Regional gibt es ein dauerhaftes Wasserbilanz-Risiko. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Maßnahmen, um eine nachhaltige Versorgung und gerechte Verteilung von Wasser sicherzustellen?
Thüringen arbeitet bereits seit 2022 auch an der Umsetzung der Thüringer Niedrigwasserstrategie.* Ein Bestandteil davon ist, den Bedarf für Trink- und Brauchwasser abzuschätzen und die Versorgungssicherheit der Wasserversorgung zu prüfen. Auf dieser Grundlage (Bilanzrisiken) können spezielle Maßnahmen für unterschiedliche Regionen geplant werden. Hierzu zählen z. B. mehr Verbundleitungen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit, aber auch die Überprüfung und Anpassung von wasserrechtlichen Entnahmeerlaubnissen. Und wir versuchen, die Kapazitäten von Brauchwassertalsperren zu sichern und bei der Trinkwassertalsperre Leibis zu erhöhen.
Zugleich warnen Experten vor Extremregen-Ereignissen. Wie lässt sich den Auswirkungen dieser Ereignisse begegnen?
Starkregenereignisse können nahezu jederzeit und überall in Thüringen auftreten, Menschenleben gefährden und zu enormen Schäden führen. Die Vorwarnzeiten vor solchen Ereignissen sind sehr kurz, sodass Schutzmaßnahmen bereits im Vorfeld getroffen werden müssen. Um mögliche Schäden zu verringern, ist ein Gefahrenbewusstsein wichtig. Mit der Hinweiskarte „Starkregengefahren“, die im November 2024 vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie für Thüringen veröffentlicht wurde, können nun auch Kommunen, in denen sich bisher noch keine heftigen Starkregenereignisse ereignet haben, Bereiche erkennen, in denen es zu großen Wassertiefen und hohen Fließgeschwindigkeiten kommen kann. Gefährdete Gebäude können entsprechend abgesichert werden. Die Kommunen erhalten mit dem ebenfalls im November 2024 vom TMUENF veröffentlichten Leitfaden Starkregenvorsorge Thüringen eine Anleitung zum Handeln. Je nach Betroffenheit können Maßnahmen außerhalb der bebauten Gebiete (z. B. Anlage von Rückhaltekaskaden und Geröllfängen) und innerhalb (z. B. Multifunktionale Flächennutzungen, Anlegen bevorzugter Abflusswege) dazu beitragen, die potenziellen Schäden zu verringern.
Insbesondere Städte bemühen sich vielfach um Klimaresilienz - wie unterstützt Ihr Haus die Kommunen dabei?
Jüngstes Beispiel ist unsere Klimatoolbox.** Zum stärkeren Schutz vor Hitze haben die Thüringer Ministerien für Umwelt und Gesundheit ein neues digitales Informationsangebot vorgelegt. Es richtet sich an Gemeinden und Städte und bündelt auf rund 100 Seiten konkrete Optionen zum Hitzeschutz. Das Werk informiert zudem über den Zusammenhang von Hitze und Gesundheit, insbesondere bei gefährdeten Gruppen wie Kindern, Senioren oder chronisch Erkrankten und zeigt Wege der Finanzierung auf.
Welche Rolle können digitale Tools und KI künftig für ein effizientes Wassermanagement spielen?
Digitale Tools helfen uns bereits heute, unseren Kenntnisstand über die Zusammenhänge im Wasserhaushalt in Thüringen zu verbessern und entsprechende Daten bereitzustellen. So wird bspw. ein landesweites Grundwassermodell betrieben, in die Datensätze von über 600 Grundwasser-Messstellen für die Ermittlung der in Thüringen nutzbaren Grundwasservorkommen einfließen. Wir arbeiten daran, bestehende Prozesse (z. B. Datenübermittlung) mit Hilfe digitaler Tools zu optimieren und möglichst unbürokratisch zu gestalten. Für die Zukunft wird es außerdem wichtig sein, die bestehenden Tools um Elemente von KI bzw. maschinellen Lernens zu ergänzen, um so die umfassenden Datenbestände effektiver auswerten zu können.
* https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/001_TMUEN/Aktuelles/Topthemen/Trockenheit_und_Niedrigwasser/Thueringer_Niedrigwasserstrategie.pdf
** https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/001_TMUEN/Unsere_Themen/Klima/Klimaanpassung/Toolbox_Thueringen.pdf


