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Interview24.05.2018

Vom Experimentier- zum Zukunftsformat?

Welches Potential Podcasts wirklich haben und wie wir sie nutzen werden

Dr. Roland Scheble, Leiter der Hauptabteilung Strategie und Innovationsmanagement des Bayerischen Rundfunks (BR) Quelle: BR/Natascha-I. Heuse Dr. Roland Scheble Leiter der Hauptabteilung Strategie und Innovationsmanagement Bayerischer Rundfunk
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Wir beobachten diesen Trend wachsender Beliebtheit von Podcasts auch in Deutschland – zwar noch nicht in der Intensität wie in den USA, aber dennoch erkennbar. Aus Nutzersicht können wir aus einer breiten Vielfalt von Themen und Angeboten wählen – und zwar wann und wo wir gerade dafür Zeit und Lust haben. Aus Macherperspektive ermöglichen uns Podcasts, Themen zu vertiefen, mit neuen Formaten zu experimentieren und gezielt jüngere oder an bestimmten Themen interessierte Nutzergruppen anzusprechen." Das sagt Dr. Roland Scheble, Leiter der Hauptabteilung Strategie und Innovationsmanagement des BR. "Ich sehe bei Podcasts weiteres Potential für die Zukunft. Wenn wir sie z.B. über Sprachassistenzsysteme aufrufen können -  zuhause, im Handy oder auch in Autos."





In den USA boomen sie seit Jahren, journalistisch aufbereitete Podcasts. Welchen Stellenwert haben Podcasts heute in Deutschland und was macht sie so beliebt?
Wir beobachten diesen Trend wachsender Beliebtheit von Podcasts auch in Deutschland – zwar noch nicht in der Intensität wie in den USA, aber dennoch erkennbar. Auch Verlagshäuser setzen deshalb in letzter Zeit verstärkt auf  Podcasts. Spannend ist, dass gerade jüngere Zielgruppen zwischen 14 und 29 Jahren Podcasts lieben. Podcasts sind ein schönes Beispiel, wie die Digitalisierung die Medien verändert und einen Kosmos neuer Möglichkeiten schafft für Mediennutzer und für -macher. Aus Nutzersicht können wir aus einer breiten Vielfalt von Themen und Angeboten wählen – und zwar wann und wo wir gerade dafür Zeit und Lust haben. Und das ganz unkompliziert nebenbei auf unseren Smartphones, wenn wir etwa unterwegs sind. Aus Macherperspektive ermöglichen uns Podcasts, Themen zu vertiefen, mit neuen Formaten zu experimentieren und gezielt jüngere oder an bestimmten Themen interessierte Nutzergruppen anzusprechen. Mit der ARD Audiothek haben wir eine App auf den Markt gebracht, die das Podcastangebot der ganzen ARD attraktiv bündelt – und die bei den Nutzern sehr gut angenommen wird. Ich sehe bei Podcasts weiteres Potential für die Zukunft. Wenn wir sie z.B. über Sprachassistenzsysteme aufrufen können -  zuhause, im Handy oder auch in Autos.

Welche Themen und Schwerpunkte behandelt der BR in seinen Podcasts?
Wir versuchen mit dem Themenspektrum unserer Podcasts, die Interessen der Nutzer und der Gesellschaft abzudecken. Das Podcast-Angebot des Bayerischen Rundfunks umfasst einerseits das, was wir im linearen Radio- und Fernsehprogramm anbieten, aber auch einige Angebote darüber hinaus. Die Hitlisten der BR-Podcasts zeigen ein besonders hohes Interesse bei Wissens-Podcasts, z.B. stehen „radioWissen“ und „IQ – Wissenschaft und Forschung“ auf Platz 1 und 3 in unserem Ranking, aber auch unsere Talk-Podcasts wie „Mensch, Otto! – Mensch, Theile!“ und „Eins zu Eins - Der Talk“ sind außerordentlich erfolgreich. Eine aktuelle Studie der ARD Sales & Services zum Thema zeigt, dass bei Podcasts Comedy, Nachrichten & Politik und TV & Film auf Augenhöhe stehen.

Sind Audio-Podcasts vielleicht sogar journalistisch höher als TV oder Print zu bewerten und inwieweit taugt das Format für echten digitalen Qualitätsjournalismus? (aufgrund der redaktionellen Vertiefungsmöglichkeiten ohne vorgegebene Zeichenzahlen oder Sendeminuten)
Dass Audio-Podcasts journalistisch höher zu bewerten sind als Print oder Fernsehen, würde ich so nicht sagen. Was wir aber feststellen ist, dass wir bei Podcasts - und da meine ich Audio- und Videopodcasts gleichermaßen - eine besonders aktive Zuwendung und eine besonders hohe Aufmerksamkeit bei der Nutzung haben. Ohne die Beschränkung von linearen Medien oder Print, bieten sie die Möglichkeit, komplexen Themen mehr Raum und Tiefe zu geben. Trotzdem ist dieser Raum allein noch kein Erfolgsrezept für Qualitätsjournalismus. Es kommt auch bei Podcasts auf gutes journalistisches Handwerk an – inhaltlich und in der Art der Präsentation. Ein guter Podcast ist, wenn wir im Auto noch in der Garage sitzen bleiben – oder eine Extrarunde um den Block joggen, weil wir das Hörspiel oder das Feature, das wir gerade hören, so interessant oder fesselnd finden, dass wir es noch unbedingt gleich zu Ende hören wollen.

Wie interessant sind Podcasts ggf. als Marken- und Kundenbindungstools?
Wir glauben, dass Podcasts für die Marken- und Publikumsbindung tatsächlich sehr interessant sein können. Wir bieten unserem bestehenden Publikum so die Möglichkeit, unsere bekannten Angebote zeitlich flexibel zu nutzen. Wir können gleichzeitig auch potenzielle, jüngere Nutzergruppen ansprechen. Mit dem Wettbewerb „Call for Podcast“ haben wir zum Beispiel mit Erfolg ein Event geschaffen, bei dem wir sogar gemeinsam mit neuen Nutzern neue Podcasts entwickeln. Das Spannende ist, dass so nicht nur Angebote aus dem Linearprogramm zum Podcast werden können, sondern auch umgekehrt ein Podcast den Weg ins Radio finden kann. Gerade durch die Entwicklungen auf dem Markt der Sprachassistenzsysteme gehen wir davon aus, dass das Interesse an Podcasts perspektivisch in Deutschland noch steigen wird – und das gilt für Audio und Video gleichermaßen.

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