislauf u.v.a.m. Diese unterschiedlichen Effizienzkriterien leiten Unternehmen und Gesetzgeber zu unterschiedlichen Entscheidungen. Daher ist es m.E. wichtig, sich zunächst über die Effizienzkriterien und Prioritäten hinreichend klar zu werden, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Im Ergebnis werden wir nicht zu einem einheitlichen Recyclingsystem gelangen, sondern zu angemessenen Lösungen für bestimmte Produkte bzw. Branchen. Ein Recyclingsystem für PET-Getränkeflaschen wird eine andere Gestalt haben als eines für PVC-Fenster, für Landwirtschaftsfolien oder für Industriefässer.